Das Stück hatte 2020 noch Premiere feiern können. Nach wenigen Vorstellungen war durch den Lockdown aber Schluss. Foto: Werner Kuhnle

Nachdem die Vorstellung von „Amnesie für Fortgeschrittene“ aufgrund des Lockdowns ein vorzeitiges Ende fanden, gibt es jetzt eine Wiederholung. Karten sind noch zu haben.

Coronanachwehen plagen vermutlich noch so einige Vereine. Auch die Theaterfreunde Affalterbach wurden von den Auswirkungen der Pandemie gebeutelt – und spüren sie bis zum heutigen Tag. Denn das Versammlungsverbot führte dazu, dass ihr Stück „Amnesie für Fortgeschrittene“ im Jahr 2020 zwar noch die Premiere und vier Aufführungen erleben durfte, kurz danach aber schon Schluss war. Die Schauspielerei mussten die ambitionierten Stars der Dorfbühne erst mal auf Eis legen.

Der Kartenverkauf läuft nicht mehr so gut wie früher

Ein Reload, also eine zweite Auflage, soll das heitere Stück zurück auf die Bühne bringen. Bereits am Samstag startet das in einer Unfallklinik spielende Kammerstück, das immerhin für neun von insgesamt zehn Mimen die Möglichkeit gibt, in acht Rollen zu schlüpfen: Die Rolle der Krankenschwester Veronika ist doppelt besetzt. „Die Spieler hatten die Texte noch überraschend gut im Kopf“, erzählt Regisseurin Silke Staudenmaier. „Trotzdem mussten wir noch einmal von September an proben. Eigentlich so lange, wie wir auch ein neues Stück einüben“. Es waren vor allem das Timing der Slapstick-Abläufe und die Stellung, die bei den Schauspielern in der zweijährigen Pause abhanden gekommen waren. Zum Leidwesen der Truppe läuft auch der Abverkauf der Karten nicht so wie früher. „Da waren wir meist vierfach überbucht“, weiß die Regisseurin, die nun hofft, dass sich besonders auch für die Schlussvorstellung am 6. Mai noch Publikum finden lässt.

Einstein, Romeo und Wallenstein geben sich die Ehre

Zwei Krankenhausbetten, Verletzte und allerhand witzige Dialoge erleben die rund 20 Zuschauer, die sich aus Mitgliedern und deren Freunden zusammensetzen, bei der Generalprobe. Im Vordergrund steht der Spielspaß, mit dem die Akteure über die Bühne wirbeln. Dass körpersprachlich nicht alle Spieler tatsächlich wirbeln, liegt in der Natur des Stückes: Kurt Klopfer (gespielt von Horst Schäfer) hat zwei gebrochene Arme und vom Nachbarzimmer aus besucht er gern seinen Freund Karle Besenbinder, der von Hans Kerschner gemimt wird, und staubtrockene, sehr beißende Kommentare auf Lager hat. Karles Bettnachbar ist Alfred Heinze (Dominic Stuis). Dominic Stuis trägt in dieser Rolle eine Kopfbinde, hat ein blaues Auge – und ganz vergessen, wer er ist. So sorgt er für „Showtime“ im Krankenzimmer, weil er sich immer wieder für eine andere Persönlichkeit hält: Einstein, Romeo oder auch für den Feldherrn Wallenstein . . .

Dass Heinze durch harmlose, aberwitzige Situationsverkettungen immer aufs Neue ausgeknockt wird und bewusstlos ins Bett fällt, um als jemand anderes aufzuwachen, verschafft dem Stück einen großen Reiz. Der bringt, gemeinsam mit dem facettenreichen Dialoggeflecht des gesamten Ensembles, herzerfrischenden Zuschauergenuss. Jacqueline Storz schlüpft dabei in die Rolle der Ärztin Dr. Mechthild Wuster und zeigt einen genialen – Wienerisch anmutenden – Sprachauftritt, der schon verblüffend an die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart erinnert.

Die Truppe zeigt sich flexibel

Weil zwei Ensemblemitglieder nicht mehr dabei sind, gab es außerdem noch eine Umwandlung: Alfreds verzweifelter Partner ist in der Wiederauflage des Stücks keine Frau mehr, sondern ein Mann. Dass es nun ein Homo-Pärchen gibt, findet Regisseurin Staudenmaier klasse. Sie lobt die flexible Haltung ihrer Truppe: „Das ist Freiheit, wenn wir nicht zwanghaft nach einer Frau suchen müssen, sondern den Wegfall mit dem bestehenden Ensemble bedienen.“

Dass sich die rund 40 Mitglieder auch nach der Pandemie im Verein engagieren, „liegt jedoch besonders am Vorstand der Theaterfreunde“, hält Silke Staudenmaier fest. Alfred Leiensetter, Gisbert Scheck und Markus Storz – dessen Funktion wurde von Dominic Stuis übernommen – hätten viel für den Zusammenhalt getan. „Virtuelle Stammtische und später auch Treffen im Vereinsheim“, hätten dabei geholfen, die Durststrecke zu überwinden.

Mehr noch: Sie haben zusätzliche Helfer akquiriert. Bleibt das Problem, dass Silke Staudenmaier ihren Posten abgeben will. Das habe sich schon vor Corona abgezeichnet: „Bei mir ist beruflich alles eng geworden und ich kann die Aufgabe nicht mehr stemmen. Wer also an Regiearbeit Lust hat, der wird hier mit offenen Armen empfangen.“

Infos und Kartenbestellung online unter www.theaterfreunde-affalterbach.de.