Mit Infografik - In Stuttgart und an den angrenzenden Autobahnen werden immer mehr stationäre Blitzanlagen aufgestellt. Das hat im vergangenen Jahr zu einem Rekord an festgestellten Tempoverstößen geführt. Über 606 000 Autofahrer wurden erwischt – 22 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011.
Stuttgart - Der Sieger dürfte sich über seinen zweifelhaften Titel nicht freuen. Hat er ihn doch den Führerschein gekostet. Mit 239 Sachen ist ein Autofahrer an der neuen Säule auf der A 8 am Flughafen vorbeigerauscht. 119 km/h zu schnell. Damit hat er die höchste Geschwindigkeit erzielt, die im vergangenen Jahr in Stuttgart und auf den angrenzenden Autobahnen gemessen worden ist.
Dort hat sich 2013 ein wahres Blitzlichtgewitter abgespielt. Gut 606 000 Tempoverstöße haben Stadt und Polizei gezählt – 22 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011. Dazu kommen 5801 Fahrverbote – bisher lag die Höchstmarke bei 3200. Allerdings kommt der Anstieg in erster Linie von zusätzlichen stationären Anlagen. Von denen am Schattenring und an der Leonhardskirche etwa, aber vor allem von den dreien entlang der Autobahn 8.
Die Blitzer lohnen sich. Allein die Stadt Stuttgart verzeichnet pro Jahr Einnahmen von deutlich über 20 Millionen Euro, die Kosten liegen bei etwa der Hälfte. Das ist laut der Stadtverwaltung aber nicht der Grund für die ständig neuen Anlagen. Stattdessen gehe es um Unfallvermeidung und zuletzt auch immer häufiger um Luftreinhaltung. Und sie zeigten Wirkung, freut sich Joachim Elser, Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung: „Die Intensität der Verstöße hat trotz steigender Fallzahlen deutlich nachgelassen.“ Dennoch schaffte es ein Autofahrer, sich in der Innenstadt mit satten 135 Stundenkilometern erwischen zu lassen, wo nur 50 erlaubt sind.
Die drei Autobahnblitzer entlang der A 8 bei Stuttgart haben auch die landesweite Bilanz erheblich beeinflusst. Auf den Autobahnen in Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr 590 000 Verfahren wegen Geschwindigkeitsverstößen eingeleitet worden – 45 000 mehr als noch 2012. Laut Wilfried Schramm, dem Leiter der Zentralen Bußgeldstelle in Karlsruhe, sind gegen 13 000 Autofahrer Fahrverbote verhängt worden. Und das, obwohl die Polizei bei mobilen Messungen weniger Temposünder erwischt hat als zuvor. „Die stationären Anlagen bei Stuttgart haben diesen Rückgang allerdings mehr als ausgeglichen“, sagt Schramm. Dort ist gut ein Fünftel aller unschönen Bilder auf den Autobahnen im Land gemacht worden.
Hintergrund Neue Blitzer
Hintergrund Neue Blitzer
In Stuttgart stehen derzeit 31 stationäre Blitzer an 15 verschiedenen Standorten. Nicht immer sind alle mit Kameraeinsätzen bestückt, die Schwerpunkte werden je nach Bedarf unterschiedlich gewählt. Im vergangenen Jahr waren einige Anlagen wegen Baustellen zeitweise außer Betrieb. Neu dazu kamen die Lasermessanlagen am Schattenring und an der B 14 auf Höhe Leonhardskirche. Beide gingen erst Ende November in Betrieb, haben aber bereits kräftig zur Bilanz beigetragen.
Auch in der nächsten Zeit sind weitere Anlagen geplant. Sie sollen im Schwanenplatztunnel zwischen der Innenstadt und Bad Cannstatt stehen. Der genaue Zeitpunkt ist noch nicht klar, es wird wohl aber bis Anfang nächsten Jahres dauern. Der Grund: Im Zuge des Baus des Rosensteintunnels soll auch der Schwanenplatztunnel saniert werden. Die Verkehrsüberwachung will sich mit dem Aufbau der Messanlagen dabei einklinken, damit die Behinderungen für die Autofahrer und die Kosten so gering wie möglich bleiben.
Ein weiterer Anstieg der erwischten Temposünder ist auch auf der A 8 zu erwarten. Dort stehen drei der vier geplanten Messanlagen seit Mai vergangenen Jahres. Vor gut zwei Monaten ist jetzt die vierte Anlage zwischen Kreuz Stuttgart und Leonberg hinzugekommen. Sie hat in den ersten Wochen mehr Autofahrer geblitzt als die drei anderen Anlagen zusammen. Die vier Anlagen sind mit dem flexiblen Tempolimit auf den neuen Schilderbrücken synchronisiert. Das gesamte System soll den Verkehr auf dem hoch belasteten Autobahnabschnitt flüssig halten und Unfälle reduzieren. Die ersten Monate waren allerdings geprägt durch technische und personelle Probleme. (jbo)