Die Mehrheit der Jugendlichen glaubt, dass Politiker ihre Meinung nicht ernst nähmen. Foto: Imago//Imagebroker/Aleksei Isachenko

Eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hat gezeigt, dass deutsche Jugendliche gespalten darin sind, ob sie die Demokratie mehrheitlich gut finden. Viele fühlen sich nicht von der Politik gehört. Der Blick auf die eigene Zukunft ist dagegen positiver geworden.

Jugendliche in Deutschland blicken mehrheitlich optimistischer in die eigene Zukunft als noch vor einem Jahr. Das ist eines der Ergebnisse einer am Donnerstag von der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh veröffentlichten Umfrage unter jungen Menschen im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Demnach gehen 52 Prozent davon aus, dass ihr eigenes Leben in drei Jahren besser sein wird. Bei der Vorläuferbefragung im Jahr zuvor waren es nur 43 Prozent.

Mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland insgesamt sind die jungen Menschen demnach zwar merklich kritischer – auch dort gab es indes eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. So gehen 20 Prozent der Befragten davon aus, dass das Land in drei Jahren besser dasteht. 38 Prozent befürchten eine Verschlechterung, 29 Prozent erwarten eine unveränderte Lage. 2022 rechneten allerdings lediglich 16 Prozent mit einer positiven Entwicklung Deutschlands, also nochmals weniger.

In Teilgruppen findet nur noch eine Minderheit Demokratie gut

Besorgniserregend ist den Studienautoren zufolge, dass die Demokratie als Regierungsform unter Kindern und Jugendlichen aus mittleren und niedrigeren Bildungsschichten teils rapide an Ansehen verliert. So sank die Zustimmung bei jenen, die weniger als einen mittleren Abschluss anstreben, binnen Jahresfrist um 15 Prozentpunkte auf 40 Prozent. Nur eine Minderheit von ihnen findet die Demokratie demnach gut.

Bei Mädchen und Jungen, die einen mittleren Schulabschluss anstreben, bildeten die Demokratiebefürworter mit 55 Prozent demnach zumindest noch eine knappe Mehrheit. In der Gruppe ihrer Altersgenossinnen und -genossen auf dem Weg zu einem höheren Bildungsabschluss finden hingegen 77 Prozent die Demokratie gut. 

Kritik an Desinteresse der Politik

Im Vorjahresvergleich erhöhte sich der Anteil der Demokratiebefürworterinnen und -befürworter in dieser höheren Bildungsschicht sogar um sieben Prozentpunkte. Es zeichnet sich nach Angaben der Stiftung also ein zunehmendes „Gefälle“ bei der Verankerung der Demokratie ab, das maßgeblich vom Bildungsniveau beeinflusst wird.

Mehrheitlich kritisieren die befragten Jugendlichen insgesamt ein Desinteresse der Politik an ihren Einstellungen und Positionen, wie aus der repräsentativen Befragung des Instituts Ipsos im Auftrag des Liz Mohn Centers der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. 64 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Politikerinnen und Politiker die Meinungen junger Menschen nicht ernst nähmen. 51 Prozent oder knapp mehr als die Hälfte meint, dass die Politik das Thema Klimaschutz nicht wichtig genug nimmt.

Die Umfrage wurde laut Bertelsmann zwischen dem 10. und 21. Februar dieses Jahres erhoben. 500 junge Menschen nahmen daran teil, die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung in der Altersgruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen.