Durch seine Rolle als „Timm Thaler“ wurde der Schauspieler Thomas Ohrner 1979 zum Kinderstar Foto: Verleih

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch des Abenteuers. Die Fernsehmehrteiler rund um die Feiertage haben seit 1964 die Generationen vor dem Fernseher vereint. Wir erinnern zum 50-Jahr-Jubiläum an die populärsten Produktionen.

Hamburg - Woran man sich noch erinnert? An die riesige rabenschwarze Limousine vom Typ Lincoln Continental Town Car. An das futuristische, von Cesar Manrique im wahren Leben als Aussichtspunkt gestaltete Hauptquartier des bitterbösen Barons de Lefouet, der in der Romanvorlage von James Krüss Lefuet heißt, weil das von hinten nach vorn gelesen (Ananym nennt man das) für den Teufel steht. An die riesige Bildschirmwand, auf der Anatol, der nicht minder gewissenlose Privatsekretär des Barons, über Tausende Kilometer hinweg das Leben beobachten kann – eine Art ganz frühes Facebook sozusagen. Und an die schwarze Nelke am Revers des Barons, die einem Übles schwanen ließ.

„Timm Thaler“ hieß die 13-teilige Serie zu je 25 Minuten, mit der das ZDF 1979 die bisherigen Adventsvierteiler ablöste. Beginn am ersten Weihnachtstag, Ende einen Tag vor Dreikönig. Drehorte waren Lanzarote, das in der Geschichte Aravanadi heißt, und die Innenstadt von Hamburg. Heute sitzt in der Firmenzentrale des Barons der Energieriese Vattenfall – hinter einer komplett schwarz verglasten Fassade.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der griesgrämige Baron kauft dem 13-jährigen Timm, der mehr schlecht erzogen und faul als fröhlich und frisch ist, das Lachen ab, was durch den Tod von Timms Vater, bei dem der Baron seine Finger im Spiel hat, und die daraus resultierende Finanznot der Familie kaum ein Problem ist. Der Junge erkennt das Ausmaß des Deals zu spät: Während es dem Baron mit Timms Lachen leichtfällt, seine schmutzigen Geschäfte erfolgreich zum Abschluss zu bringen, wird Timm immer unglücklicher. Was nützt es ihm da schon, dass er als Gegenleistung des Barons jede noch so absurde Wette gewinnt ?

Ein paar Folgen lang verfolgt der Junge den Baron bis nach Aravanadi, wird dort vom Bösewicht isoliert und kann sich erst spät auf einer Geschäftsreise nach Hamburg aus den Fängen des Barons befreien. Das Happy End ist zwischen viel blöden Lachern ziemlich einfach verpackt: Timm Thaler wettet mit Gesi, der Tochter des Hafenmeisters Rickert, dass er wieder lachen kann, und erhält prompt sein gestohlenes Lachen zurück. Da dachte man sich schon vor 35 Jahren: Auf diese lachhafte Lösung hätte man auch schon zehn Folgen früher kommen können.

Die Darsteller aber lohnten es, dass man bis zum lachkrampfigen Schluss dabeiblieb. Allen voran Horst Frank (1999 in Heidelberg gestorben), schon damals der Bösewicht vom Dienst und ein TV-Schurke erster Güte – auch wenn er als Baron seltsame Lachanfälle simulieren und sich in homoerotische Gewänder wickeln musste. Wunderbar war auch Richard Lauffen (gestorben 1990) als grausiger Diener Anatol, dessen dünnlippiges Grinsen unter einem noch dünneren Oberlippenbärtchen gänsehautreif war. Und natürlich Thomas Ohrner als Timm Thaler, ein Fernsehsternchen von Kinderbeinen an und ein lockiger Teenie-Schwarm für Zahnspangenträgerinnen und deren Mütter. Einfach süß – und als Moderator noch heute mal hier, mal da im Geschäft. Hinzu kam die eindringliche Melodie von Christian Bruhn, der schon „Zwei kleine Italiener“, „Heidi“ und andere 2000 Lieder aus der Taufe gehoben hatte. Timm Thaler vergessen? Lächerlich!