Die Kriminalpolizei und die Spurensicherung ermitteln am Freitag in Reutlingen-Sickenhausen. Foto: SDMG/SDMG / Kohls

Die Polizei entdeckt drei Tote in einer Wohnung in Reutlingen und geht von einer Gewalttat innerhalb einer Familie aus.

Reutlingen - Im Reutlinger Stadtteil Sickenhausen sind am Freitagmittag gegen 13.30 Uhr in einer Wohnung drei Familienmitglieder tot aufgefunden worden. Es handelt sich um den 56-jährigen Familienvater, die 45-jährige Mutter und den 18-jährigen Sohn. Wie ein Reutlinger Polizeisprecher mitteilte, ging womöglich ein innerfamiliärer Konflikt der Tragödie voraus. Die Polizei hatte einen Hinweis erhalten und fuhr zu der Wohnung. Ein Angehöriger hatte die Beamten informiert, weil er sich Sorgen gemacht und die Familie nicht mehr erreicht hatte.

Die Straße vor dem Mehrfamilienhaus mit Spielplatz ist weiträumig abgesperrt worden, die Polizei hat Zelte aufgestellt für die Spurensicherung und den Tatort mit Sichtschutzwänden abgesperrt. „Wir haben weder Schreie noch Schüsse gehört“, sagt ein Nachbar, der vor dem Haus steht. Es sei immer ruhig gewesen. Er kenne die Familie – aber nur vom Sehen, man habe sich nie unterhalten. In letzter Zeit habe er nichts Auffälliges bemerkt, alles sei wie immer gewesen. In dem Haus würden allerdings immer wieder die Bewohner wechseln.

Ein Freund befürchtet Schlimmes

Ein 18-Jähriger aus Reutlingen steht sichtlich aufgelöst vor den Reihenhäusern in der Rheingoldstraße. „Mein bester Freund wohnt da drin“, sagt er nervös und schaut immer wieder auf sein Handy. Er habe im Internet davon gehört und sei gleich hergefahren. Er befürchte Schlimmes, sagt er. Als er das Alter des toten Sohnes erfährt, bricht er in Tränen aus, er fängt an zu schluchzen. Sein Vater, der mit ihm gekommen ist, versucht ihn zu beruhigen. Noch seien keine Namen der Toten veröffentlicht worden. Noch gebe es keine Gewissheit. Ins Haus hinein dürfen die beiden nicht, die Polizei lässt keinen hinein und gibt sich wortkarg.

Die Bewohner des Mehrfamilienhauses sind nach der grausamen Entdeckung zeitweise woanders untergebracht worden. Sie durften zunächst nicht ins Haus zurück. Bis in den Abend hinein dauern die Ermittlungen vor Ort an.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass Fremde oder Außenstehende involviert waren, gibt der Polizeisprecher Auskunft. Es bestünde der Verdacht eines innerfamiliären Tötungsdelikts und einem mutmaßlich anschließendem Suizid, heißt es später in einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Tübingen und des Kriminalkommissariats Reutlingen.

Wer auf wen geschossen hat und wann das war, sagte die Polizei zunächst nicht. Die Ermittlungen zum genauen Ablauf des Geschehens, zur genauen Todesursache und zu den Hintergründen dauern noch an. Eine Obduktion soll weiteren Aufschluss geben.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/