Der Taifung Hagupit hat die Philippinen mit voller Wucht erreicht. Die Zerstörung hat sich allerdings in Grenzen gehalten. Foto: dpa

Vorerst können die Menschen auf den Philippinen aufatmen: Taifun „Hagupit“ hat zwar viel zerstört, aber die Opferzahl ist zunächst gering geblieben. Jetzt herrscht Alarm in der Metropole Manila.

Tacloban - Taifun „Hagupit“ ist mit gewaltigen Sturmböen und heftigen Niederschlägen über die Philippinen hereingebrochen. Aber Hunderttausende Menschen waren dank früher Warnungen rechtzeitig aus den am stärksten gefährdeten Gebieten geflohen. So wiederholte sich die Katastrophe vom vergangenen Jahr nicht: Taifun „Haiyan“ fegte durch dasselbe Gebiet und riss mehr als 7000 Menschen in den Tod.

Diesmal ertrank nach ersten Angaben eine Frau auf der Insel Samar, ein Mann und ein Kind starben nach Angaben der Lokalbehörden durch Unterkühlung. „Der Taifun wütet noch in mehreren Landesteilen, aber wir haben zunächst hauptsächlich Gebäudeschäden zu beklagen“, sagte der Direktor der Katastrophenschutzbehörde, Alexander Pama. Bis zu eine Million Menschen hatten sich seinen Angaben zufolge in Sicherheit gebracht: bei Verwandten weiter im Landesinneren oder in Notunterkünften.

Der Taifun zog am Sonntag langsam Richtung Nordwesten und hinterließ nach der Insel Samar auch auf der Insel Masbate schwere Verwüstungen. Der Wind entwurzelte Bäume und riss Strommasten aus dem Boden. Dächer wurden abgedeckt und Hütten umgerissen. Auf den Straßen türmten sich Schutt und Äste.

500 Kilometer nördlich von Samar waren die Behörden der Hauptstadt Manila in Alarmbereitschaft: Wenn die Millionenmetropole getroffen wird, droht das ganze Wirtschaftszentrum des Landes lahm zu liegen. Im Ortsteil Baseco zogen Familien aus Slums in ein Evakuierungszentrum.

Ihre Verschläge würden heftigen Taifunböen nicht standhalten. Wo der Taifun durchgezogen war, begannen die Aufräumarbeiten. „Wir konzentrieren uns darauf, Korridore freizumachen, damit Hilfsgüter schnell verteilt werden können“, sagte Katastrophenschutz-Direktor Pama. „Das schaffen wir nicht überall heute, aber in den nächsten Tagen.“ Im vergangenen Jahr warteten Hunderttausende Obdachlose tagelang verzweifelt auf das Nötigste, wie Trinkwasser und Plastikplanen zum Schutz vor Regen.

"Hagupit" ist der internationale Name des Taifuns

„Hagupit“ ist der internationale Name des Taifuns. Auf den Philippinen wird er „Ruby“ genannt. Er traf am Samstagabend (Ortszeit) bei Dolores auf Samar mit Windgeschwindigkeiten von 175 bis 210 Kilometern in der Stunde auf Land. Das entspricht einer Kategorie 3 auf der fünfstufigen Saffir-Simpson-Skala. Er schwächte sich dann auf Kategorie 2 ab, mit 140 bis 170 Stundenkilometern. „Haiyan“ war schlimmer: Er war einer der mächtigsten Taifune, die je Land erreichten.

„Meine größte Sorge sind Überschwemmungen, weil der Taifun sich so langsam bewegt“, sagte der Gouverneur der Provinz Albay, Joey Salceda, im Fernsehen. „Es könnte am Vulkan Mayon zu Erdrutschen kommen.“ Dort kamen 2006 mehr als 1200 Menschen ums Leben, nachdem sich nach heftigem Regen Erdmassen lösten und Dörfer unter sich begruben.

Auch das Caritas-Hilfswerk warnte: „Neben hohen Flutwellen an der Küste werden in den kommenden Tagen Überschwemmungen und Erdrutsche befürchtet.“ Reinhard Würkner, Asien-Leiter bei Caritas international, sagte laut einer Mitteilung: „Tausende von Menschen stehen ein Jahr nach dem Taifun Haiyan wieder vor dem Nichts und sind dringend auf Hilfe angewiesen.“

Zugleich hieß es vom Kinderhilfswerk Plan International: „Diesmal sind die Menschen in den Philippinen wesentlich besser auf den Taifun vorbereitet.“ Viele Haiyan-Überlebende seien allerdings noch in provisorischen Unterkünften untergebracht gewesen.

Die Katastrophenhilfe ISAR Deutschland (Duisburg) entsandte nach eigenen Angaben ein dreiköpfiges Erkundungsteam auf die Philippinen. Es sei am Sonntag in Manila eingetroffen.