Jalil und Esat sind ohne ihre Eltern aus Syrien nach Stuttgart geflohen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Stuttgart kommen immer mehr minderjährige Geflüchtete ohne Eltern an – so wie Esat und Jalil* aus Syrien. In einer Ersteinrichtung erzählen sie von der 15 000 Dollar teuren Flucht mit Schleppern, wie sie ihre Tage verbringen und was ein Teppich ihnen bedeutet.

Das Zimmer ist kahl, der Fliesenboden ohne Teppich. Matratzen und ein Wust aus bunter Decke und Kissen liegen auf zwei Betten. Das Plastikgestell des Hochbetts gegenüber steht entblößt da, ein Handtuch hängt darüber. Nackt wären auch die Wände, hätte nicht jemand das kleine Herz mit einem „K“ darauf gekritzelt. Auf dem Fenster kleben Zettel: „Nicht aus dem Fenster klettern“, gedruckt in neun Sprachen. Esat und Jalil finden, dass das Zimmer aussieht wie alle Zimmer in Deutschland. Zumindest wie die, in denen die beiden Jugendlichen gelebt haben, seitdem sie am 29. Dezember 2023 aus dem LKW krochen, sich bis zum nächsten Bahnhof schleppten, in den Zug nach Stuttgart stiegen und sich dort der Polizei meldeten.