Im Kloster beobachtet Frederike Bader (Marie Leuenberger) den Anwalt Jürgen Ritter (Peter Fieseler). Foto: dpa/Bernd Schuller

Die Handlung des neuen Krimis aus Passau, dem Fall „Zeit zu beten“, wirkt nur auf den ersten Blick harmlos. Der Film entpuppt sich als wahrer Thriller.

Während die Bilder nächtlich vernebelte Gassen zeigen und die Musik düster dräut, erzählt ein Mann von der Angst, die ihn schon sein ganzes Leben begleitet: als Kind vor der Dunkelheit und vor Dämonen, als Erwachsener davor, dass sein Dasein „zu einer Abfolge wiederkehrender Niederlagen und Enttäuschungen“ geraten könne. Mit dem Erfolg hätten sich „neue Ängste, neue Dämonen“ eingestellt. Er verschwindet in der Nacht, tief verunsichert zwar, aber dennoch, wie sich später zeigt, bereit für einen Neuanfang; doch dazu kommt es nicht.

„Zeit zu beten“ ist der fünfte „Passau-Krimi“. Die Vorgeschichte der Hauptfigur scheint endgültig Vergangenheit, selbst wenn sie indirekt der Grund dafür ist, warum Frederike Bader (Marie Leuenberger) ins Kloster geht. Die Polizistin hat einst einen Berliner Clanchef hinter Gitter gebracht und lebt nun samt Tochter Mia mit neuer Identität in Passau. Der einheimische Kommissar Mohn (Stefan Rudolf), ihr Betreuer im Zeugenschutz, bittet sie um einen Gefallen: Anwalt Jürgen Ritter (Peter Fieseler), neuer Lebensgefährte seiner Ex-Frau, hat sich mit dubiosen Auftraggebern eingelassen, die in der Gegend eine Schönheitsklinik errichten wollen. Das Projekt dient jedoch vermutlich vor allem der Geldwäsche. Frederike soll Ritter durchleuchten. Ein klösterliches Resilienzseminar bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihm näherzukommen; aber dann stirbt er direkt neben ihr.

Freude an Drehbuchdetails

Abgesehen von der weiterhin unheilvollen Musik (Manu Kurz) wirkt „Zeit zu beten“ harmlos – doch selbstverständlich trügt der Schein. Ritters Monolog zu Beginn stammt aus einem Video an seinen Klienten: Der Anwalt wollte aussteigen. Weil ihm klar war, dass das nicht so einfach ist, hat er vorgesorgt: Sollte ihm etwas zustoßen, werde die Polizei automatisch einen Brief erhalten, der die Machenschaften enthüllt. Ein Gangster soll das um jeden Preis verhindern; und jetzt wandelt sich die Geschichte des erfahrenen Autors Michael Vershinin zum Thriller.

Natürlich resultiert die Spannung auch aus dem Schicksal von Mohns entführtem kleinem Sohn, aber in den Krimis aus Passau sterben keine Kinder. Richtig interessant ist Vershinins Idee, sämtliche wichtige Figuren aus der Bahn zu schubsen: hier die frühere Hauptkommissarin, dort der ehemalige Supermarktfilialeiter Zankl (Michael Ostrowski) aus Österreich, der sich einen Kindheitstraum erfüllt hat und Privatdetektiv geworden ist. Mohn ist nicht nur krank vor Sorge, sondern nach einem heftigen Schlag auf den Schädel auch erheblich lädiert. Noch interessanter ist die Rolle des Entführers. Till Wonka vermittelt hier auf subtile Weise, dass es der Killer womöglich nicht übers Herz brächte, den Jungen umzubringen. Der Rest ist Freude an Drehbuchdetails.

Zeit zu beten – Ein Krimi aus Passau. Do, 25.1., ARD, 20.15 Uhr