Das Sommerfest fällt dieses Jahr aus. (Archivbild 2016) Foto: imago/Objektif/imago stock&people

In diesem Jahr wird es kein Sommerfest in Stuttgart geben. Das teilte die Stadt am Montag überraschend mit. Wie nehmen die Stuttgarter die Nachricht auf? Wir haben uns umgehört.

„Was, das Sommerfest fällt aus?“ Rückfragen wie diese sind typisch, wenn die Stuttgarter am Montagnachmittag erfahren, dass das Sommerfest rund um den Eckensee und auf dem Schlossplatz in diesem Jahr wegen Personalknappheit ins Wasser fällt. Herumgesprochen hat sich die Absage, die die Stadt erst kurz zuvor bekannt gegeben hat, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die meisten finden es aber gleichwohl schade, wenn sie davon hören. Vielen liegt „dieses Fest mit den weißen Zelten“ am Herzen.

„Wir finden das sogar extrem schade“, sagen Sabrina Hammel und Julian Gärtner, die am Montag die Sonne im Oberen Schlossgarten genießen und ein wenig durch den Park schlendern. Die beiden 26-jährigen Stuttgarter leben in der Innenstadt und haben eben noch gemutmaßt, dass das Sommerfest bereits aufgebaut werde. Doch die Pavillonzelte, die am Montag am Eckensee zu sehen sind, sind Überbleibsel des Katholikentags, der in den vergangenen Tagen stattgefunden hat. „Das Sommerfest hat uns immer total angesprochen“, schwärmt Julian Gärtner. „Wir konnten da sogar zu Fuß hingehen.“

Verständnis für Gastronomen

Überhaupt freuen sich die beiden über jedes Open-Air-Event in der Stadt. Dass viele Gastronomen wegen Personalmangels ihre Teilnahme am Sommerfest absagen mussten, können die beiden gleichwohl nachvollziehen. „Das Service-Personal hat sich inzwischen andere Jobs gesucht“, meint Sabrina Hammel.

Überhaupt finden die meisten Stuttgarter recht schnell eine schlüssige Erklärung für die Personalnot im Gastro-Gewerbe: „Nach Corona macht niemand mehr die unbeliebteren Jobs“, sagen etwa Hans-Peter und Sara Schöttler, die mit ihren beiden Kindern am Eckensee unterwegs sind. Dass viele Menschen, die früher in der Gastronomie gearbeitet haben, sich während der Pandemie umorientieren mussten und jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen, finden die beiden Kornwestheimer „nachvollziehbar“. Doch die Enttäuschung überwiegt: „Das Format war ja ein bisschen extravaganter“, sagt der 42-Jährige anerkennend. „Nicht nur die übliche Bratwurst.“ Für Stuttgart sei das Sommerfest „ein Symbol gewesen“.

Auch kritische Töne

„Immer ein bisschen versnobt“, empfand dagegen eine 43-Jährige das traditionelle Sommerfest rund um den Eckensee. Die Stuttgarterin findet es deshalb gar nicht so schlimm, dass es in diesem August nicht stattfinden kann. Sie würde sich ein Fest wünschen, dass ein breiteres Spektrum der Stadtbevölkerung anspricht.

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Die 19-jährige Kristina Ilic gehört zu denen, die definitiv um das Fest trauern. „Das war echt ein gutes Angebot“, sagt die junge Frau. Sie vermutet, dass auch viele potenzielle Servicekräfte der Gastronomie sich derzeit nicht vertraglich binden wollen, weil die Angst besteht, dass die Pandemie wieder losgehen könnte.

Auch Patrick Schön aus Filderstadt zeigt Verständnis für die Menschen, die während der Pandemie in Restaurants und Kneipen keine Anstellung mehr fanden oder gar entlassen wurden und jetzt nicht mehr in der Branche arbeiten wollen. „Zumal zu den Stundenlöhnen, die in der Gastronomie bezahlt werden“, sagt der 33-Jährige. Auch, wenn er es nicht jedes Jahr besucht hat, fand er das Sommerfest immer sehr gesellig. Daran ändern würde er nichts.