Der Brasilianer Sergio Sasaki will nächstes Jahr wieder für den MTV turnen. Foto: dpa

Die Strategen des MTV Stuttgart haben es nicht leicht. Der Gewinn der Meisterschaft weckt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz – um seine Asse zu halten, will Geschäftsführer Karsten Ewald die emotionale Schiene spielen.

Stuttgart - Dass Sergio Sasaki (24) und Donnell Whittenburg (20) das Zeug zu Publikumslieblingen haben, bewiesen sie schon in der vergangenen Bundesliga-Saison, als sie mit teils spektakulären Übungen zur Meisterschaft des MTV Stuttgart beitrugen. Am Wochenende waren der Brasilianer Sasaki und der US-Amerikaner Whittenburg wieder in der Landeshauptstadt – und wieder waren sie eine der Hauptattraktionen.

Beim DTB-Pokal in der Porsche-Arena wurde Sasaki Zweiter vor Whittenburg, und wer die beiden so turnen sah, der wusste: Da sind zwei Athleten am Werk, die in ihrer Turn-Karriere noch vieles erreichen können. „Sergio ist ein sehr guter Mehrkämpfer“, sagt Waleri Belenki, Turnierdirektor des DTB-Pokals und Trainer beim MTV Stuttgart, „und Donnell, ja, er lässt einfach immer alles raus in der Halle.“

Sasaki und Whittenburg stehen beispielhaft für die junge Turneriege in der Weltspitze, von der Fabian Hambüchen (27) behauptet, „dass sie brutal Gas gaben“. Da werde es immer schwerer mitzuhalten, ergänzte der Turnstar aus Wetzlar, der beim DTB-Pokal Vierter wurde.

Körperliche Wucht mit großer Eleganz

Das Kraftpaket Whittenburg ist 1,65 Meter groß und 74 Kilogramm schwer, sein Oberkörper gleicht fast schon dem eines Bodybuilders – doch er paart seine Wucht mit einer Eleganz, die ihresgleichen sucht. Sergio Sasaki ist ein starker Allrounder, der fast keine Schwächen an den Geräten hat. Beide Athleten sollen auch im nächsten Jahr für den MTV Stuttgart turnen und das Team wieder zur deutschen Meisterschaft führen – und beide signalisierten bereits ausdrücklich ihre Bereitschaft dazu. „Es gefällt mir tierisch hier, und Donnell geht es genauso“, sagt Sergio Sasaki.

Nun geht es noch um Terminabsprachen mit den jeweiligen nationalen Landesverbänden. „Wenn das klappt, werden Donnell und Sergio weiter für uns turnen“, sagt Karsten Ewald, Geschäftsführer des MTV Stuttgart. Whittenburg und Sasaki bekommen für einen Wettkampftag in der Deutschen Turnliga (DTL) in der Regel 2000 bis 3000 Euro vom MTV.

Der Haken bei der Sache: Bei Topturnern ist terminlich alles auf Großereignisse wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele ausgerichtet, auch die Verbände haben ein Mitspracherecht, wenn es um den Zeitplan und sogar den Urlaub der Athleten geht. Die Gespräche des MTV mit den Trainern und den Verbänden laufen – Trainer Waleri Belenki lässt dabei seine internationalen Kontakte spielen. Geschäftsführer Karsten Ewald ist zuversichtlich, dass alles gut läuft. „Ich denke, wir können optimistisch sein“, sagt er.

Signalwirkung für die Konkurrenz

Falls der MTV Sasaki und Whittenburg weiter verpflichten kann, hätte das nicht nur Signalwirkung für die Konkurrenz aus der Bundesliga. Auch einige Turner des MTV könnten bei solch starken Teamkollegen einen Anreiz bekommen, auch im nächsten Jahr in Stuttgart zu turnen. Sasaki und Whittenburg sollen zu Zugpferden werden.

Die Meisterschaft jedenfalls weckte Begehrlichkeiten bei der nationalen Konkurrenz, vor allem die KTV Straubenhardt, die das diesjährige DTL-Finale gegen den MTV verlor, hat die Fühler nach einigen Stuttgartern ausgestreckt. Sebastian Krimmer und Daniel Weinert stehen dabei im Fokus. „Straubenhardt hat andere finanzielle Möglichkeiten als wir“, sagt Karsten Ewald, „der KTV kann viel leichter Sponsoren abgreifen – dort gibt es quasi nur Turnen, alles hält zusammen, wir haben da in Stuttgart mit den vielen anderen Sportarten eine ganz andere Konkurrenzsituation.“

Straubenhardt bietet einigen Stuttgartern derzeit offenbar fünfstellige jährliche Gehälter an – beim MTV sind maximal hohe vierstellige Jahresgagen drin. Bis Weihnachten geht es für Ewald mit den MTV-Verantwortlichen ans Eingemachte. Die Einzelgespräche mit den Turnern stehen an, und in den Verhandlungen will Ewald vor allem die emotionale Schiene spielen. „Wir haben zusammen schon so viel erreicht“, sagt er, „und unser Weg ist noch lange nicht zu Ende. Wenn wir in dieser Besetzung zusammenbleiben, sind wir in der nächsten Jahr der Top-Favorit auf den Meistertitel – zumal Marcel Nguyen nach seiner Verletzung ja auch wieder zum Team dazustoßen wird.“

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