Die Giebeldächer der Jägerhofkaserne werden verschwinden. Foto: factum/Granville

Die Motive der CDU mögen diskussionswürdig sein, doch ihre Einwände gegen den Umbau der Jägerhofkaserne sind nicht unberechtigt, findet Rafael Binkowski in seinem Kommentar.

Ludwigsburg - Wenn es ums Bauen geht, sind die Fraktionen im Ludwigsburger Gemeinderat oft verwirrend. Beim Baywa-Areal votierten die Grünen für einen privaten Bauunternehmer, der wie die anderen Immobilienfirmen in der Stadt sonst eher der CDU nahesteht. Nun sorgt sich die Union um historische Bausubstanz und hätte sich ein Einschreiten des Gestaltungsbeirats gewünscht. Das ist ein Expertengremium, das darüber wachen soll, dass sich neue Gebäude in die historische Silhouette der Barockstadt einfügen.

Im gleichen Atemzug fordert die CDU, den erst seit einigen Jahren existierenden Gestaltungsbeirat nicht über jedes private Bauprojekt beraten zu lassen. Schwingt bei der Jägerhofkaserne noch die Enttäuschung mit, dass die Wohnungsbau Ludwigsburg das Projekt entwickelt?

Berechtigte Einwände – aber zu spät

Abgesehen von diesen taktischen Überlegungen wirft der Vorstoß der Union eine berechtigte Frage auf. Wie viel moderne Architektur verträgt ein historisches Ensemble wie die Jägerhofkaserne? Wirkt das zusätzliche Stockwerk zu wuchtig und futuristisch, verändert es gar den Charakter? Unberechtigt sind die Einwände der CDU nicht. Schade nur, dass die Union mit diesen Vorschlägen so spät um die Ecke gekommen ist. Denn die Kubatur und Höhe war schon in der Ausschreibung zum Architektenwettbewerb vorgeschrieben.

Jetzt hätte eine Änderung vor allem eine vielleicht jahrelange Verzögerung verursacht. Dennoch bleibt zu hoffen, dass bei der konkreten Planung und dem Bau Umsicht waltet. Die städtische WBL muss wirtschaftlich arbeiten – doch man muss dies nicht bis zum Exzess ausreizen.