Mehrere Tausend Todesfälle sind im Verlauf der Corona-Pandemie in Deutschland gezählt worden. Bilden sie sich auch in der Verstorbenen-Statistik ab? Foto: dpa/Michael Kappeler

Neue Zahlen sollen am Donnerstag zeigen, ob tatsächlich mehr Menschen wegen Corona sterben. Doch die Statistiker sind sich uneins: Das Statistische Landesamt wird keine eigenen Zahlen für Baden-Württemberg vorlegen.

Stuttgart - Wie schlimm ist das Coronavirus wirklich? Eine Antwort sollen Zahlen zur sogenannten Übersterblichkeit geben: Wenn im März und April 2020 deutlich mehr Menschen versterben als in zurückliegenden Jahren, dann liegt zumindest der Schluss nahe, dass das Coronavirus dazu beigetragen hat. Aus Daten des Netzwerks Euromomo geht etwa hervor, dass in den vergangenen Wochen in 24 europäischen Ländern 140 000 Menschen mehr gestorben sind als aufgrund der Vorjahre zu erwarten gewesen wäre. Für Aufsehen sorgte auch eine Auswertung der „Financial Times“, laut der die Sterblichkeit in 13 europäischen Ländern seit Mitte März knapp 50 Prozent lag als im Mittel der Vorjahre.

Für Deutschland gibt es aktuell nur Zahlen, die bis Mitte März reichen. Und da liegt die Zahl der Verstorbenen 2020 klar unter jener aus 2018, als eine heftige Grippewelle wütete. Auf Länderebene sind gar keine Daten für den März veröffentlicht. Doch am Donnerstag wird das Statistische Bundesamt Zahlen für den gesamten März vorlegen, in denen sich nach Abflauen der Grippewelle eine Übersterblichkeit wegen des Coronavirus andeuten müsste. Allerdings sind sich die Statistiker in Bund und Land uneins, was die Aussagekraft solcher Zahlen anbelangt.

Keine Auswertung für Baden-Württemberg

Das Statistische Landesamt wird keine eigene Auswertung für Baden-Württemberg vorlegen, heißt es auf Anfrage – „nach gründlicher Abwägung“, so ein Experte. Die Zahlen seien in ihrer jetzigen Form „noch vorläufig und weichen zum Teil nicht unerheblich von den endgültigen ab“. Auch könne nicht auf die Gefährlichkeit des Coronavirus geschlossen werden. Unter anderem steige die Zahl der Sterbefälle seit Jahren auch deshalb, weil der Anteil der älteren Bürger infolge des demografischen Wandels wachse.

Aus der Erwiderung des Statistischen Bundesamts wird deutlich, dass die Zahlen nicht zuletzt wegen des enormen öffentlichen Interesses und der Diskussion über die Gefährlichkeit der Coronavirus veröffentlicht werden. Das Amt betont, dass die am Donnerstag präsentierten Daten nicht plausibilisiert oder auf Vollständigkeit überprüft würden. Es handle sich „um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern“.

Möglicherweise schaffen diese Einschränkungen es nicht in die Überschriften und Kommentare. Und doch sollte jeder wissen, dass die zu erwartende Diskussion der Übersterblichkeit am Donnerstag auf einer – in den Worten des Statistischen Bundesamts – „vorläufigen Auswertung von Rohdaten“ beruht.