Daura Hernández García in ihrer Tanzperformance „Puta“ auf dem Marienplatz Foto: /Dominique Brewing

Das Produktionszentrum freut sich über die Auszeichnung eines seiner Mitglieder: Daura Hernández García kann mit Hilfe der Liedtke-Stiftung ein neues Tanzstück realisieren.

So dramatisch der Tod der in Stuttgart geborenen Choreografin Tanja Liedtke war, so tröstlich ist ihr Fortleben in der nach ihr benannten Stiftung. An die 2007 in Sydney verunglückte Künstlerin erinnert nun auch die Vergabe des Tanja Liedtke Awards, der 2023 nach Stuttgart geht: Ausgezeichnet wurde die Choreografin und Tänzerin Daura Hernández García. Das in Teneriffa geborene, in Madrid und London ausgebildete Mitglied des Produktionszentrums für Tanz und Performance (PZ) platziert Stücke in gesellschaftlich und sozialpsychologisch relevante Kontexte. Körper und Stimme greifen dabei ineinander.

Ausgezeichnet wurde Daura Hernández García für eine neue Projektidee, die Abhängigkeiten innerhalb von Pflegenetzwerken untersuchen möchte. „Wir sind gespannt darauf, wie sie ihre Ideen in einem schön gestalteten Stück umsetzen wird“, teilte die Jury der Liedtke-Stiftung zur Begründung der Preisvergabe mit. Unterstützt wird die Umsetzung ausgezeichneter Konzepte mit bis zu 55 000 Euro.

Szene aus „Puta“ /Dominique Brewing

In Stuttgart hat Daura Hernández García zuletzt die Produktion „Puta“ gezeigt, die im September auf dem Marienplatz Premiere feierte. Das Stück, dessen Titel ein spanisches Schimpfwort („Hure“) zitiert, will Impulse geben für ein Nachdenken darüber, wie der weibliche Körper im öffentlichen Raum präsent ist und wahrgenommen wird. Auch darum, wie Frauen sich den öffentlichen Raum aneignen können, ging es in „Puta“.

Das Produktionszentrum freut sich mit Daura Hernández García – und ebenfalls über die Auszeichnung eines seiner Mitglieder. Der Preis sei eine besondere Ehre sowohl für die Arbeit der Künstlerin als auch für die Stuttgarter Tanzszene. „Die Auszeichnung an Daura Hernández García verdeutlicht das Talent und die Kreativität der Stuttgarter freien Tanzszene und zeigt, wie wichtig die Förderung und Stärkung der lokal kreierenden und produzierenden Künstler*innen ist“, teilt PZ-Geschäftsführerin Laura Sommerfeld mit.

Präsent auch auf Staatstheater-Bühnen

Daura Hernández García, die seit 2013 in Stuttgart lebt und sowohl hier als auch in Spanien arbeitet, ist ebenfalls in Produktionen der Staatstheater Stuttgart als Performerin zu sehen („Ehen in Phillipsburg“, „Die Geschichte von Soldaten“, „Die Zauberflöte“) und als choreografische Unterstützung („Der Würgeengel“) gefragt.

Info

Stiftung
Die Tanja-Liedtke-Stiftung erinnert an die 2007 verstorbene Choreografin und Tänzerin; die designierte Leiterin der Sydney Dance Company wurde in der australischen Metropole von einem Müllauto überrollt. Seit 2008 unterstützt die Stiftung Projekte, die im Sinn der Namensgeberin eine Körpersprache nutzen, „die sich an alle wendet und von allen verstanden wird; eine Sprache, die sich für Humanität und die Lösung unserer Lebensprobleme einsetzt“.

Namensgeberin
Tanja Liedtkes Tanzstücke sind geprägt vom Physical Theatre und haben dynamische Kreativität und zukunftsweisende Aussagekraft. 1977 in Stuttgart geboren, beendete sie ihre Tanzausbildung in Großbritannien an der Elmhurst School for Dance und der Ballet Rambert School. Sie war Mitglied der Australian Dance Company und des DV8 Physical Theatre. Ihr erstes abendfüllendes Stück „Twelth Floor“ tourte nach ihrem Tod mehrere Jahre international.