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Das Publikum kennt ihn stets gut gelaunt, stets gut gekleidet. Mit Nickelbrille und Anzug wirkte er fast etwas bieder: Alfred Biolek wird am 10. Juli 75 Jahre alt.

Köln - Das Publikum kennt ihn stets gut gelaunt, stets gut gekleidet. Mit Nickelbrille und Anzug wirkte er fast etwas bieder. Auch wenn er sich an die Kleiderordnung hielt, Alfred Biolek war gut für Überraschungen. Mit originellen Ideen bewegte er die deutsche Fernsehlandschaft. Am 10. Juli wird Biolek 75 Jahre alt.

Es ist spät. Und wird immer später. Von Alfred Biolek aber ist noch nichts zu sehen. Er wird den Interviewtermin doch nicht vergessen haben? Dann hetzt er die Treppen im Kölner Musical Dome herauf. Außer Atem entschuldigt er sich: "So etwas ist mir ja noch nie passiert. Ich hab' mich bei einem Freund einfach verquatscht."

Man verzeiht es gern. Biolek ist nun mal als leidenschaftlicher Plauderer bekannt, als Hansdampf in allen Gassen, der nach eigener Einschätzung "nichts wirklich, aber von allem etwas kann. Und das ganz gut." Drei Monate lang stand er hier als Erzähler von "Spamalot" auf der Bühne. Das Musical basiert auf Sketchen von Monty Python. Es war Biolek, der die britische Comedy-Truppe 1971 für ein Special nach Deutschland holte. "Man hielt mich für verrückt. Mit dieser schrägen Art von Humor konnte hier damals kaum einer etwas anfangen." Die Quote war vernichtend, Bioleks Karriere hat es nicht geschadet.

Auch später war er für Überraschungen gut. Mit seinen Ideen krempelte er die betuliche deutsche Fernsehlandschaft um. Doch zunächst war Biolek - in Mähren geboren, in Waiblingen aufgewachsen - Jurist, in großen Kanzleien, auch in Stuttgart, dann beim ZDF. Hinter den Kulissen wurde er zum Strippenzieher, entdeckte unter anderem Rudi Carrell. 1976 wechselte er die Fronten, moderierte den "Kölner Treff". 1978 dann der Coup: Die von ihm entwickelte Sendung "Bio's Bahnhof" startet.

Sein TV-Gerät benutzt Biolek nur noch zum DVD-Gucken

Ob in den Bahnhof oder später auf den "Boulevard Bio": Sammy Davis jr., Helmut Kohl, Britney Spears, der Dalai Lama - alle kamen. Und Biolek wurde mit Sendungen wie "Mensch Meier" und "alfredissimo!"zur Kultfigur. Unvergessen, wie er in seine Karteikärtchen linste, tief ins Weinglas schaute, sich bedeutungsschwanger räusperte, begeistert "Mmmh" und "Is' ja doll" rief. Die Zuschauer fühlten sich unterhalten - und die Gäste wohl. Biolek gelang es in seinen Talks immer wieder, relevante Themen aufzugreifen. Von sich selbst gab er nur wenig preis. Erst in jüngster Zeit sprach er auch von den schwierigen Zeiten als Homosexueller in den 60ern. Heute lebt er sein Schwulsein "offen, aber nicht öffentlich".

Seit dem Rückzug vor sechs Jahren hat er mit dem Fernsehen nur noch wenig zu tun. Selbst bei der Geburtstagsshow, die die ARD am 9. Juli Abends für ihn feierte, ließ er sich nicht blicken. Über den Großteil des Programms kann er "nur noch den Kopf schütteln. Vor allem Reality-Formate finde ich katastrophal", sagt Biolek. Sein TV- Gerät benutze er nur noch zum DVD-Gucken. Lieber geht er ins Theater, kümmert sich um seine Firma Pro, die Sendungen wie "Menschen bei Maischberger" produziert, engagiert sich im Kampf gegen Aids. Am liebsten bekocht Biolek Freunde: "Vor dem Alter habe ich keine Angst. Aber ich bin ungern allein."

Also lade er zu sich ein, in die Wohnungen in Köln und Berlin, wo er abwechselnd lebt. Und er trifft gern neue Leute: "So bleibt man geistig rege." Eine andere Leidenschaft ist sein Weinkeller. Der ist mit Riesling bestückt, mit Rioja - vielleicht auch mit Württemberger? "Weniger, ich bin einfach kein Trollinger-Fan."