Der Griff in die Tasche: Die Täterkreise scheinen sich zu verändern, stellt die Polizei fest. Foto: Achim Zweygarth

Bei Taschendiebstählen gibt es einen neuen auffälligen Trend: Bei den Tatverdächtigen handelt es sich immer öfter um junge Männer aus Gambia.

Stuttgart - Immer häufiger erwischt die Polizei gambische Tatverdächtige als Taschendiebe. Allein bei der Bundespolizeiinspektion Stuttgart hat sich die Zahl der Fälle im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum versechsfacht. „Es ist zu einer Verschiebung der Nationalitäten gekommen“, heißt es bei der Bundespolizei. Die muss sich vor allem um Nachtschwärmer kümmern, die alkoholisiert im S-Bahn-Bereich an Haltestellen und im Zug von Langfingern bestohlen werden.

In den letzten Wochen hat das Phänomen deutlich zugenommen. „Es fällt auf, dass in der Vergnügungsszene zunehmend Taschendiebe gambischer Herkunft aktiv sind“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Die Tatorte seien die Plätze vor Discos oder die Klett-Passage am Hauptbahnhof.

Bereits 18 Verdächtige auf der Liste

In der Vergangenheit waren Gambier als Kleindealer im Drogenhandel auffällig, ehe massive Polizeikontrollen die Lage beruhigten. Nun hat sich das Problem in Richtung Taschendiebstahl verschoben: Waren hier vor allem Täter aus Nordafrika aktiv, so ist deren Anteil inzwischen gesunken: „2016 hatten Verdächtige aus nordafrikanischen Staaten noch eine größere Rolle gespielt“, sagt Bundespolizei-Sprecherin Meriam Kielneker. Jetzt sei von Stuttgart bis Ulm ein Anstieg gambischer Verdächtiger zu verzeichnen. So wurden bereits 18 Beschuldigte gefasst. 2016 waren es nur drei. Und das bei insgesamt sinkenden Fallzahlen.

Hinweise auf organisierte Strukturen gibt es nicht. Stuttgart sei ein Schwerpunkt in der Vergnügungsszene, heißt es bei den Taschendiebspezialisten der Stuttgarter Polizei, und locke eben die Täter aus dem Umland an. Eine Stichprobe der Bundespolizei zeigt: Von sieben gambischen Tatverdächtigen, die in den letzten Wochen gefasst wurden, sind nur zwei in Stuttgart gemeldet. Die anderen stammen aus dem Kreis Esslingen und dem Ortenaukreis.