Frühstücksgruppe in der Tankstelle. Foto: Cedric Rehman

Oh, bella Birkach: In der Agip-Tankstelle an der Welfenstraße treffen sich morgens Männer zum Frühstück. Das erinnert nicht nur sie an Italien.

Birkach - Sie kämen eben nach und nach, sagt Hermann Rommel. Er ist heute der Erste von der Runde, die sich regelmäßig in der Agip-Tankstelle an der Welfenstraße trifft. Es scheint ihm aber nichts auszumachen, dass die anderen auf sich warten lassen. Er holt sich eine große Tasse Kaffee und ist sich selbst genug. Nach einem Schluck stellt er die Tasse ab. „Der ist richtig gut, schon allein deshalb lohnt es sich, immer wieder hierher zu kommen“, sagt der Ruheständler.

Am Anfang sei er sogar nur wegen des Kaffees in die Agip-Tankstelle gekommen, erzählt er. Das sei vor 15 Jahren gewesen. Davor habe er lange in Italien und Frankreich gelebt, sagt Hermann Rommel. „Deshalb mag ich keinen deutschen Kaffee mehr“, sagt er. Mit „deutschem Kaffee“ meint Rommel Filterkaffee. In der Agip-Tankstelle gibt es dagegen eine Maschine von einem italienischen Hersteller.

Ein Flair wie in Italien

Hermann Rommel erinnern seine morgendlichen Besuche in der Tankstelle auch aus einem anderen Grund an Italien. „Da frühstücken die Menschen fast immer in einem Bistro. So wie wir das mittlerweile tun“, sagt Rommel. Für Hermann Rommel und einige seiner Freunde ist es Gewohnheit geworden, wie in Italien nicht daheim zu frühstücken, sondern außer Haus zusammen mit anderen.

In Ermangelung eines Bistros treffen sich die mediterran Gesinnten eben in der Agip-Tankstelle mit der italienischen Kaffeemaschine. Die meisten Frühstücksgäste kommen morgens zwischen neun und zehn Uhr in die Tankstelle. Einige in der Runde seien berufstätig, erzählt Hermann Rommel. Sie würden dann oft nur eine Zeitung kaufen und sich noch mit einer Tasse Kaffee zu den anderen stellen. Die Rentner, die mehr Zeit haben, würden dagegen meist ein richtiges Frühstück essen, erzählt er.

Als die Türklingel bimmelt, kommt ein alter Freund

An der Agip-Tankstelle gibt es im Angebot zwei Brötchen mit Butter und Marmelade und eine kleine Tasse Kaffee. Wer noch Hunger hat, kann dann noch ein belegtes Brötchen oder ein Schokocroissant dazu bestellen.

Die Morgenmahlzeit muss niemand im Stehen verzehren. Es gibt drei Bistrotische in der Tankstelle. An einem der Tische sitzt Hermann Rommel noch allein mit seiner Tasse Kaffee. Er muss allerdings nicht lange warten, bis sich das ändert. Die Klingel an der Tür bimmelt, und ein alter Freund, den Rommel seit Jahrzehnten kennt, kommt herein. Der Mann will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Auf Facebook sei er schließlich auch nicht, sagt er. und meint damit wohl: Privat ist privat.

Die Frühstücksrunde ist Männersache

Der Riedenberger bestellt erst einmal Frühstück. Auch er kommt seit Jahren in die Agip-Tankstelle. „Extra runter vom Berg“, sagt er. Er lebe alleine in Riedenberg und habe keine Lust, seinen Morgenkaffee ohne Gesellschaft zu trinken, sagt er. Die Frühstücksrunde in der Tankstelle sei übrigens vor allem eine Männersache, erzählt der Mann. Eine Frau käme ab und zu dazu, sagt er. „Ansonsten sind wir ein richtiger Männerstammtisch, nur eben mit Kaffee und Brötchen statt mit Bier“, sagt er.

Der harte Kern der Frühstücksgäste kennt sich also schon lange. Es sind alte Birkacher, die immer noch im Bezirk oder der direkten Nachbarschaft wohnen. Dennoch sei die morgendliche Kaffeerunde grundsätzlich offen für jeden, der sich etwas unterhalten möchte.

Ab und zu würden Professoren der Universität Hohenheim vorbeischauen, sagt Rommel. Oder es kämen städtische Mitarbeiter vom Friedhofsamt dazu, die etwas auf dem nahen Birkacher Friedhof zu tun haben und Pause machen. Am Wochenende würden sich auch mal Ortsfremde zu der Runde gesellen, die auf der Durchfahrt sind. Bei so viel unterschiedlichen Leuten gehe nie der Gesprächsstoff aus, sagt Hermann Rommel.

Gewürzte Worte am frühen Morgen

Geredet wird viel über Politik. Wobei das Reden auch manchmal durchaus ein Lästern ist. Ein dritter Mann ist mittlerweile an den Bistrotisch getreten. Peter Länge hat eine Zeitung unter dem Arm und gibt einen Politikerwitz zum Besten. „Vom Kreißsaal in den Hörsaal und dann in den Plenarsaal“, sagt er und lacht. „Ich bin scharf wie Essig, wenn wir diskutieren“, sagt er.

Die gewürzten Worte werden von den anderen Frühstücksgästen mit einem schallenden Lachen quittiert. Sogar die Stationsleiterin der Agip-Tankstelle, Jacqueline Stahl, schmunzelt mit. Sie freut sich, dass sie jeden Morgen Gesellschaft hat. Natürlich auch, weil die Akzeptanz des Frühstücksangebots gut sei für den Umsatz der Tankstelle. „Wir haben uns Mühe gegeben, dass unsere Kunden gerne kommen“, sagt sie. Manche sogar so gern, dass die Tankstelle für sie mittlerweile ein Bistro mit Zapfsäulen geworden ist.