Die Puppen sind eigens für die Produktion genäht worden. Foto: Martin Bernklau

Beim Theater in der Badewanne beginnt die neue Spielzeit mit dem Stück „Wo die wilden Kerle wohnen“, zu denen der kleine Max mit seinem Hund Zecke reist.

S-Nord - Kaum zu glauben: Schon bald 60 Jahre alt ist Maurice Sendaks Kinderbuch „Wo die Wilden Kerle wohnen“. Das Theater in der Badewanne am Rand des Höhenparks Killesberg hat den unvergleichlichen Klassiker mit dem knappen Text und den starken Bildern zu einem hinreißenden Puppenstück für Kinder ab fünf Jahren eingerichtet. Die Hausherrin Antonie Fröhlich hat sich dafür mit Norbert Böll vom Würzburger Theater Spielberg zusammengetan.

Natürlich fühlen sie sich gerade in der bis auf den letzten Platz besetzten Enge alle wohl, auch wenn ein paar Kinder sich im wohligen Vorgruseln lieber in der letzten Reihe eng an die Mama drücken. Aber auf die Frage, ob sie Zecke kennen, hätten sie vielleicht nein sagen müssen. Denn Zecke, den kleinen Hund vom wilden Max, den haben sie, glauben wir, womöglich hinzuerfunden. Aber das passte punktgenau in Maxens Zimmer und verbotener Weise unter die Decke vom Bett.

Unfug im Wolfskostüm

Max macht lauter Unfug in seinem Wolfskostüm, ist frech zur Mutter und muss deshalb ohne Essen ins Bett. Im Zimmer wächst ihm ein Wald, und mit seinem Schiff segelt er dorthin, wo die Wilden Kerle wohnen. Er bändigt all diese Ungeheuer mit seiner frechen Art und wird sogar ihr König. Als ihn Heimweh packt und er nach der Rückreise wieder erwacht, ist sogar sein Essen noch warm. Das ist die ganze kurze Geschichte, die in ihrer rätselhaften Schlichtheit schon ganze Generationen von Kindern fasziniert hat.

Sie haben alle vier Hände voll zu tun, die beiden Puppenspieler. Gerade die Kinder merken das unfehlbar: die Erfahrung, die Fantasie und die Liebe zum Kindertheater, die ja vor allem dem Publikum gilt. Antonie Fröhlich und Norbert Böll spielen mit den eigens genähten Handpuppen, mit Gliederpuppen oder Marionetten, je nachdem, wie’s kommt. War nicht auch das feuerrote Seeungeheuer mit dem Krokodils-Kopf eine Zugabe zu den bekannten scheußlich-doofen und gutmütigen Gestalten der wilden Kerle aus dem Bilderbuch?

Maxens Zimmer, in das er in seinem Wolfskostüm so hungrig mit seiner treuen Zecke verbannt wird, ist zunächst eine winzige Guckkasten-Bühne. Dort wachsen die Bäume, dort startet seine Segelschiff in offenere, weitere und noch wildere Welten. Ganz sorgsam haben die Badewannen-Meister die Lichtführung ausgetüftelt, ein gestaffeltes System von Vorhängen und Schleiern zu einer Kulisse gemacht, wo Maxens Segelboot in See stechen, das rote Krokodil gierig schnappen und dann der Bär abgehen kann mit dem Gockel-Monster.

Angst muss niemand haben

Wie Max dann die Ungeheuer zum Lärmen und Tanzen und Toben und Raufen bringt, sie mit seinem strengen Blick zähmt und einspannt und schließlich von ihnen zum wildesten aller Wilden Kerle gekrönt wird, das löst bei den Kindern natürlich auch immer wieder wildes Johlen aus und nur selten die spitzen, warnenden Angstschreie aus Sorge um das tapfer freche Kerlchen da im Wolfspelz. So richtig bedrohlich wird es in Maurice Sendaks Geschichte ja gar nicht. Ganz doll Angst muss eigentlich niemand um diesen Max haben.

Die Puppenspieler verstecken sich nicht angestrengt. Schon die fantastische Vielfalt ihrer Stimmen lässt die kleinen Zuschauer ganz leicht eintauchen in die Figuren und Rollen. Die Illusion muss überhaupt nicht perfekt sein wie im Film. Es ist auch ohne das so schön, so spannend, so zauberhaft.

Info Das Theater in der Badewanne, Stresemannstraße 39 am Höhenpark Killesberg, hat seine „Wilden Kerle“ am Samstag und Sonntag, 17. und 18. März, jeweils um 15 Uhr, wieder im Programm.