Heidelberg gehört zu den Städten, in der die meisten Start-ups gegründet werden. Foto: IMAGO/Pond5 Images/IMAGO/xRoxichka25x

Gestiegene Zinsen, Konjunktursorgen und risikoscheuere Investoren machen der Start-up-Szene zu schaffen. Im Gegensatz zum Bundestrend stieg die Zahl der Gründungen im Südwesten 2023 aber. Auch dank der Stärke zweier forschungsnaher Standorte.

 Entgegen dem deutschlandweiten Trend sind im Südwesten im vergangenen Jahr mehr Start-ups aus der Taufe gehoben worden. Gemessen am Vorjahr stieg die Zahl der Neugründungen um rund acht Prozent auf gut 300, wie aus einer Studie des Bundesverbands Deutsche Startups hervorgeht. Der Aufwärtstrend aus dem ersten Halbjahr 2023 habe sich in der zweiten Jahreshälfte aber nicht fortgesetzt. Die Zahlen für das gesamte Jahr liegen zudem noch deutlich unter jenen des Rekordjahrs 2021: Damals waren demnach 395 Start-ups gegründet worden - gut 30 Prozent mehr als 2023.

Neben Baden-Württemberg verzeichneten auch Niedersachsen und Sachsen im vergangenen Jahr ein Wachstum. Das unterstreiche die zunehmende Bedeutung der Regionen jenseits etablierter Hotspots. Zwar entfalle ein Drittel aller Gründungen auf Berlin, München und Hamburg, ihr Anteil sei aber seit 2019 stetig gesunken. Für die Studie hatte die Analysefirma Startupdetector Handelsregisterdaten ausgewertet.

Karlsruhe und Heidelberg als führende Städte im Südwesten

Auffällig ist der Studie zufolge außerdem die Dynamik forschungsnaher Standorte. Bei den Gründungen pro Kopf rangieren direkt hinter den Spitzenreitern Berlin und München das südhessische Darmstadt sowie Karlsruhe und Heidelberg. Auf die beiden Universitätsstädte aus dem Südwesten kamen rechnerisch 10,0 beziehungsweise 8,6 neue Start-ups je 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: Berlin kam auf 12,5 Gründungen je 100 000 Menschen. „Um deutsche Universitäten entstehen zunehmend innovative Start-ups, die wissenschaftliche Durchbrüche schnell in die unternehmerische Praxis bringen“, hieß es.

Deutschlandweit sind im Gegensatz zum Südwest-Wachstum 2023 weniger Start-ups entstanden. Die Anzahl der Neugründungen fiel der Studie zufolge - gemessen am Vorjahr - um fünf Prozent auf knapp 2500. Im Vergleich zum Rekordjahr 2021, als noch 3196 Start-ups gegründet wurden, liege der Rückgang sogar bei gut einem Fünftel (22 Prozent). Der Rückgang treffe fast alle Branchen, allein der Software-Bereich habe zugelegt. Besonders bergab ging es bei Neugründungen im Online-Handel - hier wirke sich das schwache Konsumklima aus.

Lieferdienste und Finanzbroker erlebten einen Boom

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, das Start-up-Ökosystem Baden-Württemberg beweise seine Resilienz. „Auch in solch herausfordernden Zeiten zeigt sich einmal mehr, was die enge Verzahnung aus Wissenschaft und Wirtschaft für ein beeindruckendes Innovationspotential bietet.“

Die deutsche Start-up-Branche hat in der Corona-Pandemie von einem Digitalisierungsschub und den niedrigen Zinsen profitiert. Einen Boom erlebten etwa Lieferdienste und Finanzbroker. Auch im Südwesten kletterten die Gründungszahlen. Doch durch die gestiegenen Zinsen und Sorgen um die Konjunktur zeigten sich Investoren mit Finanzspritzen für Wachstumsfirmen zuletzt zurückhaltenden. Start-ups kommen daher schwerer an Geld, viele bauten bereits Stellen ab.