Von den zahlreichen Talenten aus dem Nachwuchs des VfB sind aktuell Laurin Ulrich, Samuele di Benedetto und Leon Reichardt am nächsten an den Profis unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia dran. Ein Blick auf ihre Stärken – und ihre Perspektiven.
Neuer Trainer, neues Glück. Das gilt auch für die vielen Talente des VfB. Unter Bruno Labbadia dürfen drei von ihnen im Trainingslager vorspielen. Was zeichnet sie aus – und welche Aussichten haben sie? Wir stellen Laurin Ulrich, Samuele di Benedetto und Leon Reichardt näher vor.
Laurin Ulrich (17/Mittelfeld) Seine ersten fünf Bundesligaminuten hat Laurin Ulrich bereits absolviert. Am zurückliegenden Spieltag in Leverkusen (0:2) durfte der 17-Jährige erstmals die große Bühne betreten. Sein Talent stellte der offensive Mittelfeldspieler während der gesamten Vorrunde unter Beweis. Unter Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer trainierte Ulrich regelmäßig bei den Profis mit.
Der Heidenheimer („Mein Ziel ist die Champions League“) bringt alles mit, wie es so schön heißt. Ein trickreicher, wendiger Dribbelkünstler. Schnell, mit Zug zum Tor und dem Gespür für den tödlichen Pass. Markus Fiedler, Ulrichs Trainer in der U 17, bezeichnete ihn als „Herz und Seele unseres Spiels“. In der Hinrunde spielte Ulrich überwiegend für die U 19, obwohl er Ende des Monats erst volljährig wird. Im vergangenen Jahr lief der Mittelfeldspieler für die deutsche U 17 als Kapitän bei der EM auf. Im November bekam er die höchste Auszeichnung für Nachwuchsspieler in Deutschland verliehen. Der VfB hat den Vertrag mit ihm längst langfristig verlängert. Nun scheint die Zeit reif. Ob Labbadia im harten Abstiegskampf auf die Dienste des Supertalents setzen wird, ist eine andere Frage.
Samuele di Benedetto (17/Mittelfeld) Der Nächste aus dem Hochbegabten-Jahrgang der 2005er, der beim VfB als der beste seit Jahren gilt. Di Benedetto, ein in Schwäbisch Gmünd gebürtiger Deutschitaliener, gehörte bei besagter U-17-EM zu einer VfB-Achse bestehend aus Ulrich, ihm und Dennis Seimen. Der Torhüter vertritt den VfB am kommenden Wochenende als Einziger aus dem Trio beim Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast. Mit einem weinenden und einem lachenden Augen blickt U-19-Coach Nico Willig auf das Hallenturnier: „Natürlich hätte ich den Jungs gewünscht, dass sie sich zeigen können. Aber ein Trainingslager bei den Profis hat noch mal einen anderen Effekt für die Spieler und ihre Entwicklung.“
Wichtige Erfahrung für die Talente
Anders als Ulrich ist di Benedetto im defensiven Mittelfeld zu Hause. Mit seinem linken Fuß verfügt er über einen starken Offensivdrang. Der Junioren-Nationalspieler war europaweit begehrt, weshalb auch mit ihm im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert wurde. Ex-Sportchef Sven Mislintat pries di Benedettos „großartige fußballerische Fähigkeiten, sein strategisches Denken und seinen Kampfgeist“.
Nun kann der 17-Jährige seine Qualitäten bei den Profis unter Beweis stellen. Für ihn gilt Ähnliches wie für Ulrich: Es ist nicht davon auszugehen, dass Labbadia den Youngster ins kalte Wasser des Abstiegskampfs werfen wird. Zumal die Konkurrenz auf seiner Position groß ist. VfB-Nachwuchschef Thomas Krücken sieht das Trainingslager als eine Art Vorstufe für di Benedetto: „Ein spannender Spieler, der im athletischen Bereich noch zulegen muss. Er wird in Marbella wichtige Erfahrungen sammeln.“
Leon Reichardt (18/Abwehr): Der 18-Jährige hat die Hürde der großen Konkurrenz weniger. Auf seiner Paradeposition links in der Abwehr hat er in Borna Sosa „nur“ einen vor sich. Die Positionsbezogenheit war der Hauptgrund, warum Labbadia den Jungen aus Holzgerlingen zu den Profis beorderte. Schließlich macht Sosa noch WM-Pause; außerdem weiß niemand, wie lange der Kroate dem VfB noch verbunden sein wird.
Krücken lobt vor allem Reichardts „Spielintelligenz. Unter Druck hat er immer spielerische Lösungen parat.“ Reichardt kann nicht nur Linksverteidiger spielen. Im Prinzip beherrscht er jede Abwehrposition. In der U 19 spielt er meist einen unaufgeregt-soliden Part: Technisch gut sowie ball- und passsicher, fallen nur seine körperlichen Defizite ins Gewicht. Was in seinem Alter aber dazugehört. Und dazu ist eine Hospitanz bei den Profis auch da.
NLZ-Chef Krücken bilanziert: „Die Marbella-Fahrer haben sich die Reise verdient. Das hätten aber auch andere. Wichtig ist, dass der Austausch auch unter Bruno Labbadia weiterhin gut ist.“