Die fünf Insassen des Unterwasserboots „Titan“ sind offenbar tot. Die Behörden gehen von einer Implosion infolge eines Kollaps der Druckkammer aus. Foto: Oceangate Expeditions/PA Media/d/Oceangate Expeditions

Das tagelange Bangen um die fünf Menschen an Bord der „Titan“ hat ein trauriges Ende gefunden. Nach fieberhafter Suche wurden nun Trümmerteile nahe dem Wrack der „Titanic“ entdeckt. Für die Besatzung gibt es damit keine Hoffnung mehr.

Nach tagelanger fieberhafter Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der fünf Insassen des nun im Atlantik entdeckten Tauchboots „Titan“ aus. Dieses wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst und war auf dem Weg zum Wrack des 1912 gesunkenen Luxusdampfers „Titanic“. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt der „Titan“ zum Mutterschiff ab.

Jetzt steht fest: Die in der Nähe des „Titanic“-Wracks in mehr 3800 Metern Tiefe gefundenen Trümmerteile gehörten zum verschollenen U-Boot. Das teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Tauchroboter entdeckt Trümmerteile der „Titan“

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der „Titanic“ entfernt auf dem Meeresboden in rund 3800 Meter Tiefe gefunden, wie die Küstenwache mitteilte.

Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden. Die Behörden gehen von einer Implosion infolge eines Kollaps der Druckkammer aus.

Was geschieht bei einer Implosion?

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.

Wann ereignete sich die Implosion?

Zum Zeitpunkt der Implosion könne die Küstenwache noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein „katastrophales Ereignis“ wahrgenommen. US-Medien berichteten, dass ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy die Implosion wohl bereits am Sonntag registriert hatte.

„Titanic“-Regisseur ging schon früh von Implosion aus

Der Regisseur des Hollywood-Blockbusters „Titanic“ (1997), James Cameron, hat nach eigenen Worten bereits kurz nach dem Verschwinden des Tauchboots am Sonntag eine Implosion des Gefährts befürchtet.

Grund sei, dass die „Titan“ nicht nur ihre Kommunikation verloren habe, sondern gleichzeitig auch nicht mehr getrackt werden konnte. „Das einzige Szenario, das mir in den Sinn kam und das dies erklären konnte, war eine Implosion“, sagte Cameron am Freitag dem Sender CNN. Der 68-Jährige ist selbst bereits mehr als 30 Mal zum Wrack der 1912 gesunkenen Titanic abgetaucht.

Haben die Insassen die Implosion mitbekommen?

Die Insassen des Tauchboots haben Experten zufolge von der Implosion ihres Gefährts nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe massiv gewesen. Die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, erklärte die ehemalige Marineoffizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin.

Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen, so Aileen Marty. „Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab.“

Die Insassen der Titan seien auf eine Art und Weise gestorben, bei der sie nicht einmal gewusst hätten, dass sie sterben würden. „Letztlich ist dies mit Blick auf die vielen Möglichkeiten, auf die wir sterben können, schmerzlos.“

Wo genau das Wrack der „Titanic“ liegt, zeigt die folgende Karte.

Wie groß ist der Druck unter Wasser?

Der Druck, der in der Tiefsee auf jeden Zentimeter Oberfläche lastet, ist gewaltig. Er besteht aus den Millionen von Litern Wasser, die auf den Boden der Tiefsee drücken. Diesen Druck nennt man Unterwasserdruck oder hypostatischer Druck. Da Salzwasser eine leicht höhere Dichte als Süßwasser besitzt, ist die Druckzunahme im Salzwasser etwas höher.

Wie wird der Wasserdruck gemessen?

Wasser hat eine deutlich höhere Dichte als Luft. Deshalb steigt der Umgebungsdruck unter Wasser mit der Tiefe stark an. Als Faustregel gilt: Der Wasserdruck pro 10 Meter Wassertiefe nimmt um ein bar zu. In 10 Metern Wassertiefe herrscht ein Unterwasserdruck von 1 bar.

Das Bar (von altgriechisch „barýs“, schwer‘) ist in der Physik, Chemie und in den Ingenieurwissenschaften die physikalische Einheit, mit der man den Druck angibt. Als Faustregel gilt: 1 bar ist etwa der Luftdruck auf der Erdoberfläche oder der hydrostatische Druck einer Wassersäule von 10 Meter Höhe.

1 bar entspricht etwa dem Luftdruck auf der Erdoberfläche sowie dem Gewicht von 1 Kilogramm pro 1 Quadratzentimeter (kg/cm2). Ein Millibar ist etwa der Wasserdruck durch 1 Zentimeter Wassersäule.

In welchem Verhältnis steigt der Druck mit größerer Tiefe an?

In 1000 Metern Wassertiefe herrscht dann bereits ein Druck von 100 bar – umgerechnet also 100 pro kg/cm2. An den tiefsten Orten der Weltmeere, im Marianengraben in über 10 000 Metern Tiefe, lastet somit 1 Tonne Gewicht kg/cm2 auf den Lebewesen.

Anders gesagt: Pro zehn Meter Tiefe steigt der Druck um rund 1 bar. 3800 Meter unterm Meeresspiegel - die Tiefe, in der das Wrack der Titanic liegt - herrscht der 200-fache Druck wie über Wasser.

Wie kann in einer solchen Umwelt überhaupt Leben existieren?

Die Temperatur ist in der Tiefsee mit minus 1 bis plus 4 Grad Celsius gleichbleibend niedrig. Tiefseefische können diesen Wasserdruck standhalten. Viele von ihnen haben keine Schwimmblase und keine sonstigen Hohlräume, die zerquetscht werden könnten. Ein erhöhter Innendruck im Körper hält die Fische stabil. An der Wasseroberfläche würden sie zerplatzen.