Uli Hoeneß muss sich wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten - den Bayern-Präsidenten selbst überrascht die Entscheidung des Gerichts. Indes mahnt Franz Beckenbauer zur Zurückhaltung.

Uli Hoeneß muss sich wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten - den Bayern-Präsidenten selbst überrascht die Entscheidung des Gerichts. Indes mahnt Franz Beckenbauer zur Zurückhaltung.

München - Uli Hoeneß hat mit Verwunderung auf die Zulassung der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Steuerhinterziehung durch die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II reagiert. „Ich bin sehr überrascht, dass unsere Selbstanzeige vom 17. Januar bis jetzt von den Behörden nicht für wirksam erklärt wird. Ich werde mit den Anwälten in den nächsten Monaten sehr hart daran arbeiten, dass unsere Argumente das Gericht überzeugen“, sagte Hoeneß dem Magazin „Sport Bild“.

Die Pressestelle des Oberlandesgerichts hatte zuvor am Montag mitgeteilt, dass die Anklage der Staatsanwaltschaft München II „unverändert“ zugelassen werde. Nach Planung des Gerichts muss Hoeneß damit vom 10. März an auf der Anklagebank Platz nehmen. Insgesamt sind vier Verhandlungstermine angesetzt, zudem ist die Vernehmung von vier Zeugen geplant.

"Ich habe diese Fehler als Privatmann gemacht"

Hoeneß, der im Januar eine Selbstanzeige getätigt hatte, freute sich indes über das erneut ausgesprochene Vertrauen vom Aufsichtsrat des FC Bayern: „In allen Sitzungen war immer die hundertprozentige Unterstützung des Aufsichtsrats, des Verwaltungsbeirats und der Fans spürbar. Ich habe unglaublich viele Briefe von Fans bekommen, die sich hinter mich als Präsident stellen. Ich habe diese Fehler als Privatmann gemacht und stehe als Privatmann dazu, aber ich glaube nicht, dass meine Arbeit für den FC Bayern darunter gelitten hat.“

Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer warnte indes vor einer gesellschaftlichen Ächtung seines Freundes. „Ich denke, wir sollten niemanden verurteilen, der mal einen Fehler gemacht hat. Selbst die katholische Kirche gewährt eine zweite Chance“, sagte Beckenbauer.

Auch mit der Zulassung der Anklage sei noch keine strafrechtliche Schuld von Hoeneß festgestellt worden. „Nur deswegen ist man ja jetzt noch nicht verurteilt.“ Der Prozess im kommenden März sei für Hoeneß auch die Chance, „alles offenzulegen und zu beweisen, es war wirklich ein Fehler“, sagte Beckenbauer.

Merkel schweigt

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will die aktuelle Entwicklung dagegen nicht kommentieren. Ende April hatte sie sich vom Bayern-Präsidenten „enttäuscht“ gezeigt, wie sie seinerzeit durch ihren Sprecher Steffen Seibert übermitteln ließ. Unter Verweis auf die damalige Einschätzung sagte Seibert am Montag in Berlin: „Dem ist heute nichts hinzuzufügen. Das sind rechtsstaatliche Abläufe, die wir hier nicht mit Gefühlen zu kommentieren haben. Der Rechtsstaat nimmt seinen Lauf.“