Anteilnahme an den Schicksalen der vielen Opfer des Terrors in Brüssel. Anti-Terror-Razzien decken nun auf, wie der sogenannte Islamische Staat über die Welt vernetzt ist. Foto: dpa

In Frankreich geht der Polizei ein Verdächtiger ins Netz, der einen neuen Anschlag vorbereitete. Auch in Belgien gibt es weitere Festnahmen, ebenso in Malaysia.

Brüssel - Internationale Ermittlungen nach den Brüsseler Anschlägen lassen zunehmend ein globales Terrorzellennetz des Islamischen Staats erkennen. In Frankreich ging der Polizei am Donnerstag ein Verdächtiger ins Netz, der nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve bereits weit mit den Vorbereitungen eines neuen Anschlags gediehen war. Bei Razzien in Brüssel wurden sechs weitere Personen festgenommen, bei Polizeieinsätzen in Malaysia 15 mutmaßliche IS-Mitglieder.

Aus belgischen und französischen Sicherheitskreisen verlautete, bei dem in Argenteuil verhafteten 34-Jährigen handele es sich um einen Franzosen, der seit Januar wegen des Verdachts gesucht werde, Verbindungen zum Terrorismus zu haben. Der Mann sei bereits im Juli in Abwesenheit neben dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, und anderen verurteilt worden, Teil eines Netzwerks zur Anwerbung von Rekruten für den Dschihad in Syrien gewesen zu sein. Abaaoud war bei einer Razzia der Polizei einige Tage nach der Terrorserie von Paris ums Leben gekommen.

Angriffe in fortgeschrittenem Stadium

Cazeneuve hatte am Donnerstag gesagt, die Pläne des Mannes für einen Angriff seien in einem fortgeschrittenen Stadium gewesen. Bisher gebe es aber noch keine Hinweise auf Verbindungen zu den Anschlägen in Brüssel und Paris. Frankreich ist seit den Pariser Terroranschlägen am 13. November mit 130 Toten und Hunderten Verletzten in höchster Alarmbereitschaft. Cazeneuve zufolge gab es seit Beginn dieses Jahres bereits 75 Festnahmen, 28 Verdächtige seien inhaftiert worden.

Auch in Belgien gilt seit den Anschlägen eine hohe Terrorwarnstufe, wovon auch die Atomkraftwerke des Landes betroffen sind. Die belgische Atomaufsicht entzog mehreren Mitarbeitern von Atomkraftwerken ihre Eintrittsausweise, bestätigte eine Behördensprecherin. Diese Entscheidung sei jedoch nicht zwangsläufig in Verbindung mit den Terroranschlägen vom Dienstag in Brüssel zu sehen. Allerdings waren die Befürchtungen groß, auch Atomanlagen könnten ins Visier der Terroristen geraten.

Die Opfer der Terroranschläge in Brüssel stammen aus aller Welt. Britische Behörden teilten mit, ein in Brüssel lebender britischer Computerprogrammierer sei getötet worden. Niederländische Behörden meldeten den Tod dreier Landsleute, die USA den von zweien. Auch aus China stammt ein Opfer. Bei der Terrorserie am Dienstag kamen mindestens 31 Menschen ums Leben, rund 270 wurden verletzt.

Großes Sprengstoffversteck gefunden

Die belgische Polizei schlug am Donnerstag nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Zentrum von Brüssel sowie in den Gemeinden Jette und Schaerbeek zu. Dort hatte sie nach den Anschlägen in einer Wohnung ein großes Sprengstoffversteck gefunden.

Die Verdächtigen in Malaysia sollen nach Behördenangaben Terrorangriffe im Inland geplant sowie versucht haben, Chemikalien für den Bau von Sprengsätzen zu erhalten. Der nationale Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte, die Festgenommenen hätten Anweisungen von einem Malaysier in Syrien erhalten, Anschläge in ihrem Land zu verüben.

Die Terrorwarnstufe wurde von den belgischen Behörden wieder gesenkt. Statt der seit Dienstag geltenden Stufe 4 werde vorerst die dritte Warnstufe gelten, teilte der Leiter der belgischen Anti-Terror-Behörde, Paul Van Tigchelt, am Donnerstag mit. Die höchste Warnstufe 4 bedeutet, dass ein unmittelbarer Terroranschlag droht.