Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. Foto: dpa

Die Politik unternimmt zu wenig gegen Kinderarmut, finden die Deutschen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Kinderreport hervor.

Berlin - Deutschland geht es gut, doch das kommt bei vielen der Kinder nicht an: Mehr als 2,5 Millionen Kinder sind hierzulande von Armut betroffen. Ein Großteil der Bevölkerung stellt dem Staat deshalb ein schlechtes Zeugnis bei der Bekämpfung von Kinderarmut aus, wie aus dem Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerks hervorgeht, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Der Bericht zeige, dass die Menschen die dringende Aufgabe sehen, „entschiedener als bisher die Kinderarmut in unserem Land zu bekämpfen“, sagte Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. Das Forschungsinstitut Kantar Public hatte 1620 Personen – davon 620 Kinder – befragt. Schwerpunkte der Befragung waren Gründe für Kinderarmut, deren Bekämpfung und die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen.

Knapp zwei Drittel der Erwachsenen, meinten, dass „eher wenig“ oder „sehr wenig“ gegen Kinderarmut getan werde. Kinder und Jugendliche teilen diese Meinung. Als Hauptgründe werden zu niedrige Einkommen und ein Versagen der Politik angeführt. Fast zwei Drittel wären sogar bereit, höhere Steuern zu zahlen, um das Problem anzugehen.

Der große Plan: Kindergrundsicherung

„Das kann man nicht schön reden“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zu den Ergebnissen. „In unserer reichen Gesellschaft ist das Problem nach wie vor ungelöst.“ Thomas Krüger betonte, dass es erfreulich sei, dass das Thema Kinderarmut überhaupt in den Koalitionsverhandlungen auftauche. „Die Wahrnehmung in der Politik hat sich verändert. Aber das Familienleistungsrecht ist in Deutschland für die Betroffenen oft viel zu komplex.“ Die im Sondierungspapier vereinbarte Erhöhung des Kindergeldes auf 25 Euro reiche deshalb nicht aus. Ihm schwebt eine Kindergrundsicherung vor, für deren Finanzierung aber zusätzliche 22,5 Milliarden Euro zu Verfügung gestellt werden müssten. Eine weitere Schlüsselfrage sei die die Möglichkeit zur Teilhabe von Kindern aus einkommensschwachen Familien. „Sie sind oft von Sport- und Freizeitaktivitäten ausgeschlossen“, sagte Krüger. Und auch da habe der Staat Nachholbedarf, räumte Stephan Weil ein: „Es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich Kinder aus Familien mit kleinem Geldbeutel nicht benachteiligt fühlen.“