Der Ex-Tennisstar Andre Agassi glänzt beim WTA-Turnier in Stuttgart - ohne Ehegattin Steffi Graf Foto: Getty

Andre Agassi gilt als einer der größten Tennisspieler seiner Zeit. 101 Wochen war der einst extrovertierte US-Amerikaner die Nummer eins der Welt. Für das Legendenmatch beim WTA-Turnier in Stuttgart ist der 44-Jährige an den Ort zurückgekehrt, an den er besonders schöne Erinnerungen hat.

Stuttgart - „Ein bissken“, sagt Andre Agassi mit seiner brummenden Stimme und fasst sich an den braun gebrannten Glatzkopf. Ein bisschen Deutsch könne er. Dennoch bevorzugt er Englisch: „Ich will es nicht riskieren, Deutsch zu sprechen.“ Zumindest öffentlich nicht. Und über Tennis lässt es sich eben am besten in der Muttersprache parlieren.

Mit Thomas Muster ohnehin. Der French-Open-Sieger von 1995 aus Österreich lebt in Australien und ist Agassis Gegner beim Legendenmatch in der Porsche-Arena. Einer, „der erstaunlich fit ist“, wie der einstige Tennis-Rebell aus den USA in Stuttgart feststellt.

Wobei auch Agassi nicht aussieht, als würde er seine Freizeit nur in der Hängematte verbringen. Über der Bluejeans trägt er ein enges, beigefarbenes Sweatshirt. Trotz der Liebe zum deutschen Hefeweizen ist nichts von einem Bierbauch zu erkennen. Was auch an Agassis Begeisterung für Sport liegt. Er versucht regelmäßig, die gelbe Filzkugel übers Netz zu jagen.

„Die Bewegungen sind langsamer geworden"

„Das klappt noch“, erzählt er, „die Schläge sind noch da, nur die Bewegungen sind langsamer geworden, und das Gefühl am Tag nach einem Tennismatch ist schlechter.“ Die Knochen, das Alter. „Wir sind wie alte Autos“, ergänzt Muster, „wir sehen super aus, doch die eine oder andere Schraube ist lose.“

Viele öffentliche Matches spielt Agassi deshalb nicht. Die Zeit lässt es auch nicht zu. Seine Stiftung „Foundation for Education“, die sich um die Bildung von Kindern vorwiegend in seinem Heimatstaat Nevada kümmert, nimmt den Tennis-Rentner voll in Anspruch. Er baut Schulen beziehungsweise lässt sie bauen.

„Wir führen ein privilegiertes Leben, da müssen wir etwas zurückgeben“, sagt der achtfache Grand-Slam-Champion, der in seinen 20 Jahren als Tennisprofi 29 Millionen Euro Preisgeld einspielte. Von Charly Steeb hat er sich trotzdem zu dem Auftritt beim Porsche Tennis Grand Prix überreden lassen.

Der ehemalige deutsche Daviscup-Spieler kennt ihn von seiner Zeit auf der ATP-Tour – und natürlich über Steffi Graf. Und Steeb weiß, dass Andre Agassi sich immer gerne an Stuttgart erinnert. Etwa an den Sieg 1988 beim Mercedes-Cup – damals noch mit seiner langen, wenn auch unechten Mähne.

1999 zeigt sich Agassi erstmals mit Steffi Graf

Davon abgesehen hat Andre Agassi ein Faible fürs Deutsche. Nicht nur wegen Steffi Graf. Auch wegen der Schnitzel, der Spätzle oder der Autos. Aber vor allem wegen seiner Frau.

So gesehen ist Stuttgart ein besonderer Ort. Beim Masters, den damaligen Eurocard Open, tauchte er erstmals im Oktober 1999 in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle öffentlich mit ihr auf. Zwar war er Wochen zuvor mit der Gräfin von Paparazzi erwischt worden, doch in Stuttgart durften alle ihre Liebe sehen. Es war ein bewusster Schritt der beiden.

Keine zwei Jahre später heiratete die Tennislegende dann die Tennisikone – heimlich. Für das Boulevard war das ein „Göttergeschenk“. Anfangs jedenfalls. Doch in Las Vegas, Agassis Heimatstadt, wo sich das Paar niederließ, wurde aus dem erhofften Medienereignis eine unaufgeregte Partnerschaft. Bis heute.

Steffi ist zu Hause geblieben

Zusammen sieht man die Eheleute selten. Auch in Stuttgart nicht. Steffi ist zu Hause geblieben – bei Sohn Jaden Gil (13), einem Baseballtalent, und Tochter Jaz Elle (11). „Sie haben eine Abmachung“, verrät der Direktor des Stuttgarter Turniers, Markus Günthardt: „Es ist stets nur einer von beiden unterwegs.“

Dennoch hat Agassi seine Familie dabei. Auf der Halskette, die er trägt, steht „Daddy rocks“. Und dass es der Papa noch draufhat, musste Thomas Muster bei seiner Niederlage (2:6, 2:6) im Legendenmatch erfahren. „Andre hat das Tennis damals auf ein höheres Niveau gehoben“, erinnert er sich. Keiner habe die Bälle so schnell zurückgespielt wie der Dominator der 90er und frühen 2000er.

Agassis Returns: eine Waffe. Auch neun Jahre nach seinem Karriereende, das übrigens ein Deutscher besiegelte. Der Qualifikant Benjamin Becker warf 2006 den Publikumsliebling bei dessen letztem Turnier, den US Open, in Runde drei raus. „Ich konnte mich nicht freuen“, sagte Becker damals: „Man will nicht der Kerl sein, der Bambi erschießt.“ Seit dem Auftritt in Stuttgart ist aber klar: Spielerisch ist Bambi noch lange nicht tot.

Info: Andrea Petkovic sagt ab

Info: Andrea Petkovic sagt ab

Schlechte Nachrichten für die Organisatoren des 38. Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart: Nach Kanadas Senkrechtstarterin Eugenie Bouchard (21), Siebte der Welt, hat auch die deutsche Nummer eins, Andrea Petkovic, ihren Start beim WTA-Turnier in der Porsche-Arena abgesagt. Der Grund: Beim Fedcup-Halbfinale in Russland (2:3) hat sich die Weltranglistenelfte eine Verletzung im linken Oberschenkel zugezogen.

Die Darmstädterin sagte am Montag: „Ich bin unendlich traurig. Aber ich musste diese Entscheidung treffen, um weiteres Risiko für meine Gesundheit zu vermeiden. Die Ärzte und Physiotherapeuten haben wirklich alles versucht, damit ich bei meinem Lieblingsturnier starten kann, aber es geht einfach nicht.“

Noch am Sonntag hatte Petkovic im Fedcup gegen Swetlana Kusnezowa gewonnen, jedoch das entscheidende Doppel an der Seite von Sabine Lisicki (Berlin) verloren. Im Gegensatz zu Petkovic ist die deutsche Nummer zwei, Angelique Kerber (Kiel), aber in Stuttgart genauso dabei wie Lisicki und Julia Görges (Bad Oldesloe). Die drei deutschen Fedcup-Spielerinnen greifen allerdings erst an diesem Mittwoch ins Turniergeschehen ein.

Show-Match Nummer zwei

Ein weiteres Showmatch wartet an diesem Dienstag (14 Uhr). Russlands Superstar Maria Scharapowa trifft auf Tennislegende Andre Agassi. Für den Vergleich auf dem Vorplatz des Porsche-Museums in Zuffenhausen wurde extra ein Court aufgebaut. Die Fans können kostenlos zuschauen.

Heute spielen

Centre-Court, 12 Uhr, Einzel, erste Runde: Strycova (Tschechien) - Muguruza (Spanien),
– nicht vor 14 Uhr: Suarez Navarro (Spanien) - Rodina (Russland),
– danach: Bondarenko (Ukraine) - Safarova (Tschechien),
– nicht vor 18.30 Uhr: Garcia (Frankreich) - Ivanovic (Serbien),
– danach: Mattek-Sands (USA) - Makarowa (Russland),
– nicht vor 20.30 Uhr, Doppel, erste Runde: Hrdinova (Tschechien)/Melichar (USA) - Parra Santonja (Spanien)/Rosolska (Polen).

Court 1, 12 Uhr, Doppel, erste Runde: Jurak (Kroatien)/Krejcikova (Tschechien) - Görges/Lisicki,
– danach: Kalaschnikowa (Georgien)/Siniakova (Tschechien) - Jans-Ignacik (Polen)/Klepac (Slowenien), Husarova (Slowakei)/Kania (Polen) - Barthel (Neumünster)/Minella (Luxemburg),
– danach: Einzel, erste Runde: Martic (Kroatien) - Melnikowa (Russland), Brianti (Italien) - Brengle (USA). (vid)