Fünf Mimen und ein bunter Vogel in Weltuntergangsstimmung Foto: Andreas Essig

Mit schwarzem Humor in die Katastrophe: Das Oberriexinger Theater an der Dauseck kündigt ein Stück mit aktuellen Bezügen an.

Das fängt ja gut an. Sechs Personen, drei Männer und drei Frauen, stehen auf der Bühne, und sie verkündigen noch nie Dagewesenes. „Verehrtes Publikum, werte Menschheit! Schalten Sie die Handys aus; sie werden nicht mehr gebraucht.“ Denn: „Erleben Sie heute – den Weltuntergang!“

 

Nicht weniger als die Apokalypse hat sich das Theater unter der Dauseck in Oberriexingen vorgenommen. Ein neues Stück, bei dem erfahrene Spieler und Spielerinnen mit professionell ausgebildeten Schauspielern auftreten: es nennt sich „Friedas Weltuntergang“. „Eine schwarze, aberwitzige Komödie über unsere Welt und die täglichen Katastrophen“, so wirbt das von Bernd Schlegel geleitete Theater. Die Premiere findet am Sonntag, 18. Februar, in Möbelhaus Schmid’s Domino in Sachsenheim statt. Zurzeit probt die Truppe in der Ludwig-Heyd-Schule in Markgröningen die „satirische Revue“.

Vorlage ist ein Stück aus den 30er Jahren

Geschrieben hat diese Revue Walter Menzlaw, seit Jahrzehnten aktiv als Theaterpädagoge, Regisseur und Autor von rund 100 Stücken. Vorlage ist ein Stück aus den 30er Jahren: „Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein Fall mehr lang“ von Jura Soyfer, einem österreichischen Juden. Das Werk wurde 1936 in Wien uraufgeführt, aber bald schon abgesetzt, es hatte politischen Anstoß erregt. Soyfer wurde 1938 bei dem Versuch, in die Schweiz auszureisen, verhaftet, geriet in die Fänge der Gestapo. Er starb, gerade mal 27-jährig, im Februar 1939 im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus.

Menzlaw hat den Text verändert und neu geschrieben, doch der Titel wurde nur leicht modifiziert. „Es geht um den drohenden Weltuntergang, dem aber keiner in die Augen sieht.“ Bei Soyfer beginnt die Katastrophe im Kosmos, im neuen Stück indessen löst eine alte Dame die Katastrophe aus.

Barbara Scheyda spielt diese Frieda voller Energie. Sie steckt voller Wut, alle ärgern sie. Die Nachbarin, der Bruder, ein Polizist, alle haben nur Forderungen an sie, aber keiner kümmert sich wirklich um Frieda. „Eine verkommene Welt“ zürnt sie. Ihr einziger Freund ist ihr bunter Vogel, der ihr alles nachplappert, gespielt von Fabian Friedl. Und so verflucht die alte Dame nicht nur ihre persönlichen Feinde, sondern gleich die ganze Welt. Sie verfällt in Allmachtsfantasien; der bunte Vogel wird zum rächenden Kometen, um „in drei Wochen“ die Erde vom bösen Menschengeschlecht zu befreien.

Parallelen zu heutigen Verdrängungsmechanismen

Der drohende Untergang erschreckt Frieda dann doch, und so versucht sie zu retten, was noch zu retten ist. Unterstützt wird sie von einem zögerlichen Wissenschaftler (Bernd Schlegel). Doch die anderen Menschen wollen das, was ihnen bevorsteht, nicht wahrhaben, leben lieber weiter wie gehabt. Parallelen zu den Verdrängungsmechanismen der heutigen Gesellschaft liegen auf der Hand. „Dies ist auch ein politisches Stück“, sagt der Autor Menzlaw. Das Stück habe Witz, „ohne das Grauen zu bagatellisieren“. Man könne heute angesichts großer Krisen leicht in Depression verfallen, aber: „Wir wollen darauf antworten.“

Für die letztlich überraschende Antwort wird das sechsköpfige Ensemble sorgen. Erfahrene Mimen, die gut beschäftigt sein werden, denn, so Bernd Schlegel, „außer Frieda spielt jeder von uns mehrere Rollen“. Walter Menzlaw ergänzt: „Über diese Figuren versetzt man sich in eine ganz andere Perspektive.“

Der Autor führt selbst Regie

Die Proben bisher laufen gut. Bernd Schlegel lobt die Unterstützung durch die Ludwig-Heyd-Schule, das Bühnenbild von Anne Brügel, den Bühnenbau von Jörg Boy und Günter Hanauer. Walter Menzlaw führt auch die Regie, Martina Jakobi ist die Regie-Assistenz. Für die Licht- und Tontechnik sind Jörg Boy, Christian Gscheidle und Lara Schüßler verantwortlich.

„Friedas Weltuntergang“ feiert Premiere am 18. Februar, um 19 Uhr in Möbelhaus Schmid’s Domino in Sachsenheim. Weitere Vorstellungen: 23.2./24.2. 20 Uhr, am 1.3./2.2./ 20 Uhr, 3.3. 19 Uhr, am 8.3./9.3. 20 Uhr, 10.3. 19 Uhr und am 22.3. 20 Uhr in der Oberriexinger Festhalle. Infos auf www.theater-dauseck.de.