Die Umzugsgruppe „Unterdorfer Lausbuben“ vor einem ihrer acht Schiffe in ihrer Wagenbau-Halle Foto: Privat

Sie sind die älteste aktive Umzugsgruppe in Donzdorf und fiebern schon deswegen dem Gaudiwurm am Sonntag entgegen. Gegründet hat sie Michael Hofele im zarten Alter von acht Jahren.

Auch Lausbuben werden älter. Die Unterdorfer feiern beim großen Fasnet-Umzug am Sonntag ihren 60. Geburtstag. Seitdem hat der Gründer von Donzdorfs ältester aktiver Umzugsgruppe immer mitgemacht. Bereits im Alter von acht Jahren rief Michael Hofele mit sieben Schulkameraden die Gruppe ins Leben. „Zwei Jahre lang hatte ich bei meinem Vater in der TG Donzdorf mitgemacht, dann wollte ich eine eigene Gruppe gründen“, so schildert er die Anfänge. „Dabei sein ist alles“, hieß es schon immer im Fasnetsdorf. Viele gehörten dazu. Seine beiden Brüder Jürgen und Martin, Petra Weber, Wolfi Gröber, Folkher Spengler, Werner Koch, Doro Freisleben und viele andere folgten im Abstand von wenigen Jahren.

 

Seitdem ist viel geschehen bei der Gruppe, aber auch bei Gründer Michael Hofele, der nach seinem Betriebswirtschaftsstudium Karriere bei einer Unternehmensberatung gemacht hat und dann bei seinem Bruder Martin als Kompagnon in die Firma Hofele Design einstieg. „Ich wollte bei meiner Frau und meinem Sohn sein und Martin brauchte mich“, erinnert er sich. Sein zweites Unternehmen waren sowieso die Unterdorfer. „So ein Wagenbau funktioniert wie eine mittelgroße Firma mit 60 Personen“, sagt er. Da habe er für seine berufliche Laufbahn viel gelernt.

Beliebtes Thema ist die Rivalität mit Süßen

Die To-do-Liste ist lang: CAD-Konstruktion, Material, Maschinen, Halle, Fahrzeug, Zeitplan, Personal, um nur einige Punkte zu nennen. Fachleute, Handwerksmeister und Ingenieure bauen drei Wochen lang, abends und am Wochenende. „So aufwendig war es natürlich am Anfang noch nicht“, sagt der Ober-Lausbub, der bis zum 50-jährigen Bestehen Präsident war mit einer vierjährigen Unterbrechung. Während dieser gab er die Leitung der Umzugsgruppe aus beruflichen Gründen an seinen Bruder Jürgen ab.

Mit dem ersten Fahrzeug ging es im Jahr 1967 los, als Michael zwölf Jahre alt war. Ein Mercedes 170 wurde kurzerhand aufgeschnitten und zum Cabrio gemacht. Das Thema: „Der neue ‚Gymnasium-Bus‘ holt in Süßen die Schüler ab.“ Die Rivalität zwischen Donzdorf und Süßen ist bei der Fasnet immer wieder ein Thema. Unzählige Wagen folgten. Der erste Traktor hatte eine Rakete auf dem Anhänger. Titel: „Klein Pariser Mondexpress“. Ein Jahr später war Stapellauf für das erste Schiff. Nicht grundlos werden die Unterdorfer Lausbuben als „Die beste Schiffswerft in Donzdorf“ bezeichnet. Immerhin haben sie in 59 Jahren acht Schiffe gebaut. Den ersten voll verkleideten Lastwagen bauten die Unterdorfer 1975. Motto: „Pirat Palmer kommt mit dem Ozeanriesen, um Kanzler Schmidt die Wahl zu vermiesen.“

Viele Anekdoten ranken sich um die Gruppe

Was ein richtiger Donzdorfer ist, der macht jedoch nicht nur beim Umzug mit. Das war auch bei Hofele so. Kein Wunder, schließlich trat er bereits im Alter von vier Jahren als Kinderclown auf. Vor 45 Jahren wurde Hofele dann Gründungsmitglied der Sketchgruppe „Fullharmoniker“, mit ersten Auftritten beim TG-Ball. Von 1978 bis 2004 waren die „Fullharmoniker“ ununterbrochen im Ensemble der Donzdorfer Prunksitzungen, ein letztes Mal 2010 beim Jubiläum. „Wir waren 27 Jahre dabei“, blickt der frühere Präsident zurück, der seine Fasnetskarriere 1981 als Hofmarschall im Prinzengefolge von ‚Prinz Reinhold‘ abrundete.

Zurück zu den Lausbuben. Die Zahl der Anekdoten, die sich um die Gruppe ranken, ist groß. Besonders im Gedächtnis geblieben ist die 1984 spielende Geschichte des getarnten Prototyps der damals brandneuen Lkw-Generation „TurboStar“ von Iveco. „Die stand für zwei Wochen in der Halle von Mercedes-Müller – bei der Konkurrenz“, sagt der damalige Präsident und grinst. Der Erlkönig wurde mit Holzplatten umbaut und die Gruppe zur Verschwiegenheit verdonnert. „Mercedes-Müller hat es nicht gemerkt und wir waren mit 420 PS am Umzug dabei.“ Der Entwicklungschef für Lkw bei Iveco mit Büro in Turin flog an besagtem Wochenende mit dem Firmenflieger nach Stuttgart, kam im Anzug zum Wagenbau und sagte: „Jungs, ich zieh’ mich kurz um in den Blaumann. Was muss ich machen?“ Die Antwort des Präsidenten kam prompt: „Die Platte spaxen.“