Ausgezeichnet: Matthias Klink (links, mit David Moore) in „Tod in Venedig“ Foto: Oper Stuttgart

Freude in Stuttgart: Matthias Klink, Sänger der Staatsoper, hat den Theaterpreis „Der Faust“ erhalten. Seine Interpretation des Gustav von Aschenbach in der Britten-Oper „Tod in Venedig“ fand Gefallen.

Stuttgart - Demis Volpi hatte am Samstag per Rundmail zum Daumendrücken „für einen außergewöhnlichen Künstler“ eingeladen – mit Erfolg: Am Abend erhielt der Stuttgarter Kammersänger Matthias Klink bei einer Gala in Regensburg den Theaterpreis „Der Faust“ für seine Interpretation des Gustav von Aschenbach in „Tod in Venedig“; Demis Volpi, damals noch Haus-Choreograf des Stuttgarter Balletts, hatte das Werk Benjamin Brittens als Koproduktion von Oper und Ballett inszeniert und für seine bislang letzte Stuttgarter Arbeit sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. So wurde Matthias Klink in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Opernwelt“ in der Spielzeit 2017/18 für diese Rolle zum Sänger des Jahres gekürt, Volpi zum „Nachwuchskünstler des Jahres“ . Nun darf sich der Tenor zudem über die Faust-Kür zum besten Sängerdarsteller in der Sparte Musiktheater freuen.

 

Leer ging dagegen der zweite nominierte Künstler der Stuttgarter Staatstheater aus. Adhonay Soares da Silva, Solist des Stuttgarter Balletts, war für seinen Beitrag zum Ballettabend „Begegnungen“ nominiert gewesen. Die „Faust-Trophäe“ ging in dieser Kategorie aber an den Tänzer Ramon A. John vom Hessischen Staatsballett, der für seinen Auftritt in Tim Plegges „Winterreise“ ausgezeichnet wurde.

Fünf Nominierte aus dem Ländle

In der Kategorie Regie Musiktheater ging ein weiterer des vom Deutschen Bühnenverein zum 13. Mal verliehenen Theaterpreises nach Baden-Württemberg, und zwar an Tobias Kratzer für seine Inszenierung der „Götterdämmerung“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Zu den Gratulanten gehört die Kunstministerin Theresia Bauer, die anlässlich der Preisverleihung sagt: „Die Auszeichnungen und Nominierungen zeigen eindrucksvoll die Stärke und das hohe Niveau von Theater, Oper und Ballett im Südwesten. Die zwei Preisträger und fünf Nominierten stehen stellvertretend für die exzellente künstlerische Arbeit, die an den Theatern im Land auf und hinter der Bühne geleistet wird.“ Matthias Klink begeisterte das Publikum immer wieder mit „seiner Bühnenpräsenz, seiner Intensität, seiner sängerischen Perfektion und Ausdauer“, so Bauer. Klink sei eine Künstlerpersönlichkeit mit ganz besonderer Note. „Er taucht in seine Rollen ein und lässt sie mit seiner beeindruckenden körperlichen Ausdrucksfähigkeit darstellerisch lebendig werden.“

„Tobias Kratzer gibt sich nicht zufrieden mit den überkommenen Lösungen alter Werke, sondern bietet ihnen Widerpart. Mit klugen Tiefenblicken und überraschenden Figurenprofilen gelingt ihm eine vielschichtige Regiearbeit und darstellende Intensität. Seine Regie sprüht vor Ideen – wir können uns auf weitere Arbeiten des jungen Regisseurs freuen“, sagte Bauer.

Neben den zwei Gewinnern waren aus Baden-Württemberg Martin G. Berger in der Kategorie Regie Musiktheater für seine Neufassung von Charles Gounods Oper „Faust (Margarete)“ am Theater Heidelberg nominiert. Außerdem war Adhonay Soares da Silva in der Kategorie Darsteller Tanz mit „Dances at a Gathering“ und „Initialen R.B.M.E.“ im Rahmen des Zweiteilers „Begegnungen“ am Stuttgarter Ballett nominiert sowie Anna Konjetzky in der Kategorie Regie Kinder- und Jugendtheater für ihre Inszenierung des Stücks „Running“ am Jungen Theater in der BOXX am Theater Heilbronn.

„Theater ist eine unverzichtbare Bühne, um wichtige Fragen zur Zukunft unserer Gesellschaft zu durchdringen. Ich danke deshalb allen Theaterschaffenden, die sich mit leidenschaftlicher Kunst den großen Fragen unserer Zeit stellen. Deshalb setzen wir alles daran, dass die Rahmenbedingungen für die Theaterschaffenden auch in Zukunft stimmen“, sagte Ministerin Bauer.

Der Deutsche Theaterpreis „Der Faust“ ist in neun verschiedenen Kategorien sowie für ein Lebenswerk vergeben worden. Hier alle Preisträger:

- Lebenswerk: Aribert Reimann

- Darsteller Tanz: Ramon A. John in „Eine Winterreise“ (Hessisches Staatsballet)

- Sängerdarsteller Musiktheater: Matthias Klink in „Tod in Venedig“ (Oper Stuttgart/Stuttgarter Ballett)

- Bühne/Kostüm: Jana Findeklee und Joki Tewes für „Wilhelm Tell“ (Schauspiel Köln)

- Regie Schauspiel: Thorleifur Örn Arnarssons mit „Die Edda“ (Staatsschauspiel Hannover)

- Regie Musiktheater: Tobias Kratzer mit „Götterdämmerung“ (Badisches Staatstheater Karlsruhe)

- Regie Kinder- und Jugendtheater: Martina van Boxen mit „Lindbergh - Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ (Junges Schauspielhaus Bochum)

- Darsteller Schauspiel: Barbara Nüsse in „Der Sturm“ (Thalia Theater Hamburg)

- Choreografie: Sharon Eyal mit „Soul Chain“ (Staatstheater Mainz)

- Perspektivpreis: Aktion „40 000 Theatermitarbeiter treffen ihre Abgeordneten“