Der Projektor muss zum Jahresende doch nicht ausgeschaltet werden. Foto: Marius Venturini

Eigentlich hätte das Kornwestheimer Capitol-Kino zum Ende des Jahres seine Türen geschlossen. Nun will das Team doch weitermachen. Warum?

Zwei Wochen bevor das Capitol endgültig geschlossen werden sollte, gibt das Team nun bekannt: Das Kino bleibt offen! Das sei dem großen Engagement der Gäste zu verdanken, sagt Tobias Scholz, der für die Programmgestaltung zuständig ist.

Es ist wie mit Gemälden, die wertvoller werden, wenn ihr Schöpfer gestorben ist: Seit die Schließung des Capitols verkündet wurde, hat das Kino mehr Kundschaft. Das berichtet der Betreiber Michail Toronidis. Demnach hätten viele Gäste gesagt, dass sie extra noch mal kommen, bevor das Kino zu macht. Und dass sie die Schließung nicht wollen. Dieser stille Protest hatte Erfolg: das Kino bleibt unter einigen Bedingungen offen. So warnen die Mitarbeiter schon einmal vor, dass es wegen der Energiekrise mehr Ruhetage geben wird. Und zwar außerhalb der Ferien montags und vereinzelt donnerstags. Der Dienstag ist bisher schon ein Schließtag. „Bei einer Stabilisierung der Energiepreise auf einem normalen Niveau kehren wir dann zu unseren gewohnten Öffnungszeiten zurück“, heißt es von Seiten des Kinos.

Kino wird zunächst kein Geld einbringen

Das hört sich doch schon nach einem längerfristigen Plan an? „Wir probieren es jetzt einfach und gehen davon aus, dass wir es irgendwie packen“, erklärt Tobias Scholz. Das könne allerdings nur funktionieren, wenn genügend Besucher kommen. Scholz wünscht sich auch die ins Kino zurück, die seit der Pandemie nicht mehr da waren.

Bis vor kurzem war der Plan von Michail Toronidis, das Kino an der Güterbahnhofstraße zu schließen und das Gebäude zu verkaufen. Grund sei, dass das Casino – ebenfalls in dem Gebäude und von Toronidis betrieben – geschlossen wurde. Das hängt wiederum mit dem Landesglücksspielgesetz zusammen, das einen Mindestabstand zwischen Spielhallen vorschreibt. Das Casino hat das Kino stets mitfinanziert, auch das Personal wurde geteilt. Ohne Casino kein Kino – so lautete das ungeschriebene Gesetz. Warum das jetzt aber doch funktionieren soll, ist die Frage. Michail Toronidis ist nur für ein kurzes Statement erreichbar: Es wird finanziell sehr eng in nächster Zeit, meint er. Kurzfristig werde das Kino keinen Gewinn machen. „Ich freue mich auf lange Sicht, dass das Kino bleibt, auf kurze Sicht freue ich mich nicht“, sagt Toronidis. Sein Team habe aber die Entscheidung getroffen und die trage er nun mit.

Hoffnung auf ein größeres Einzugsgebiet

Größere Ausgaben wie für die Sanierung der Heizungs- oder Klimaanlage, die eigentlich bald notwendig sind, werden nun schwierig. Immerhin sind andere Anschaffungen wie neue Sessel für beide Kinosäle bereits abgeschlossen. Nun möchte das Team den Kinobetrieb mit „gezielten Investitionen“ für die kommenden Jahre sichern. „Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass sich unser Einzugsgebiet durch jüngste Kinoschließungen nochmals vergrößern wird“, sagt das Team.

Kinos trifft die aktuelle Energiekrise besonders hart. Vor wenigen Tagen haben Karin und Jürgen Graf ihr Kino in Bietigheim-Bissingen geschlossen – die schweren Bedingungen während der Coronapandemie und die hohen Energiepreise haben sie dazu gezwungen. In Ludwigsburg zählt Claus Wollenschläger gerade einmal halb so viele Besucher in seinen Kinos wie noch vor der Pandemie. Er reagiert unter anderem mit weniger Vorstellungen darauf.