Immer wieder sind auf Autobahnen Gaffer unterwegs (Symbolbild). Foto: dpa

Nach einem tödlichen Unfall auf der A6 bei Nürnberg platzt einem Polizist der Kragen. Auslöser seiner Wut sind Gaffer, die ihre Handys zücken. Ein Video erzählt die Geschichte.

Nürnberg - Es sind eindringliche Bilder. Ein Polizist ist nach einem tödlichen Lkw-Unfall am Dienstag auf der A6 bei Nürnberg wegen zahlreicher Gaffer der Kragen geplatzt. Einen Mann, der zuvor vermutlich sein Handy gezückt hatte, führte der aufgebrachte Beamte sogar in Richtung Leiche. „Willst du den Toten sehen? Komm mit“, sagte er auf englisch zu einem Gaffer. Den Toten, ein 47-jähriger Lkw-Fahrer, wollte der Mann dann plötzlich doch nicht mehr sehen. „Warum machst du dann Fotos? Schäm dich“, so der Polizist in dem Video, das die „Passauer Neuen Presse“ online gestellt hat, weiter.

Im Interview mit einem News5-Mitarbeiter erklärt der Beamte im Anschluss seine drastische Vorgehensweise: „Es ist für uns schon auch durchaus eine Möglichkeit, die Leute mit ihrem Verhalten zu konfrontieren. Einfach bloß 128, 50 Euro zu verlangen und sie wieder weiter zu schicken, da bin ich mir sicher, dass der Lerneffekt gering ist. Wir stellen fest, dass dieses direkte Konfrontieren mit der Situation die Leute dann schockiert und ihnen dann auch klar macht – das ist hier kein Spiel, sondern das ist bittere Realität“. Auch ein gaffender Lkw-Fahrer auf der Gegenfahrbahn bekommt den Zorn des Polizisten zu spüren. „Was glaubst du eigentlich wer du bist – Handy weg“ schreit er über die Autobahn. Ein Pressesprecher der Polizei Mittelfranken bestätigte gegenüber unserer Zeitung die Vorkommnisse auf der A6 bei Nürnberg. Insgesamt sei gegen acht Gaffer Anzeige erstattet worden.

Immer wieder kommt es nach Unfällen auf deutschen Autobahnen zu solchen Szenen. Hemmungslos zücken Auto- oder Lkw-Fahrer Handys oder gar Tablets, um zu filmen und zu fotografieren. Auch dem Bundesrat sind diese Menschen ein Dorn im Auge. So sollen Gaffer, die Rettungseinsätze stören, in Zukunft härter bestraft werden. Zuvor hatten Baden-Württemberg und Niedersachsen einen Antrag eingereicht.

Daraufhin forderte der Bundesrat den Bundestag am vergangenen Freitag auf, strengere Gesetze gegen Schaulustige zu beschließen. Bisher sind lediglich lebende Personen davor geschützt, dass bloßstellende Fotos und Videos gemacht und verbreitet werden, heißt es in dem Beschluss. Das soll auf Tote ausgeweitet werden.