Im Ulmer Münster ist Putz von der Decke abgeplatzt. Der Chorraum wurde gesperrt. Foto: dpa

An der Decke des Münsters zeigen sich Bauschäden, möglicherweise wegen der ungewöhnlichen Hitze. Wie lange die Reparturen dauern, ist ungewiss.

Ulm - Touristen und Gläubige, die derzeit das Ulmer Münsterbesuchen, kommen nicht mehr bis nach ganz vorne in den Chorraum. Der Chor sowie die angeschlossene Bessererkapelle sind seit Donnerstagmorgen mit Bändern abgesperrt, ein Schild warnt vor dem Betreten. Auf der Homepage der evangelischen Münstergemeinde erscheint inzwischen der Hinweis, der Chorraum sei „wegen kurzfristig notwendiger Baumaßnahmen bis auf weiteres geschlossen’“.

Ursache für die hektischen Maßnahmen sind Teile des Deckenputzes, die aus 26 Meter Höhe herabgestürzt sind. Laut dem Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl knallten die Stücke am Donnerstag gegen 8.30 Uhr zu Boden, eine halbe Stunde vor Öffnung des Münsters. So wurde niemand verletzt. Eine eilig beauftragte Spezialbaufirma war während des Freitags mehrere Stunden damit beschäftigt, im Chorraum ein Gerüst aufzubauen. In der Höhe war im weiß getünchten Kreuzgewölbe der Decke ein dunkler Fleck zu sehen. Gohl ist froh, dass so schnell mit der Untersuchung des Schadens begonnen werden kann. „Das ist eine Superleistung der Gerüstfirma“, sagte er. Möglicherweise an diesem Samstag, spätestens jedoch am Montag sollen Spezialisten die beschädigte Decke aus unmittelbarer Nähe untersuchen.

Der Chorraum ist hunderte Jahre alt

Eine Vermutung gibt es schon. „Bei der Hitze zieht sich der Putz zusammen. Das ist die These im Moment“, sagt der Dekan. Dafür spreche, dass der Schaden auf der Südseite des Chors und damit an der heißesten Stelle des Münsterdachs auftrat.

Der Chorraum – 29 Meter lang und 15 Meter breit – gehört zu den sehr alten Abschnitten des Münsters. Es wurde größtenteils aus Backstein errichtet und im Jahr 1449 fertiggestellt. Das Chorgestühl mit Hunderten aus Eichenholz geschnitzten Figuren gilt als eines der schönsten Gestühle der deutschen Gotik. Geschaffen hat es der Schreiner und Bildhauer Jörg Syrlin d. Ä. unter Mitarbeit des Bildhauers Michel Erhart. Auch die mehr als 15 Meter hohen Chorfenster aus dem 14. und 15. Jahrhundert zählen zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Münsters.

Die ganze Decke wird abgeklopft

Wie lange die Sperrung dauert, ist unklar. Baufachleute würden in der Höhe nun schnellstmöglich durch Klopfen den gesamten Deckenputz untersuchen, um weitere drohende Ablösungen aufzuspüren, sagt Dekan Gohl. Erst danach lasse sich entscheiden, wie umfangreich und wie lange die Reparaturen ausfallen werden.