Die Übernahme des Aichtaler Betonpumpen-Herstellers Putzmeister vor vier Jahren durch den chinesischen Sany-Konzern gilt als Paradebeispiel einer gelungenen deutsch-chinesischen Transaktion. Hier der Blick aufs Firmengelände in Aichtal Foto: dpa

Investoren aus dem Ausland fahren auf die baden-württembergische Autoindustrie und Maschinenbau ab. Bereits 4000 ausländische Unternehmen sind hier tätig.

Stuttgart - Baden-Württemberg hat – neben Nordrhein-Westfalen und Hessen – bei ausländischen Investoren die Nase vorn. Bis zu 70 Prozent des ausländischen Investitionsaufkommens verteilen sich auf diese drei Bundesländer. Die USA und Westeuropa bleiben dabei die wichtigsten Käufer deutscher Unternehmen, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Clairfield International zum M&A-Markt, also zum Markt der Fusionen und Übernahmen. Nur der Austritt Großbritanniens aus der EU stelle für den M&A-Markt ein Risiko dar und könnte die Entwicklung dämpfen. Unter den westeuropäischen Ländern steht Großbritannien bei den M&A-Transaktionen in Baden-Württemberg an erster Stelle, gefolgt von Frankreich.

Auch wenn China vermehrt in Deutschland investierte, konzentrierten sich die Übernahmen bislang hauptsächlich auf große Unternehmen und regional eher auf Nordrhein-Westfalen. Allerdings zeige sich, dass das chinesische Interesse an Firmen in der Automobilindustrie und der Maschinenbaubranche steige und daher immer mehr Firmen in diesen Branchen übernommen werden. Der jüngste Beweis dafür wurde gerade geliefert: die Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch Chinesen. Sollte dieser Trend anhalten, dürfte ein erhöhtes chinesische Investitionsaufkommen in Baden-Württemberg die Folge sein, so das Ergebnis der Studie. Beide Branchen sind im Südwesten stark vertreten.

Der Fokus liegt auf Mittelständlern

Obwohl für dieses Jahr wieder einige Megadeals zu erwarten sind, dürfte der Fokus auf mittelständischen und kleineren Unternehmen liegen. 2015 gab es rund 182 Fusionen beziehungsweise Übernahmen mit einer baden-württembergischen Beteiligung. An 39 Prozent der M&A-Transaktionen im Südwesten waren ausländische Unternehmen beteiligt. Die meisten ausländischen Übernehmer konzentrierten sich bei ihren Zukäufen auf den Industriesektor – allen voran die Automobil- und Maschinenbaubranche.

Derzeit sind mehr als 4000 ausländische Unternehmen in Baden-Württemberg aktiv, während das Interesse an einheimischen Firmen weiter steigt. Wichtige Investitionsgründe für ausländische Investoren sind der Zugang zu Know-how und Technologien sowie gut ausgebildete Mitarbeiter. Auch der schwache Euro führte dazu, dass internationale Unternehmen noch stärker in deutsche Firmen investierten. Die Mehrheit der im Jahr 2015 verkauften Unternehmen wurde von Wettbewerbern und Marktbegleitern übernommen – also strategischen Investoren und weniger Finanzinvestoren.