Kerber scheidet im Halbfinale gegen Stosur aus. Petzschner gewinnt den Titel im Herren-Doppel.

New York - Kein Finale für Kerber, aber ein Pokal für Petzschner: Die deutschen Tennis-Profis haben bei den US Open doch noch einen Grand-Slam-Titel in dieser Saison geholt. Nachdem der sensationelle Siegeszug von Angelique Kerber in New York im Halbfinale endete, holte Philipp Petzschner die Trophäe im Doppel - als erster Deutscher seit 74 Jahren. „Das ist ein supergeiles Gefühl“, meinte der Bayreuther.

Als bisher einzige Deutsche waren 1937 Henner Henkel und Gottfried von Cramm im Doppel bei den US Open erfolgreich. Zusammen mit dem Österreicher Jürgen Melzer gewann Petzschner im Finale am frühen Sonntagmorgen 6:2, 6:2 gegen die Polen Mariusz Fyrstenberg und Marcin Matkowski. Es war der zweite Triumph des Duos nach Wimbledon 2010. „Noch schöner ist es, einen zweiten Grand-Slam-Titel zu gewinnen“, sagte Petzschner. „Wir haben bewiesen, dass das keine Eintagsfliege war“, fügte Melzer hinzu.

Der Lohn für den Davis-Cup-Spieler und Melzer nach dem nur 49-minütigen Endspiel, das erst kurz vor Mitternacht vor rund 4000 ausdauernden Fans im riesigen Arthur-Ashe-Stadium begann: 420 000 Dollar Preisgeld, die erneute Qualifikation für das ATP-Masters Ende November in London - und zuvor ein paar Tage Golf in Marbella auf Einladung von Melzers Manager.

"Die ersten Spiele war ich überall, aber nicht auf dem Platz"

An ein Endspiel im Arthur-Ashe-Stadium durfte auch Angelique Kerber zwischendurch denken. Obwohl Steffi Graf am Fernsehen die Daumen drückte, verlor die Kielerin aber nach couragierter Leistung 3:6, 6:2, 2:6 gegen die Australierin Samantha Stosur. Wie Sabine Lisicki zuletzt in Wimbledon gelang es Außenseiterin Kerber damit nicht, als erste Deutsche seit der „Gräfin“ in ein Grand-Slam-Einzel-Endspiel einzuziehen.

„Die vielen Leute, das Flutlicht - die ersten Spiele war ich überall, aber nicht auf dem Platz“, berichtete Kerber nach dem 1:46 Stunden langen Match auf dem Grandstand. Wegen des langen Samstags-Programms war ihr Halbfinale auf den 6000 Zuschauer fassenden Platz im Schatten des größeren, aber nach Regen unbespielbaren Louis-Armstrong-Stadiums verlegt worden.

Nach dem Satzausgleich schien für Kerber alles möglich, doch: „Ich habe zwei, drei leichte Fehler gemacht, die ersten zwei, drei Spiele waren zu schnell weg.“ Die Aufholjagd nach dem 0:5 im dritten Satz war vergeblich, um 15 Jahre nach Steffi Graf das US-Open-Finale zu erreichen. 1999 stand das Idol in Wimbledon in seinem letzten großen Endspiel. „Steffi hat mich angerufen, hat sich gefreut und wieder geguckt“, berichtete Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.

Williams lässt Wozniacki keine Chance

Die 23-jährige Kerber wird in der Weltrangliste von Platz 92 auf Rang 34 nach oben schießen. Sie zog trotz des Aus eine positive Bilanz: „Ich bin eigentlich superfroh. Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers stehe, hätte ich gesagt: schöner Witz.“ Dank der neu gefundenen Freude am Tennis will Kerber nun die eigenen Ansprüche nach oben schrauben und künftig für die zweite Woche der Grand Slams planen.

Stosur traf am Sonntag in ihrem zweiten Grand-Slam-Finale nach den letztjährigen French Open auf Serena Williams. Die Lokalmatadorin ließ der Weltranglisten-Ersten Caroline Wozniacki beim 6:2, 6:4 keine Chance. Die Dänin wartet damit weiter auf ihren ersten Grand-Slam-Triumph, die lange verletzten Williams wollte ihr Comeback nach langer Verletzungspause mit dem 14. großen Einzel-Titel und dem vierten bei den US Open krönen.

Das Herren-Endspiel am Montag bestreiten wie im Vorjahr und zuletzt in Wimbledon Rafael Nadal und der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic. Titelverteidiger Nadal schaltete den Schotten Andy Murray mit 6:4, 6:2, 3:6, 6:2 aus.

Zuvor setzte sich Djokovic nach 0:2-Satzrückstand und zwei abgewehrten Matchbällen noch gegen Roger Federer durch. Der Serbe siegte 6:7 (7:9), 4:6, 6:3, 6:2, 7:5 und hat die Chance auf seinen dritten Grand-Slam-Titel dieser Saison nach den Triumphen in Australien und Wimbledon. Nadal gewann 2011 schon die French Open, verlor aber fünf Endspiele nacheinander gegen Djokovic.