Zum letzten Mal konnten sich Naschkatzen die Kreationen von „Tarte & Törtchen“ im Stuttgarter Westen sichern. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Kult-Pâtisserie „Tarte & Törtchen“ hat am Sonntag das letzte Mal ihre Glastür im Stuttgarter Westen geöffnet. Erinnerungen an zehn Jahre süße Handwerkskunst.

Zurückhalten? Was soll’s. Tränen kullern über Helena Asts Wangen. Sie steht an den Außentischchen von „Tarte & Törtchen“ an der Gutbrodstraße, schaut emotional auf das Schaufenster des Eckladens. Dort auf der Scheibe ist „Au Revoir“ zu lesen – über einer Zeichnung von Inhaberin Aline John. Das ist wörtlich zu nehmen: Die Glastür der Kult-Pâtisserie, die John mit ihren Mitarbeiterinnen Anna-Theresa Struck und Nina Stein betrieben hat, schließt am Sonntag um 17 Uhr für immer – nach zehn Jahren.

Schlimm findet das Helena Ast. An diesem Sonntag ist sie eigens nochmals von Heimerdingen nach Stuttgart gefahren, um ein letztes Mal süße Köstlichkeiten zu holen. „Das hier war etwas Besonderes! Das werde ich vermissen.“ Sie zeigt auf die praktisch schöne Verpackung ihres Kuchen: „Mein Lieblingstörtchen ist ‚Wunderland’!“ Die Beschreibung der Leckerei an der Theke lautet „Fruchtige Cassis Panna-Cotta auf einem Schoko-Macaron, umhüllt von leicht-herber Mohnmousse mit weißer Schokolade verfeinert und einer süß-sauren Schicht Cassis.“ Die große Version ist schon ausverkauft, es gibt noch das Petit Four.

Kreationen aus besten Zutaten

Ast ist nicht die Einzige, die John, ihrem Team und deren Kreationen aus besten Zutaten nachweint. Fast alle, die da stoßweise Schlangen vor dem Eckladen bilden, sind quasi Stammkunden. Und sie wollen noch einmal genießen – im Café drinnen, auf den Hockern draußen oder später zuhause. „Mein Vater hat uns von hier immer was mitgebracht“, sagt Philip Gohl, der mit seinen kleinen Töchtern ansteht. „Seit acht Jahren wohne ich wieder in Stuttgart – seit dem komme ich hierher, bis heute.“

Lange schon genießt auch Julia Brosch Tarte und Törtchen. „Schade, ab morgen nicht mehr!“, sinniert sie. „Da bleiben Erinnerungen. Ich war schwanger, als ich das erste Mal hier war. Mein Sohn kann schon Brioche sagen, sein Lieblingsgebäck. Hier hat er auch sein erstes Laugenbrötchen gegessen.“ Und ihr Favorit? Brosch zeigt auf „Passion Citron“, ein Mürbeteig-Tartelette mit Zitronencreme, Baiser und Limettenzesten.

Das versteht Gerhard Doh. Aber das Süße sei nicht seins, sagt der ‚waschechte Stuttgart-Westler’. „Mir wird das Café sehr fehlen, es ist unkompliziert, kuschelig mit toller Atmosphäre – und der Kaffee ist super!“