Um sich die „Mona Lisa“ aus der Nähe anzusehen, ist Ellbogeneinsatz ­­gefragt Foto: dpa

Der Louvre in Paris wird zur Baustelle: Das wohl meistbesuchte Museum der Welt investiert mehr als 50 Millionen Euro in seinen Eingangsbereich. Denn der ist längst an seine Grenzen gekommen.

Paris - Die Wartereihe zieht sich schlangenförmig über den Platz vor dem majestätischen Palast. Manche haben ein Buch dabei. Denn es kann dauern: zwei bis drei Stunden mindestens. Wer eines der 38 000 im Pariser Louvre ausgestellten Kunstwerke sehen will, braucht Geduld und gute Nerven. Das soll sich nun ändern.

Um den Empfang der täglich 30 000 bis 40 000 Kulturinteressierten zu verbessern, hat der Louvre, nach eigenen Angaben das meistbesuchte Museum der Welt, im Sommer das Projekt „Pyramide“ für die Umgestaltung des Eingangsbereichs gestartet. Bis April 2016 werden die unpraktischen Drehtüren umgebaut, wird die Garderobe vergrößert, die Zahl der Toiletten erhöht. Die Infostände sollen versetzt und die Ausschilderung klarer werden.

„Es handelt sich nicht um ein einzelnes großes Projekt, sondern die Aufeinanderfolge von mehreren einzelnen“, erklärt Thomas Dubuisson vom beauftragten Architekturbüro Search. Finanziert werden die Kosten in Höhe von 53,5 Millionen Euro maßgeblich vom Erlös aus der Partnerschaft mit dem Louvre Abu Dhabi, der 2015 eröffnet werden soll. Die Überlassung des Namensrechts für 30 Jahre und Wechselausstellungen mit Leihgaben bringen dem Pariser Louvre fast eine Milliarde Euro ein. So kommt das Großprojekt ohne Subventionen aus.

Neun von zehn Besuchern kommen wegen der „Mona Lisa“

Der Louvre stellt ein Aushängeschild der französischen Hauptstadt dar – doch der erste Eindruck wird getrübt von der langen Wartezeit, dem Lärm in der Empfangshalle und einer unübersichtlichen Ausschilderung. „Wenn man im Inneren ist, empfängt einen ein Geräuschpegel wie in einem Flughafen-Terminal, und im Sommer herrscht hier große Hitze“, erklärt Pauline Prion, Leiterin des Projekts „Pyramide“. „Das ist unangenehm für das Dienstpersonal, das hier den ganzen Tag verbringen muss, aber natürlich auch für die Besucher.“ Neun von zehn Besuchern kommen in erster Linie wegen Leonardo da Vincis berühmter „Mona Lisa“ – und fragen sich durch, mangels Orientierungshilfen. „Die Infostände sind manchmal derart überlaufen, dass man sie gar nicht mehr sieht“, klagt Prion.

Die gewohnten Öffnungszeiten werden beibehalten, obwohl es sich um die größte Baustelle seit Errichtung der Glaspyramide als zentralem Eingang im Jahr 1989 handelt. Viele hatte die vom damaligen Präsidenten François Mitterrand initiierte Konstruktion aus Stahl und Glas des amerikanisch-chinesischen Architekten I. M. Pei durch den radikalen Kontrast zum einstigen Königspalast zunächst schockiert. Heute gehört die Pyramide längst zu den Vorzeigestücken des Museums.

Zahl der Besucher hat sich verdoppelt

„Der Louvre ist das einzige Museum auf der Welt, bei dem schon der Eingang als Kunstwerk angesehen wird“, sagt der Museumsleiter Jean-Luc Martinez. Doch der Louvre ist Opfer seines eigenen Erfolgs: In den 80er Jahren ging man von einer jährlichen Besucherzahl von drei bis fünf Millionen Menschen aus – inzwischen sind es rund neun Millionen. Bis zum Jahr 2025 wird sogar mit zwölf Millionen gerechnet.

Weil nur ein Viertel der Besucher Franzosen sind, kündigt Martinez die Ausschilderung in drei Sprachen und Übersetzungen der Erklärtafeln an, damit man sich in dem gigantischen Museum zurechtfindet, das sich auf 243 000 Quadratmeter erstreckt, 403 Ausstellungsräume sowie Säle und Gänge mit einer Gesamtlänge von 14,5 Kilometern zählt. „Unsere Besucher unterscheiden sich vom traditionellen Museumspublikum“, erklärt Martinez. „Oft handelt es sich um seltene Museumsgäste, die sich noch dazu in einem Palast orientieren müssen, der ursprünglich nicht als Museum gebaut wurde.“

Knapp 60 Prozent kommen zum ersten Mal und vor allem wegen der berühmten Meisterwerke: von der Venus von Milo über Gemälde von Rembrandt, Renoir oder Caravaggio bis hin zur „Mona Lisa“. Um sie lächeln zu sehen, wird man bald nicht mehr so lange Schlange stehen müssen.