William und Kate umringt von ihren Blumenkindern und Pagen Foto: Clarence House

Die Traumhochzeit von Prinz William und seiner Kate hat die Welt verzückt. Zeit, Bilanz zu ziehen.

London - Das britische Königshaus hat seiner neuen Prinzessin viel Zeit gelassen, in ihre Rolle reinzuwachsen. Bei Kate will man nicht die gleichen Fehler machen wie bei Williams Mutter, Lady Di.

Mit einem Glas Sekt aus Südengland können Kate und William an diesem Sonntag auf ihren ersten Hochzeitstag anstoßen. Der Mr. und die Mrs. haben ein aufregendes Jahr hinter sich, eines, in dem die Bürgerliche aus der kleinen Ortschaft Bucklebury nicht nur die Herzen, sondern auch den Respekt der Briten gewonnen hat. Die Queen begleiten, Reden halten, mit Barack Obama plaudern – in Rekordzeit hat Kate die Ausbildung zur „Prinzessin 2012“ absolviert. Und das ist nur der Anfang.

Für William (29) hat sich nicht viel geändert. Er steigt weiter jeden Tag in einen Militärhubschrauber, ob auf der Insel Anglesey im fernen Südwesten des Königreichs oder auf den Falklandinseln. Doch für Kate (30) ist alles anders, seit die Welt gesehen hat, wie ihr Prinz sie in einem mohnblumenblauen Chiffonkleid am Morgen nach der Hochzeit in ein neues Leben fliegt. In zwölf Monaten ist aus Kate eine ziemlich tapfere Catherine geworden, die bei nervenaufreibenden Terminen nicht einen Fuß falsch gesetzt hat.

Kate, die Modeikone

Nur Tage nach der Hochzeit des Jahrzehnts entdecken Paparazzi die frisch gebackene Herzogin im Supermarkt in Wales – ganz ohne Glamour und Diamanten, dafür in Jeans und mit Zutaten fürs Abendessen ausgestattet. Das kommt gut an bei den Briten, die derzeit den Gürtel enger schnallen müssen und auf Extravaganzen allergisch reagieren. So richtig die Augen reiben sie sich jedoch erst, als die beiden ihre erste gemeinsame Dienstreise antreten: eine Acht-Tage-Tour durch Kanada, während der allmorgendlich Zeitungsfotos der fantastischen Kate auf englischen Frühstücks-tischen landet. Kate in Abendrobe, im Cowboy-Hut, im Business-Kostüm, dazu ein Prinz, der erstmals bei öffentlichen Auftritten locker und entspannt wirkt.

Danach erobert das Power-Paar Hollywood. „Selbst wenn man Clark Gable und Marilyn Monroe wiederbeleben könnte, wären die Leute nicht so begeistert wie bei Kate und William“, gibt sich Schauspieler Stephen Fry nach der Stippvisite der beiden in der Promi-Hochburg erstaunt. Der Kate-Faktor nimmt seinen Lauf: Weil ihre Grazie Furore macht, ist jedes ihrer Outfits binnen Sekunden ausverkauft. Die heimische Modeindustrie jubiliert und expandiert. LK Bennett, einer von Kates Lieblingsläden, ist dank seiner berühmten und schönen Kundin neuerdings sogar mit einer neuen Filiale in Manhattan erfolgreich.

Kate, das Naturtalent

Die Mitglieder des Familienbetriebs, in den sie eingeheiratet hat, helfen, wo sie können. Nicht nur, weil Kate für die Windsors ein echter Gewinn ist, sondern auch, weil man die Fehler der fatalen Diana-Ära um jeden Preis vermeiden will. Und so nehmen alle die Prinzessin-im-Training unter ihre Fittiche: Camilla geht mit Kate bei Fortnum & Mason shoppen, mit Charles bügelt sie bei einem offiziellen Termin um die Wette, die Queen eröffnet mit Kate die große Tour zum 60. Thronjubiläum. Noch deutlicher können öffentliche Liebeserklärungen der Royals nicht sein.

Im März schließlich muss Kate den Sprung wagen: Im Kinderhospiz Ipswich bestreitet sie ihren ersten Solo-Auftritt, hebt mit zitterndem Stimmchen an, bringt dann aber ihr Lampenfieber unter Kontrolle und ihren Grußtext bis zum Ende. Die Nation fiebert mit, schließlich ist dies bis auf das Jawort für viele das erste Mal, dass sie ihre zukünftige Königin sprechen hören. Am Ende ihres nervenaufreibenden Termins gilt Kate als die „Duchess of Cool“, also die Herzogin der Lässigkeit – ein Titel, den man nur nach bravourös bestandenen Mutproben verliehen bekommt.

Warten aufs royale Baby

Die Wärme und Unterstützung aus dem Volk habe sie „tief berührt“, so hat das Paar jüngst ausrichten lassen. Längst haben sich die beiden revanchiert. Mehr als 1,3 Millionen Euro sind bei der Trauung als Hochzeitsgeschenk zusammengekommen – die Summe haben sie wohltätigen Stiftungen gespendet. Anderen zu helfen statt sich selber allzu wichtig zu nehmen – so lautet ihre Idee für die moderne Prinzessin.

Die Herzogin schminkt sich selbst und geht mit Cockerspaniel Lupo Gassi, kauft auch mal bei Billigketten ein und kurvt mit William auf „Boris Bikes“ durch London, jenen Gratisrädern, die Bürgermeister Boris Johnson überall in der Hauptstadt hat aufstellen lassen. Begeisterte Kinder berichten, die Prinzessin dufte nach Himbeeren. So viel Bodenhaftung, das müssen selbst Antiroyalisten zähneknirschend einräumen, lässt die uralte, angestaubte Monarchie schon nach einem Jahr wieder frisch und modern aussehen.

Viele können natürlich gar nicht abwarten, wie es weitergeht. „Ein royales Baby! Ein royales Baby!“ Mit solchen Schlagzeilen nerven Zeitschriften in den USA und Großbritannien die Frischvermählten im Wochentakt. Der Erwartungsdruck ist hoch, zumal die Queen und auch Williams’ Mutter, Prinzessin Diana, schon vor dem ersten Hochzeitstag schwanger waren.

Wird 2012 das Baby-Jahr?

Die riesigen Erwartungen auf Kates schmalen Schultern durch sogenannte Womb-Watchers (Babybauch-Fahnder) lassen sich kaum erahnen. Bestellt sie sich eine Extra-Portion Brokkoli oder lässt sie die Erdnussbutter-Stulle stehen, sehen Tratschblätter darin gleich eine frohe Botschaft. Nippt sie am Sherry oder fährt sie sportlich Ski, sinkt die Laune am nationalen Babyradar augenblicklich. Zumal Kates Taille unter den prüfenden Blicken von Millionen Fans eher erschreckend dünn statt babybauchig geworden ist.

Der Terminkalender ist auch weiterhin dicht gefüllt. Im Juni begleiten William und Kate die Queen für ihr Thronjubiläum bei einer Bootsparade auf der Themse – ein Spektakel, das ihrer Hochzeit in nichts nachstehen wird. Danach engagieren sie sich als Botschafter für die Olympischen Spiele. Und im Anschluss versprühen sie ihren Charme auf Staatsbesuchen in Malaysia und Singapur.

Unwahrscheinlich, dass sie das Superjahr 2012 mit einem Baby zu einer wahrhaft runden Angelegenheit machen. Der Queen ist das wahrscheinlich einerlei: Nach den ganzen Ehedramen, die der Buckingham-Palast schon erlebt hat, wird auch sie am Sonntag sicher erleichtert ein Glas auf Kate und William erheben.