Mia Lietke wurde nur 16 Jahre alt. Foto: DTB

Drei Monate nach dem Tod einer jungen Gymnastin in Fellbach-Schmiden sind Details des Obduktionsberichts bekannt geworden. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen jedoch noch nicht abgeschlossen.

Rund ein Vierteljahr lang herrschte Ungewissheit darüber, woran Mia Sophie Lietke vom Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden starb. Nun besteht aus der Sicht eines Arztes Klarheit, dass ein medizinisches Problem die Ursache für den Todesfall war. Die Staatsanwaltschaft hält sich indes mit einer offiziellen Erklärung, ob ein natürlicher Tod vorliegt, noch bedeckt.

 

Im Statement eines Mediziners, das der Schwäbische Turnerbund verlautbaren lassen hat, wird die allgemeine Vermutung, dass die Jugendliche aufgrund eines medizinischen Problems verstorben ist, bestätigt: „Die bei der Athletin durchgeführte gerichtliche Obduktion ergab laut Bericht der durchführenden Einrichtung als Todesursache eine beidseitige Lungenarterienembolie, die zu einem akuten Rechtsherzversagen geführt hat“, erklärt Professor Andreas Nieß, ärztlicher Direktor der Abteilung Sportmedizin an der Uniklinik Tübingen, der Einblick in den Obduktionsbericht hatte. Diese medizinische Erklärung sei auf Betreiben des Schwäbischen Turnerbunds veröffentlicht worden, teilte Hannes Haßpacher, der Teamleiter Kommunikation beim STB, mit.

Laut dem MSD-Manual, einem Handbuch für Medizin, können neben Blutgerinnungsstörungen unter anderem auch Krebs, Infektionen wie SARS-CoV-2, Verletzungen, Sichelzellenanämie, ein Schlaganfall sowie die Einnahme von Östrogenen oder eine Testosteronbehandlung die Ursache für eine Lungenembolie sein. Was genau die Ursache für dieses Ereignis bei Mia Sophie Lietke gewesen sei, ließ sich laut Nieß jedoch nicht nachweisen.

Nach dem überraschenden Tod der Gymnastin war, wie in solchen Fällen üblich, eine gerichtliche Obduktion in Auftrag gegeben worden, um die Todesursache zu klären. Eine offizielle Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Stuttgart zu dem Fall liegt bislang noch immer nicht vor. Eine Erklärung kam aber am Dienstag aus dem Haus. „Das Todesermittlungsverfahren dauert weiter an. Die Ursachen des Todeseintritts und etwaige Verantwortlichkeiten Dritter sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, sagte Aniello Ambrosio, Erster Staatsanwalt, auf Nachfrage.

Trauer am Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik

Im Bundesstützpunkt Schmiden habe man die Details aus dem Obduktionsbericht verhalten aufgenommen, so Hannes Haßpacher: „Der tragische Tod von Mia Lietke wird dadurch in keiner Weise abgemildert.“ Entsprechend arbeiteten alle weiter daran, das Geschehene zu verarbeiten. „Grundsätzlich wird der gesamte Stützpunkt psychologisch betreut, und natürlich kann es sein, dass in diesem Kontext das Geschehene noch mal thematisiert wird“, sagt der Pressesprecher. „Im Gesamtprozess sind wir Stand heute relativ weit vorangekommen.“

Vor rund drei Monaten hatte der überraschende Tod der Gymnastin am Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden, aber auch in der deutschlandweiten Sportszene für Bestürzung gesorgt. „Mia war bei ihren Teamkameradinnen, aber auch bei Trainerinnen und Betreuerinnen aufgrund ihres offenen und ehrlichen Charakters allseits sehr beliebt und geschätzt. Trotz ihres jungen Alters stand die gebürtige Ulmerin, die mit sechs Jahren bei der TSG Söflingen ihren Einstieg in die RSG hatte, für Disziplin, Fleiß und Ehrgeiz. Denn sie hatte einen Traum – die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles“, hieß es damals in einem Nachruf des DTB. Auch am Gustav-Stresemann-Gymnasium, wo die 16-Jährige zur Schule ging, war die Trauer groß. Seelsorger, ein „Raum der Stille“ und ein Kondolenzbuch sollten helfen, den Tod der Mitschülerin zu verarbeiten.

Die in Ulm geborene Mia Sophie Lietke war 2022 deutsche Juniorinnenmeisterin mit dem Reifen geworden und hatte Silber im Mehrkampf gewonnen. Für den Berliner TSC startete sie zudem erfolgreich in der Bundesliga. Anfang vergangenen Jahres war die Gymnastin in den Bundesstützpunkt Schmiden gewechselt, wo sie trainierte und im angegliederten Internat wohnte.

Die Bundesstützpunkte des Deutschen Turnerbunds (DTB) sind professionelle Trainingseinrichtungen, in denen Bundeskaderathleten und vielversprechender Turn-Nachwuchs ausgebildet werden. Der DTB unterhält Bundesstützpunkte für die olympischen Sportarten Gerätturnen, Trampolinturnen und die Rhythmische Sportgymnastik. Für letztere Sportart befindet sich ein solcher Stützpunkt in Fellbach-Schmiden, er wurde bereits 1984 gegründet.