Mehr Sicherheit auf der B 464: Dort gilt Tempo 90 und ein Überholverbot nach zahlreichen tödlichen Unfällen. Foto: factum/Simon Granville

Laut der Bilanz des Polizeipräsidiums Ludwigsburg hat es im Kreis Böblingen im vergangenen Jahr mehr als 12 000 Unfälle gegeben. Auf den Straßen starben 14 Menschen, vor allem die Bundesstraße 464 zeigte sich als Gefahrenstrecke.

Böblingen - Das vergangene Jahr ist nicht gut ausgegangen: Allein zwischen 29. November und 9. Dezember starben vier Menschen auf der Bundesstraße 464 zwischen Böblingen und Renningen. Insgesamt verloren 2019 bei Verkehrsunfällen im Kreis Böblingen 14 Menschen ihr Leben – zwei weniger als es 2018 waren, aber mehr als in den Jahren zuvor. Für Burkhard Metzger weist die Bilanz deshalb „Licht und Schatten“ aus: Während die Gesamtzahl der Unfälle praktisch unverändert blieb, sei die Zahl der Verkehrstoten nach dem eklatanten Anstieg 2018 „leider auf diesem hohen Niveau geblieben“, erklärt der Präsident des für Böblingen zuständigen Polizeipräsidiums in Ludwigsburg. Dafür gingen die Unfälle mit Kindern und Motorradfahrern zurück, während Senioren und junge Menschen deutlich mehr daran beteiligt waren.

Zu wenig Abstand

Auch der positive Trend des Vorjahres, in dem die Zahl der Unfälle gesunken war, setzte sich nicht fort: Im Kreis Böblingen kam es 2019 zu mehr als 12 000 Kollisionen. „Die weiterhin stark strapazierten Straßen und jährlich steigenden Zulassungszahlen“ könnten die Ursache dafür sein, vermutet Burkhard Metzger. Mehr als 254 000 Kraftfahrzeuge waren zum Jahresende im Kreis Böblingen zugelassen. Bei 3090 Kollisionen gab es Verletzte und sogar Tote – neben den 14 Todesopfern zählte die Polizei im vergangenen Jahr auch 205 Schwerverletzte.

Mit einer Zunahme von 25 Prozent hat der nicht eingehaltene Sicherheitsabstand als Unfallursache den größten Zuwachs, meldet die Polizei. An zweiter Stelle rangiert zu schnelles Fahren und Überholen: Die Raserunfälle nahmen um 9,2 Prozent zu, die fehlerhaften Überholvorgänge um 9,5 Prozent. Die meisten Unfälle passieren allerdings, weil ein Fahrer die Vorfahrt eines anderen missachtet oder Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren macht.

Risikogruppe Senioren

Unter Alkoholeinfluss kam es in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg zu 335 Unfällen, zehn weniger als 2018. Dafür verursachten Fahrer, die unter Drogeneinfluss standen 55 Unfälle und damit 13 mehr als im Vorjahr. Elf Kinder wurden im Kreis Böblingen bei Unfällen schwer verletzt, 71 leicht. Fast die Hälfte der Unfälle verursachten Autofahrer. Junge Erwachsene verschuldeten 875 Kollisionen – zu 25 Prozent, weil sie sich über die Geschwindigkeitsvorgaben hinwegsetzten. Die Zahl liegt im Mittelfeld der vergangenen Jahre. Auch die Senioren gehören mit 981 Unfällen zur Risikogruppe in diesem Bereich, die Zahl steigt seit Jahren an. Eine Tendenz nach oben haben darüber hinaus Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern: Sie waren 149-mal beziehungsweise 341-mal betroffen.

Erfreulich ist dafür die Entwicklung für die Motorrad- und Lastwagenfahrer. Die Zahl der Unfälle mit motorisierten Zweirädern ist um 15,6 Prozent auf 461 in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg gesunken. Knapp die Hälfte der Ereignisse waren selbst verursacht. Lastwagenunfälle sanken um 4,5 Prozent auf 1734, für weit mehr als der Hälfte der Zusammenstöße trugen die Lkw-Lenker die Verantwortung. Erschreckend sind die vielen Unfallfluchten: Nach jeder fünften Kollision in den beiden Kreisen machten sich die Verursacher aus dem Staub, fast 35 Prozent von ihnen konnten ermittelt werden. Der dadurch verursachte Schaden summierte sich auf 13 Millionen Euro.

Schon ein Verkehrstoter

Dank Corona geht es auf den Straßen im Kreis viel ruhiger als üblich zu – und damit sinkt auch die Zahl der Unfälle. Die Statistik für den April liegt noch nicht vor, aber im März sank die Zahl bereits um 30 Prozent auf 712 Kollisionen gegenüber 1039 im März vor einem Jahr. Im April erwartet Peter Widenhorn eigentlich einen weiteren Rückgang, weil dann der gesamte Monat und nicht nur der halbe von den Corona-Beschränkungen betroffen ist. „Aber es kommt gerade zu deutlich mehr Motorradunfällen“, berichtet der Sprecher des Polizeipräsidiums, im Kreis Böblingen ging bislang aber keiner tödlich aus. Ein erster Verkehrstoter ist 2020 dennoch zu beklagen: Im Februar starb der 39-jährige Fahrer eines Autotransporters, als er in Schönaich einen BMW aufladen wollte. Dabei riss ein Seil und er wurde von dem herunterrollenden Auto erfasst.