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So mancher Stuttgarter hat den Stichtag für die neue Plakettenregelung noch nicht im Kopf.

Stuttgart - Noch acht Monate, dann werden die Fahrer von Autos mit gelber Plakette in der Landeshauptstadt die rote Kelle der Polizei zu sehen bekommen. In der Umweltzone Stuttgart werden sie dann nicht mehr fahren dürfen, falls sie nicht eine Ausnahmegenehmigung ergattern - doch da will die Stadtverwaltung strenger sein als früher. Rund 20.000 Fahrzeuge mit gelber Plakette sind allein in Stuttgart gemeldet, Tausende auch in den Nachbarkreisen, wo viele Pendler daheim sind.

Schon jetzt ist absehbar: Viele Autofahrer werden ihren Wagen mit Rußfiltern und eventuell auch mit Stickoxid-Katalysatoren nachrüsten müssen, falls sie weiterhin in Stuttgart oder auch in Umweltzonen wie Berlin und Hannover fahren wollen. So ein Nachrüstsatz kostet ungefähr 700 bis 1000 Euro, sagt der Nachrüstexperte Michael Vitkus aus der Nähe von Flensburg. Dazu kommt noch der Aufwand für die Arbeitszeit, ein bis zwei Stunden. Deshalb sollten sich die Autofahrer schnell mit der Frage befassen, ob sich die Nachrüstung noch rentiert.

Nicht immer ist sie möglich. Bei Fahrzeugen der Abgasnorm Euro2 sieht es eher düster aus. Wagen mit Euro3 - und sie dürften das Gros ausmachen - seien in der Regel so nachrüstbar, dass sie die grüne Plakette erhalten und weiterhin in der Umweltzone fahren können, sagt Vitkus. Aber eben auch nicht immer. Entscheidend ist die Schlüsselnummer in den Papieren. Gute Karten hätten in der Regel die Fahrzeuge ab Baujahr 2000, sagt Vitkus. Skeptisch ist er aber, wenn es um Allradfahrzeuge von VW geht. Denn: "Das Abgasverhalten ist hier anders als bei Autos, die nur an einer Achse angetrieben werden."

Welche Autos können nicht nachgerüstet werden?

Was alles nachrüstbar ist und was nicht, ließe sich nach Vitkus' Überzeugung allenfalls in einem Monat Arbeit auflisten. Es gibt aber ein paar Beispiele.

Der Daumen zeigt runter beim Euro-2 VW Passat TDI mit 110 PS, Modellreihe IV, ab Baujahr Oktober 1996. Auch einige T4-Modelle von VW bis Juni 2003 gelten als nicht für die grüne Plakette nachrüstbar, außerdem Polo- und Caddy-Modelle mit der 1,9-Liter-Maschine und 64 PS bis zum Modelljahr 2001. Und bei den Ford-Transit- oder Ford-Tourneo-Modellen droht einigen Exemplaren das Aus.

Wie hart das sein kann, weiß Vitkus selbst nur zu gut. Auch seinem T4 - Baujahr 1996, 1,9-Liter-Maschine, 68 PS - ist nicht mehr zu helfen. Vitkus: "Da geht es um noch aktuelle Fahrzeuge, die ewig halten."

Sicher sein, was noch geht, können Autofahrer nur bei einer Überprüfung anhand der eigenen Fahrzeugdaten. Im Internet ist das möglich unter der Adresse "www.katundfiltersuche.de". Dort werden Nachrüstmöglichkeiten angezeigt. Wer leer ausgeht, kann sich als Interessent registrieren lassen und sollte sich auch beraten lassen, rät Vitkus. Bei genügendem Interesse bringen die Hersteller manchmal nämlich auch noch passende Nachrüstsysteme auf den Markt. Anders als früher befürchtet, könne man heute auch praktisch alle Mercedes-Sprinter-Modelle nachrüsten, sagt Harry Kellner, der Experte des ADAC Württemberg.

"Man muss ja nicht gleich einen Nachrüstsatz kaufen", empfiehlt Vitkus, "aber man sollte die Möglichkeiten und den Preis dafür kennen - sonst heulen die Betroffenen erst wieder kurz vor dem Inkrafttreten des Fahrverbots auf." Zurzeit sei das Interesse an Nachrüstungen in Deutschland noch recht schwach. "Seit die finanzielle Förderung von Nachrüstungen Ende 2010 ausgelaufen ist, gibt es keine Nachfrage mehr", sagt Vitkus. Das lässt ihn befürchten, dass der Sturm in diesem Jahr ganz spät einsetzen wird.

"Viele haben noch den Termin 1. Januar 2013 im Kopf und denken nicht daran, dass das Aus für die gelbe Plakette um ein Jahr vorgezogen wurde", befürchtet auch Harry Kellner vom ADAC.