Wozu ist die Straße da? Zum Flanieren! Die B14 könnte künftig so ausehen. Der Ist-Zustand ... Foto: Illustrationen im Rohentwurf: Aldinger & Wolf

Die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung will einen neuen Anstoß geben.

Stuttgart - Könnte die Verkehrsschneise B14 in der Stuttgarter Innenstadt endlich in einen City-Boulevard verwandelt werden? Die Anhänger dieser Idee legen sich jedenfalls ins Zeug dafür. Am kommenden Dienstag wollen sie präsentieren, wie der Boulevard aussehen könnte.

Die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) in Baden-Württemberg forciert die Bemühungen um eine menschenfreundlichere Verkehrsschneise. Am morgigen Dienstag will sie um 19 Uhr im Mittleren Sitzungssaal des Rathauses (3.Stock) ihre Vorschläge präsentieren. Ohne dass man die Kapazität der B14 einschränke und Autos auf Nebenstraßen abdränge, sollen die Fahrbahnen reduziert werden.

Stellenweise könnten zwei bis drei Fahrspuren eingespart werden, erklärte DASL-Geschäftsführer Karl-Josef Jansen auf Anfrage, so könnten fünf bis zehn Meter Platz für neue Mittelinseln gewonnen werden. Diese würden es nicht nur Fußgängern erleichtern, die B14 zu überqueren - dort könnten auch kleine Kunstausstellungen unter freiem Himmel und kleine Märkte stattfinden. Aktivitäten, wie es sie auf manchen Boulevards von Großstädten, etwa Berlin, längst gebe. Dort, wo die B14 heute bereits tiefergelegt ist, würden die Minitunnel unverändert bleiben. Die Streckenabschnitte oben und die Rampen zwischen unten und oben könne man jedoch verändern.

Stadtquartiere verbinden

Jansen und seinen Mitstreitern geht es aber nicht nur um neue Aktivitäten auf Inseln zwischen Fahrbahnen. Sie streben auch an, dass mit weiteren und besseren Querungsmöglichkeiten die einstigen Wegebeziehungen für Fußgänger und frühere Sichtachsen wiederhergestellt werden - beispielsweise zwischen dem Wilhelmspalais und dem Endpunkt der Planie beim Kunstmuseum.

Dadurch und durch neue Kreuzungen möchte man auch Stadtquartiere wieder miteinander verbinden, die durch den Ausbau der B14 vor mehr als vier Jahrzehnten getrennt worden sind. Um die Schwellenangst zu senken, macht die Akademie den Vorschlag, zunächst keine Fahrspuren zurückzubauen, sondern nur testweise mit Baken zu markieren und zu sperren.

Ein alter Bekannter taucht in der Studie auch wieder auf: der Fußgängerüberweg in Höhe des Opernhauses, den die Grünen schon vor Jahren forderten und der die Verantwortlichen des Automobilclubs ADAC wie auch die Christdemokraten mächtig auf die Palme brachte.

Widerspruch passt ins Konzept

Neuer Widerspruch dürfte also programmiert sein. Doch auch der passt ins Konzept. Dass die sofortige Realisierung möglich wäre, glauben auch die DASL-Repräsentanten nicht. Sie wollen eine neue Debatte anstoßen, nachdem sich die von OB Wolfgang Schuster (CDU) und den Bürgerlichen verfolgten Tunnelpläne für die Kulturmeile vor wenigen Jahren zerschlagen haben - weil die städtischen Finanzen von der Wirtschaftskrise beeinträchtigt wurden und sich die Kosten des Projekts erhöhten.

Die DASL war auch auf dem Höhepunkt der Tunnelpläne stets dagegen, unnötig Geld in die Erde zu vergraben. Es werde besser dafür eingesetzt, an der Erdoberfläche einen Boulevard für Autos, Radfahrer und Fußgänger zu schaffen, meinte sie.

Vor Jahrzehnten bereits hatte die Akademie dieses Thema aufs Tapet gebracht. 2002/2003 gab sie den Anstoß, an der B14 einige Fußgängerampeln einzurichten. Gegen den anfänglichen Widerstand der CDU wurden zwei - in Höhe der Leonhardskirche und der Sophienstraße - zunächst auf Probe eingerichtet, eine dritte am Opernhaus aber nicht. Inzwischen ist die Probezeit vorbei. Nun heißt es, das Konzept habe sich bewährt. Nun solle es mit dem Projekt City-Boulevard erweitert werden, meint man bei der DASL.