Auch im vergangenen Sommer waren die Wiesen im Schlossgarten bereits stark ausgetrocknet (Bild von August 2022). Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Trotz der Gewitter dieser Tage sind die Wiesen in Stuttgart ausgetrocknet. Der grüne Rasen hat sich in gelbes Stroh verwandelt. Der Grund dafür ist im Frühjahr zu suchen – obwohl es da so viel geregnet hat.

Trotz der jüngsten Gewitter geben die Wiesen und Grünflächen in Stuttgart derzeit ein trauriges Bild ab: Vielerorts ist das Gras strohig, struppig und gelb – und das, obwohl das Frühjahr ja eigentlich sehr regenreich war. Der März 2023 war laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bundesweit der nasseste seit 2001. Ist von dieser Feuchtigkeit nichts im Boden geblieben?

 

Es müsste ein ganzes Jahr durchregnen

Bereits in den vergangenen Jahren waren die Sommer zu trocken; etwa 2018, 2019, 2020 und 2022. Und der Regen im Frühjahr 2023 habe lediglich die erste Bodenschicht erreicht, sagen Experten. Um das Wasserdefizit im Boden wieder aufzubessern, müsse es ein gesamtes Jahr durchregnen, sagte Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Nun sei die zusätzliche Problematik, dass das Wiesengras im regenreichen Frühjahr schnell gewachsen sei, sagt ein Sprecher der Stadt Stuttgart. Und Wiesen würden üblicherweise zwischen Ende Mai und Juni gemäht. Nun aber hätten die beauftragten Firmen Mühe, das Gras sauber zu schneiden. „Es ist mittlerweile strohig und fest und wickelt sich gerne um die Mähmesser.“

In Stuttgart werden nur wenige Wiesen gegossen

Generell sei dieses Jahr bis Anfang des Monats Juni aber sehr positiv gewesen für das Pflanzenwachstum; insbesondere Wiesen seien stark gewachsen. Die dann folgende lange Trockenheit und Hitze sei unüblich lang und früh im Jahr, sagt der Sprecher. Immerhin: Seit dieser Woche ist die Wahrscheinlichkeit auf Regen hoch, für Ende der Woche waren Gewitter vorhergesagt.

In der Regel werden in Stuttgart keine Wiesen gegossen, außer diese befinden sich etwa auf Tiefgaragen. Viel Wasser und Kapazitäten fließt aber in die Bewässerung von Bäumen in der Stadt, informiert der Sprecher: Jungbäume erhielten 15 Mal pro Jahr etwa 150 Liter Wasser pro Gießgang – insgesamt also rund 2250 Liter pro Jahr. Großbäume würden etwa fünf Mal pro Jahr mit jeweils 200 bis 300 Liter Wasser gegossen werden, also zwischen 1000 und 1500 Liter aufs ganze Jahr gerechnet.

Andere Arbeiten lassen die Gärtner bei Trockenheit liegen

Übernommen werde das große Gießen von einer externen Firma, aber auch von der Abfallwirtschaft Stuttgart, die im Sommer mit 14 Lastwagen im Einsatz sei, heißt es. Zusätzlich seien bei den Betrieben der Abteilung Stadtgrün weitere acht kleine Gießfahrzeuge im Einsatz. Und von den rund 160 Stadtgärtnern hätten rund 85 die Aufgabe der Parkpflege sowie der Pflege von Blumen und Staudenbeeten. „Diese Mitarbeiterzahl kann aufgrund der Trockenheit nicht kurzfristig erhöht werden“, sagt der Sprecher der Stadt. Deshalb müssten in Phasen von Trockenheit Arbeiten wie Mähen, Jäten, Müllbeseitigung, Heckenschnitt und Reparaturen zurückgestellt werden, „die Gärtner verbringen den Großteil der Zeit mit Wässern“.

Aufgrund der Klimaerwärmung, und weil trockene Sommer immer häufiger werden, setzt man in Kommunen inzwischen vorwiegend auf klimafeste Arten, die resilienter gegenüber Trockenheit sind, sagt der Sprecher. Zudem würden bei Neupflanzungen größere Baumquartiere mit speicherfähigen Substraten ausgebildet, damit die Baumwurzeln an möglichst viel Wasser gelangen.

Tipps von Umweltverbänden für eigenen Garten

Für den privaten Garten empfiehlt der BUND Baden-Württemberg (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), eine Zisterne zu bauen, um Regenwasser zu sammeln. Alternativ könne man eine Regentonne aufstellen, heißt es. Dann lohne es sich aber, eine Regenklappe einzubauen und diese die ersten Minuten eines Schauers noch geschlossen zu halten, damit man nicht den ganzen Schmutz vom Dach bekomme.

Der Naturschutzbund (Nabu) Berlin empfiehlt zudem, nicht zu oft Rasen zu mähen, weil man sonst schnell eine „gelbe Steppe“ erhalte. Besser sei es, nur wenige Rasenflächen zum Spielen oder Picknicken kurzzuhalten und den Rest von Wildpflanzen wie Gundermann, Gänseblümchen oder Weißklee zurückerobern zu lassen.