Unter Insidern nennt man ihn bereits die Hoffnung des deutschen Jazz, und Trompeter Julian Wasserfuhr könnte tatsächlich ein ganz Großer werden.

Stuttgart - Unter Insidern nennt man ihn bereits die Hoffnung des deutschen Jazz, und Julian Wasserfuhr könnte tatsächlich ein ganz Großer werden: Überaus präzise und konzentriert spielt der Trompeter, gerade 21 geworden, und das Rampenlicht scheint für ihn völlig nebensächlich zu sein. Beim Auftritt am Freitag vor 150 Besuchern im gut gefüllten Bix nimmt er sich zu Beginn merklich zurück, überlässt die Moderation seinem Bruder Roman am Piano. Doch im Laufe des zweistündigen Konzerts übernimmt er immer öfter die musikalische Führung. Sosehr er sich mit Worten zurückhält, so selbstbewusst ist sein musikalischer Zugriff, der nichts auszuschließen scheint und sich trotzdem nicht in der Weite verliert. Sein Ansatz ist kraftvoll, flexibel, intensiv und immens zartfühlend. Er spielt auf den Punkt mit einer Leichtigkeit und einer Fülle an Intonationsdetails, die auch seine drei Mitspieler an Klavier, Bass und Schlagzeug zu wahren Höhenflügen inspirieren, bei Eigenkompositionen wie "Train Walk" und "Remember Chet" wie bei Standards auf den Spuren von Chet Baker. Die Jazzgeschichte liegt quasi als imaginäres Museum vor dem jungen Kölner, und der greift beherzt zu - ohne Berührungsängste, dafür mit bestechender Spiellust und jugendlichem Übermut.