Unfallursache Nummer 1 in Baden-Württemberg dürfte auch mit Blick auf das gesamte Jahr zu hohes Tempo sein. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Stunde für Stunde kracht es Dutzende Male in Baden-Württemberg. Was bleibt sind Scherbenhaufen und Trümmer aus Blech. Auf Bundesstraßen, auf Autobahnen, auf Landstraßen. Die Corona-Pandemie hat die Lage leicht entspannt. Dennoch starben etwas mehr Menschen auf der Straße.

Stuttgart - Während bundesweit so wenige Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, ist die Zahl der Toten auf baden-württembergischen Straßen nach zuletzt deutlichem Rückgang wieder leicht gestiegen. Schwer verletzt worden sind dagegen nach dpa-Informationen erheblich weniger Menschen. Details auch zu den Gründen für die Entwicklung während des vergangenen Jahres will das Landesinnenministerium am Montag veröffentlichen.

In den ersten sechs Monaten des Corona-Jahres 2021 hatte die Zahl der Verkehrstoten noch auf historisch niedrigem Niveau gelegen. Als Grund war damals die Pandemie genannt und zugleich darauf hingewiesen worden, dass die Menschen wieder deutlich mobiler seien als in den Monaten zuvor. Allerdings war das Jahr 2021 im Gegensatz zum Vorjahr ganz von der Corona-Pandemie geprägt.

Unfallursache Nummer 1 in Baden-Württemberg dürfte auch mit Blick auf das gesamte Jahr zu hohes Tempo sein. Die Polizei hatte bereits unter anderem ihre Kontrollen verstärkt, außerdem wurden mehr mobile „Blitzer“ eingesetzt und der Bußgeldkatalog verschärft.

Drastischer Anstieg bei Geschwindigkeitsverstößen

Unklar ist bislang dennoch, welche genauen Gründe es für den drastischen Anstieg der Geschwindigkeitsverstöße im Laufe des vergangenen Jahres gibt. Allein durch die Polizei seien 2021 knapp 1,5 Millionen davon festgestellt worden, hieß es vorab. Das sind rund 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Außerdem wurden rund 27 000 Menschen angezeigt, weil sie sich ans Steuer gesetzt hatten, obwohl sie Alkohol getrunken, Drogen konsumiert oder Medikamente eingenommen hatten. Weitere 94 000 Autofahrer benutzten das Handy beim Fahren. Etwa 100 000 Mal fiel der Polizei zudem auf, dass Menschen in Autos nicht angeschnallt waren oder ihre Kinder nicht richtig gesichert hatten.

Weniger Autos unterwegs

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie waren bei der Vorlage der Bundesstatistik als Grund für den erneuten Rückgang der Zahlen in den meisten Sparten genannt worden. Die Entwicklung sei ausschließlich ein Effekt der Pandemie, hatte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Ende Februar gesagt. „Sobald der Corona-Effekt nachlässt, kommen wir auch wieder zu den alten Unfallzahlen.“

Es seien bundesweit weniger Autos unterwegs gewesen, zudem habe es vor allem im ersten Halbjahr 2021 kaum Urlaubsfahrten mit dem Auto gegeben. Lastwagen dagegen seien weiter unterwegs gewesen, dort stieg die Zahl der Unfalltoten auch an. Neue Probleme hatte der Experte bei einer Cannabis-Freigabe gesehen. Hier seien die Folgen für die Verkehrssicherheit ungeklärt.