Die Zecke - Blutsauger und Krankheitsüberträger Foto: dpa

Forscher der Uni Hohenheim versuchen, Zecken mit biologischen Waffen zu bekämpfen.

Stuttgart - Sie breiten sich rasant aus: Gerade in Baden-Würrttemberg ist das Risiko groß, nach einem Zeckenbiss an der Frühsommer-Menengitis FSME oder Borreliose zu erkranken. Forscher der Uni Hohenheim versuchen, die Zecken mit biologischen Waffen zu bekämpfen - und züchten dafür kleine Wespen.

Fieber und Gliederschmerzen: Die Symptome ähnleln denen einer Sommergrippe, doch sie können auch Anzeichen einer Hirnhautentzündung oder Borreliose sein. Beide Krankheiten werden durch Zecken übertragen. Gerade in Baden-Württemberg sollte man vorsichtig sein: Denn von den seit 2001 gemeldeten FSME-Fällen in Deutschland (2 891) verzeichnet das Land mit 1 308 fast die Hälfte.

Die große Gefahr FSME

Bei der Borreliose, die nur in den neuen Bundesländern meldepflichtig ist, wird die Zahl sogar auf 4500 bis 7500 Neuerkrankungen pro Jahr geschätzt. Damit hätte Baden-Württemberg - bezogen auf die Zahl der Gesamtbevölkerung - die meisten Erkrankungen. Diese Zahlen präsentierte das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg jetzt bei einer Vortragsreihe an der Uni Hohenheim. Dabei präsentierten Forscher der Uni auch neue Erkenntnisse über weitere Krankheiten vor, die ebenfalls von Zecken und wie die Tiere bekämpft werden können.

Während die Borreliose meist harmlos verläuft und sich gut behandeln lässt, geht von der FSME eine große Gefahr aus. Der Virus kann nicht nur die Hirnhäute, sondern auch das Gehirn und das Rückenmark befallen. Neben Fieber und Kopfschmerzen kommt es zu Koordinations-, Bewusstseins- und Atmungsstörungen. Je älter man ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit schwerer verläuft.

Kaum sichtbar, aber umso wirkungsvoller

"Ein Drittel der Patienten wird schnell wieder gesund, ein Drittel zeigt wochen- bis monatelang Beschwerden", erklärt Professor Sebastian Rauer von der Uniklinik Freiburg. "Das restliche Drittel erleidet langfristige bis dauerhafte Schäden." Besonders alarmierend: Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, lässt sich medizinisch nichts tun, um den Verlauf zu mildern oder die Prognose zu verbessern.

Dabei muss man sich dem Risiko einer langwierigen Erkrankung gar nicht aussetzen. "Eine entsprechende Impfung bietet den nötigen Schutz und ist inzwischen gut verträglich, seit die enthaltenen Stoffe vor einigen Jahren verbessert wurden", erklärt Rauer. Trotzdem liege die Impfungsrate in Süddeutschland nur bei 30 Prozent.

Kaum sichtbar, aber umso wirkungsvoller

Verantwortlich für die Übertragung von FSME und Borreliose ist der Holzbock. Diese Zeckenart kommt zu 90 Prozent in Deutschland vor. Von den 20 hierzulande heimischen Zeckenarten haben sich in den vergangenen Jahren vor allem zwei besonders stark ausgebreitet: die Schafzecke und die Auwaldzecke. Sie übertragen weitere Infektionskrankheiten wie das sogennate Q-Fieber (Schafs- oder auch Balkangrippe genannt), das Fleckfieber und die durch kleine intrazelluläre Parasiten hervorgerufene Infektionskrankheit Babesiose. Zwar seien diese nicht so gefährlich wie FSME, doch sie dürften in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung erlangen, so Peter Kimmig von der Universität Hohenheim.

Die Uni Hohenheim erforscht mit dem Landesgesundheitsamt, wie Zecken mit natürlichen Feinden bekämpfen werden können. Als vielversprechend entpuppte sich neben einem speziellen Pilz der Einsatz einer besonderen Wespenart. Die kleinen Wespen sind mit dem bloßen Auge kaum sichtbar, aber umso wirkungsvoller. "Das Tier legt seine Eier in der Zecke ab", erklärt Professorin Ute Mackenstedt, "Dadurch stirbt die Zecke." Der Vorteil sei, dass die Wespen gezüchtet werden könnten und keine anderen Tiere außer den Zecken befallen würden.