Alle Jahre wieder überrollt uns der Handel mit neuen Trends für die Vorweihnachtszeit. Foto: dpa

Modisch fragwürdige Pullover mit popkulturellen Weihnachtsmotiven – sogenannte „Ugly Christmas Sweaters“ – sind auch in Deutschland populär. Was es mit diesen gestrickten Geschmacksverirrungen auf sich hat, kommentiert Carina Kriebernig.

Stuttgart - Wenn in Deutschlands Büros die Weihnachtsfeiern geplant werden, sich Festangestellte zu launigen Weihnachtsmarkt-Runden verabreden und die ersten Massenware-Lebkuchen vom Supermarktregal nach Hause wandern, weiß man Bescheid: Die Zeit der „Ugly Christmas Sweaters“ ist gekommen.

Ihren ersten massenwirksamen Auftritt hatten die hässlichen Winterpullis bereits 2001 im Film „Bridget Jones“. Unvergessen die peinliche Szene, in der Colin Firth im Ugly Sweater auf Bridget trifft. Aber warum will man auch so einen Pulli tragen? Ist der nicht genauso wenig ironisch cool, wie bunte Socken an Werbeagentur-Füßen mittelalter Büroangestellter?

Seit einigen Jahren sind die Pullis im deutschen Mainstream angekommen: Fußballclubs wie Bayern München oder der 1. FC Köln bringen eigene Ulgy-Kollektionen auf den Markt, Dr. Oetker widmet den Pullis eigene Keksausstecher und sogar im ZDF Morgenmagazin trägt man die hässlichen Strickwaren.

Kopulierende Rentiere, schlüpfrige Weihnachtsmänner, kitschige Christmas-Kätzchen oder halblustige Sprüche wie „All the Jingle Ladies“ – vom Pantera-Pulli über das Grinch-Motiv bis zur „Stranger Things“-Lichtkette vereinen sich nahezu alle denkbaren popkulturellen Bezüge auf den gestrickten Ungetümen und schreien ihrer Umwelt mit einer Glühweinfahne ins Gesicht: „Schaut alle her, ich bin lustig – aber auch smart, weil ich nämlich so wahnsinnig selbstironisch bin!“

Was sollen uns die hässlichen Pullis also sagen – außer dass ihre Träger total lustige Leute sind und selbst dem spießigsten Kleidungsstück überhaupt, dem gewöhnlichen Strickpulli, etwas Ironisches abgewinnen können? Dass diese Pullis, die manchmal sogar inklusive blinkender Lichter daherkommen, selbst die unmodischsten Deutschen tragen können? Dass es schlussendlich egal ist, ob man „ugly“ oder „pretty“ ist, solange genug Glühwein und Punsch fließt? Vielleicht sind die Ugly Christmas Sweater aber auch nur eine nett gemeinte Einladung, um gemeinsam zu lachen – und den Mut zur Hässlichkeit zu feiern. Gibt es dafür einen besseren Termin als das kitschigste Konsum-Fest des Jahres?