Die Favoriten im Präsidentschaftswahlkampf setzen sich bei den Vorwahlen ihrer Parteien im wichtigen Staat New York durch.

New York - So ausgelassen, ja übermütig hat man Hillary Clinton schon lange nicht mehr erlebt. Was sie in der Nacht zum Mittwoch in einem Hotelsaal in Manhattan zelebrierte, war eine rauschende Party zur Feier eines Sieges, der klarer ausfiel, als es die meisten erwartet hatten – sie selbst wohl eingeschlossen. In New York hat sie das Primary-Duell gegen Bernie Sanders nicht nur eindeutig für sich entschieden, mit knapp 58 Prozent Stimmenmehrheit. Vor allem glaubt sie sich den nötigen Schwung geholt zu haben, um den Vorsprung gegenüber ihrem Rivalen auf der Zielgeraden zumindest zu halten, wenn nicht auszubauen.

Die Favoritin wähnt sich am Ziel, kurz davor, die Kandidatur der Demokraten fürs Weiße Haus zu gewinnen. Sanders hat in New York eine Schlappe hinnehmen müssen, die wirklich schmerzt. Nicht nur, weil seine Erfolgsserie fürs Erste beendet ist, nachdem er zuletzt bei acht von neun Vorwahlen in Folge die Nase vorn gehabt hatte. Als nüchternes Fazit bleibt: Die Welle der Begeisterung, die der Senator aus Vermont mit seinen feurigen, idealistischen Reden insbesondere unter den Jungen ins Rollen brachte, reichte am Ende nicht aus, um der Favoritin Paroli zu bieten.

Die Stärke von Sanders kam nicht zum Tragen

Zum einen liegt es daran, dass Clinton fast alle Lokalgrößen der Demokratischen Partei hinter sich wusste und Afroamerikaner wie die Hispanics nach wie vor mit Sanders fremdeln. Zum anderen liegt es am strengen Reglement der New Yorker Vorwahlen. Wer die Parteifarbe wechseln und diesmal statt bei den Republikanern bei den Demokraten abstimmen wollte, musste sich bereits vor sechs Monaten entschieden haben. Erstwähler hatten bis März Zeit, sich in den Reihen der Demokraten registrieren zu lassen. Sanders Stärke aber ist es, dass er bei Unabhängigen punktet, also bei Leuten, die sich häufig erst in letzter Minute entscheiden, in welchem Lager sie votieren wollen. In New York kam sie nicht zum Tragen, anders als in Bundesstaaten mit sogenannten offenen Primaries, die spontane Entschlüsse fördern, statt sie zu verhindern.Was das über den weiteren Verlauf des Rennens sagt, scheint aber durchaus noch offen. Am nächsten Dienstag stehen fünf Bundesstaaten zur Wahl: In dreien (Connecticut, Pennsylvania, Rhode Island) rechnet sich Sanders gute Chancen aus, während zwei (Delaware und Maryland) als Clinton-Hochburgen gelten. Gut möglich, dass nächste Woche bereits die Vorentscheidung fällt, jedenfalls dann, wenn es der früheren Außenministerin gelingt, etwa in Pennsylvania als Erste durchs Ziel zu gehen. Bis dahin aber sind Siegesfeiern definitiv verfrüht.

Trump steuert auf absolute Mehrheit der Delegiertenmandate zu

Bei den Republikanern hat es Donald Trump mit glasklarer Mehrheit – genauer mit 60 Prozent in New York – geschafft, auf dem Kurs zur Nominierung zu bleiben, nachdem er vor zwei Wochen in Wisconsin unter die Räder gekommen war. Keiner seiner Kontrahenten, weder Ted Cruz noch John Kasich, kann ihn noch einholen bei den Stimmen der Delegierten, die im Juli in Cleveland den republikanischen Bewerber fürs Oval Office bestimmen. Die Frage ist nur, ob es Cruz und Kasich gelingt, Trump am Erreichen der magischen Zahl 1237 zu hindern, der absoluten Mehrheit der Delegiertenmandate. Seriös beantworten lässt sie sich vorläufig nicht.