So sehen die Perlen aus, ... Foto: Köhler

Bubble Tea heißt das Trendgetränk aus Taiwan, das Stuttgart erobert - Drei Läden verkaufen es.

Stuttgart - "Einen Bubble Tea, bitte." Diesen Satz hört man in der Innenstadt immer öfter. Zumindest in einem der drei Läden, die das Trendgetränk aus Taiwan verkaufen. Oder besser gesagt: Bubble Tea stammt zwar aus Taiwan, doch alle Kinder in Asien kennen ihn. Er ist dort an jeder Straßenecke zu bekommen. Erfunden wurde der süße, meist kalt servierte Perlentee in den 1980ern. Auch in den USA und Australien hat das Getränk sich längst etabliert, Bubble-Tea-Bars sind keine Seltenheit mehr. Nachdem die ersten Läden in Berlin Bubble Tea angeboten hatten, eroberte er allmählich den Süden Deutschlands.

Was für Europäer Kaffee ist, das ist für Asiaten Bubble Tea, sagt Phuc Nguyen Duc. Der 26-jährige gebürtige Vietnamese betreibt in der Marienstraße den Asia-Imbiss Phuc. Dort bietet er seit April und als Erster in Stuttgart neben asiatischem Essen 30 Sorten Bubble Tea an. Café Herrmann in den Königsbaupassagen und Berrykiss, ebenfalls in der Marienstraße gelegen, folgten wenige Wochen später.

Trinkprozess verlangsamt

Am Anfang, erinnert Nguyen Duc sich, waren 90 Prozent der Teetrinker Asiaten. Sie seien sogar aus Ulm und Karlsruhe zu ihm gekommen. „Die Asiaten haben immer die Erwartung gehabt, dass es Bubble Tea irgendwann in Deutschland gibt.“ Inzwischen wagen sich auch die Deutschen an das Getränk heran. Langsam aber sicher. Ein Getränk, in dem Perlen schwimmen, befremdet hierzulande eben erstmal. Die Perlen saugt man durch einen zwölf Millimeter dicken Strohhalm, was den Trinkprozess obendrein verlangsamt - vom Kauen ganz zu schweigen. Davon lassen sich die Jüngeren schneller begeistern als die Älteren. „Bubble Tea boomt vor allem bei den Jugendlichen“, sagt Nguyen Duc. An Wochenenden reicht er teilweise mehr als 700 durchsichtige Plastikbecher über die Theke.

Der traditionelle Bubble Tea besteht aus gesüßtem Schwarz- oder Grüntee mit Milch. Den Kontrast zu der milchigen Flüssigkeit bilden die schwarzen Perlen, Tapioka-Perlen aus der Maniokwurzel. Sie intensivieren den Geschmack des Tees, sagt Nguyen Duc. Die Stärkekügelchen schmecken nach nichts, sie fühlen sich gummiartig und glitschig an. Ein bisschen wie Gummibärchen oder Kaugummi. „Manche Leute verbinden den Geschmack mit Kaviar.“ Andere mit Lakritze. Nguyen Duc sagt, dass die klassische Form des Bubble Teas besonders die Erwachsenen schätzen. Er wird kalt und warm serviert.

Tapioka gilt wegen seiner Mineralstoffe als gesund. In Asien ist Bubble Tea aber nicht nur deshalb als Frauengetränk verschrien. "Die Perlen sättigen ziemlich. Deshalb kann man danach auf das Mittagessen verzichten", sagt Nguyen Duc. Ein durchschnittlich großer Plastikbecher mit Bubble Tea besitzt laut Ernährungsexperten 300 bis 400 Kalorien, ein großer Milchtee mit extrasüßen Perlen sogar bis zu 800 Kalorien.

Popping oder Topping gefällig?

Popping oder Topping?

Kinder und Jugendliche aller Nationalitäten fahren auf die vielen Varianten des Bubble Teas mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen ab. Auch die Perlen sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. "Diese Vielfalt gibt es in Asien seit etwa fünf Jahren", sagt Nguyen Duc. Im Phuc können die Kunden statt puren Tee Tee mit Geschmack bestellen, das heißt mit Fruchtsirup gemischt, oder alternativ zwischen Joghurt und Milch als Basis wählen. Beides wird ebenfalls mit Fruchtsirup versetzt. Zum Beispiel in den Geschmacksrichtungen Grüner Apfel, Kiwi, Pfirsich oder Mango.

Dann trifft der Kunde noch eine letzte Entscheidung, die Perlen-Entscheidung: Darf es ein Popping oder ein Topping sein? Poppings, sagt Nguyen Duc, sind mit Fruchtsaft gefüllte Perlen, die beim Draufbeißen zerplatzen. Toppings sind das Fruchtfleisch der Litschi oder Aloe Vera beispielsweise. Die Tapioka-Perlen gehören ebenfalls zu den Toppings.

Außer der Milch importiert Nguyen Duc alle Zutaten aus Asien. Er will Bubble Tea möglichst authentisch zubereiten. Dazu wird der Tee aufwändig hergestellt und gekocht. Die Tapioka-Perlen werden ebenfalls gekocht und danach abgeschreckt. "Die Kugeln mit Fruchtsaft stammen aus der Molekularküche", sagt Nguyen Duc. Dahinter stecken komplizierte biochemische, physikalische und chemische Vorgänge.

Lieferprobleme bei den Perlen

Auch das Café Herrmann in den Königsbaupassagen setzt auf Zutaten aus Asien, insbesondere aus Vietnam. Das Café mischt schwarzen, grünen oder Früchtetee auch mit Zimt- und Vanillesirup. Manchmal, sagt Mitarbeiter Duy Lephuong, könne das Café allerdings nur die schwarzen Stärkeperlen anbieten. "Die Fruchtperlen aus Asien sind teilweise schwer zu bekommen. Jeder will sie momentan haben." Verfrorene Menschen müssen hier selbst im Winter vermutlich ebenfalls nicht auf Bubble Tea verzichten. "Wenn es richtig kalt wird, verkaufen wir das Getränk möglicherweise auch warm, sagt Lephuong.

Das Berrykiss, bei dem es nach eigenen Aussagen Drinks und Frozen Yogurts ohne viel Kalorien und Fett gibt, bietet im Winter etwas weniger Geschmacksrichtungen an als im Sommer. Als Basis wählen die Kunden zwischen Black Milk Tea, Fresh Green Tea und Fruity Hibiscus Tea. Der Tee kommt anders als bei der Konkurrenz allerdings aus Deutschland und wird nicht aus Asien geliefert.