Das Tanztheater „Bloody Business“ ist derzeit im Ost in Stuttgart zu sehen Foto: Veranstalter

Katja Erdmann-Rajskis Lady-Macbeth-Tanztheater „Bloody Business“ im Ost in Stuttgart ist noch am 2. und 4. sowie vom 9. bis 10. April zu sehen.

Was treibt Lady Macbeth in ihren blutrünstigen Mordrausch, zu dem sie ihren Mann anstachelt? In ihrer jüngsten Produktion „Bloody Business“, die am Dienstagabend im Ost Premiere hatte, spüren Katja Erdmann-Rajski und der Dramaturg Ulrich Fleischmann den verborgenen Motiven der legendären Shakespeare-Figur nach.

„Tanztheater mit Lady Macbeth“ ist das Stück untertitelt, aber statt einer Lady stehen sechs Tänzer auf der Bühne. Wie schon Freud beobachtete, hat Shakespeare gerne Figuren in mehrere Persönlichkeitsanteile zerlegt, und Erdmann-Rajski folgt ihm. Die Produktion ist Teil ihres dreijährigen Zyklus „Etymologiae TanzVerse“, den das Kulturamt unterstützt. Erdmann-Rajski führt die Versfüße zu ihrem tänzerischen Ursprung zurück.

Zu Beginn wälzt sich die Lady unruhig in Albträumen umher, und ihre Mittänzer vollführen abgehackte Bewegungen. Gewissensqualen sind es natürlich, die den Schlaf der Lady stören, aber Erdmann-Rajski hat noch andere Gründe aufgespürt. Diese werden in den Soli der Macbeth deutlich, verkörpert von wechselnden Tänzern.

Spiel mit den Brüsten: Kinderwunsch und Mordlust

Einen Kinderwunsch und unerfülltes Begehren, die in Mordlust transformiert werden, entdeckt man in Anika Bendels Spiel mit den Brüsten. Das Aufbegehren gegen die Machtlosigkeit, die der Lady als ans Haus gefesselte Frau auferlegt ist, kommt in Verena Wilhelms Darbietung mit dolchartig abgespreizten Zeigefingern eindrucksvoll zum Ausdruck.

Die Lady steht permanent im Widerstreit mit sich selbst. Hat sie sich eben entschlossen ihrer Bedenken entledigt, spiegeln die Mittänzer sofort ihre Angst, ihre Sehnsucht nach Nähe und auch die Qualen ihrer Opfer wider. Die Text- und Musikcollage mit Shakespeare-Versen (Sprecherin: Marlene Klann), Verdis und Sciarrinos Interpretationen des Stoffes, Klänge von Shakespeares Zeitgenossen wie Carlo Gesualdo oder Henry Purcell unterstützen sie dabei überzeugend.

Immer wieder brechen die Tänzer ironisch die aufgeladene Atmosphäre. Zu den Hexensprüchen, die hier der Lady untergeschoben werden, vollführt Love Hellgren mit geringelten Strümpfen gezierte Ballettsprünge. Abba und ein Kinderlied über Schrubbelseife erklingen, doch die blutige Wäsche lässt sich nicht reinwaschen; unter Qualen sich krümmend zerrt sie Love Hellgren wieder aus seiner Kleidung hervor. Als sich die Lady am Schluss für den Suizid entscheidet, verspeist eine Tänzerin mit cooler Sonnenbrille ungerührt eine Banane. Das ist nur konsequent: Mit Macbeths berüchtigter Kaltblütigkeit endet dieser atmosphärisch dichte Abend.

Weitere Termine am 2. und 4. sowie vom 9. bis 10. April; Tickets: 07 11 / 83 88 28 43