Eine Welle der Gewalt erschüttert Pakistan: Am internationalen Flughafen von Karachi kommen bei Schusswechseln mindestens 28 Menschen ums Leben, im Westen des Landes explodieren vor Hotels zwei Sprengsätze. Hinter den Attacken steckt die Taliban.

Eine Welle der Gewalt erschüttert Pakistan: Am internationalen Flughafen von Karachi kommen bei Schusswechseln mindestens 28 Menschen ums Leben, im Westen des Landes explodieren vor Hotels zwei Sprengsätze. Hinter den Attacken steckt die Taliban.

Islamabad - Bei verheerenden Terroranschlägen sind in Pakistan mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen. Ziele waren der internationale Flughafen von Karachi und schiitische Pilger an der Grenze zum Iran. Bei der Attacke auf den Airport in der Nacht zum Montag wurden nach stundenlangen Schusswechseln mindestens 28 Menschen getötet, darunter die zehn schwer bewaffneten Angreifer. Die islamistischen Taliban bekannten sich zu der Tat. In der westlichen Provinz Belutschistan zündeten Selbstmordattentäter Sprengsätze vor zwei Hotels. Mindestens 20 Pilger und vier Terroristen starben.

Am Flughafen der Hafenstadt Karachi, der mit rund zehn Millionen Einwohnern größten Stadt Pakistans, griffen die als Polizisten verkleideten Islamisten ein Terminal an, wo Privatmaschinen und Frachtflugzeuge abgefertigt werden. Augenzeugen berichteten von heftigen Schießereien; auch mehrere Explosionen waren zu hören.

Nach fünfstündigen Gefechten meldete Generalmajor Rizwan Akhtar am Morgen, dass alle Terroristen tot seien. Sieben wurden demnach erschossen, drei hätten sich in die Luft gesprengt. Nach seinen Angaben trugen die Kämpfer schusssichere Westen und kamen mit gefälschten Ausweisen auf das Gelände. Dort setzten sie auch ein Lagergebäude in Brand.

Nach den Worten der Ärztin Seemi Jamali der Jinnah-Klinik kamen 13 Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Zivilisten ums Leben. Von den mindestens 25 Verletzten befänden sich fünf in kritischem Zustand.

Der Ministerpräsident der Provinz Sindh, Syyed Qaim Ali Shah, erklärte, die Terroristen seien einem ausgeklügelten Plan gefolgt und gut ausgebildet gewesen. Seit 2003 sind bei Talibanattacken in Pakistan rund 40.000 Menschen getötet worden.

Ein Sprecher der islamistischen Extremisten, Shahidullah Shahid, erklärte, die Attacke sei die Rache für Luftangriffe der pakistanischen Armee auf "Unschuldige" in den Stammesgebieten nahe der Grenze zu Afghanistan. Im Mai waren bei den Luftangriffen nach Militärangaben rund 100 mutmaßliche Militante getötet worden, darunter einige hochrangige Talibananführer. Zuvor hatte es in monatelangen Bemühungen um eine Friedenslösung keine Fortschritte gegeben.

Am Montagmorgen (Ortszeit) waren auf dem Flughafen kurzzeitig erneut Schüsse zu hören. Dabei hatten Soldaten versehentlich auf einen Mitarbeiter der Flughafensicherheit geschossen, den sie für einen weiteren Terroristen hielten. Der Mann wurde verletzt. Der Flughafen sollte am Nachmittag (Ortszeit) seinen Betrieb wieder aufnehmen. Nach Militärangaben wurde kein Flugzeug beschädigt.

Zu den den Selbstmordanschlägen nahe der iranischen Grenze bekannte sich die sunnitische Extremistengruppe Jaishul Islam, wie das pakistanische Onlineportal dawn.com unter Berufung auf Behördenangaben schrieb. Die Pilger waren demnach mit zehn Bussen aus dem Iran zurückgekehrt und gerade auf dem Weg in ihre Hotels, als die Sprengsätze detonierten. Anschließend fielen Schüsse. Von den 18 teils Schwerverletzten waren 14 in einem kritischen Zustand. In der Vergangenheit waren in diesem Teil Pakistans Schiiten immer wieder Ziel von Anschlägen.