Foto: dpa

Während Kinder weniger Karies haben, steht es um das Gebiss Erwachsener nicht zum Besten.

Bremen - Die gute Nachricht zuerst: Unter deutschen Kindern sind Zahnlöcher auf dem Rückzug. Zwischen 1994 und 2000 reduzierte sich der Kariesbefall bei den Sechs- bis Siebenjährigen um 24, und bei den Zwölfjährigen sogar um 50 Prozent. Bei den Erwachsenen zeigt sich hingegen kein positiver Trend. Laut Robert-Koch-Institut werden ihnen pro Jahr zehn Millionen kranke Zähne gezogen, es gibt nur wenige, die nicht mehrere Füllungen oder Kronen im Mund hätten.

Bleibt die Frage nach den Ursachen für das schlechtere Gebiss der Erwachsenen. Allein an der größeren Menge an Lebensjahren liegt es nicht. "Viele Erwachsene scheinen die erlernten Prophylaxe-Maßnahmen aus der Jugend wieder zu vergessen", beklagt Zahnarzt Stefan Zimmer von der Universität Witten-Herdecke. Offenbar werden aber auch falsche Akzente gesetzt.

So kümmern sich viele penibel um die Auswahl der richtigen Zahnpasta: Fast 600 Millionen Euro geben die Bundesbürger jährlich für ihre Pasten aus. In ihrer Wirkung unterscheiden sie sich kaum: Sie unterstützen die Reinigung und versorgen die Zahnoberfläche mit Fluor. Der zahnärztliche Ratschlag hingegen, mindestens alle zwei Monate die Zahnbürste zu wechseln, wird kaum befolgt.

Schlecht: Nur alle drei Monate eine neue Zahnbürste

Laut der Gesellschaft für Konsumforschung lassen etwa zwei Drittel der Verbraucher mehr als drei Monate verstreichen, bis sie die Zahnbürste wechseln. Ein Fehler! Denn Borsten mit verbogenen Enden können nicht mehr richtig reinigen und verletzen stattdessen das Zahnfleisch.

Beim Kauf der neuen Bürste wählt man am besten Modelle mit kurzem, schmalem Kopf, weil die auch schwer zugängliche Ecken und Winkel erreichen. Kinderzahnbürsten sollten mindestens drei Borstenreihen besitzen. Denn bei nur zwei Reihen besteht das Risiko, dass sie sich, sofern die Bürste mittig auf die Zahnreihe aufgesetzt wird, auseinander biegen und nur noch mit den Borstenseiten reinigen.

Auch bei der Putzdauer gibt es Irrtümer. "Viele glauben", so Peter Heasman, Parodontologe von der Newcastle University in England, "dass ihre Mundhygiene umso besser sei, je länger sie ihre Zähne putzen." Heasman fand jedoch heraus, dass eine Reinigung von zwei Minuten völlig ausreicht, und durch längere Zeitspannen keinesfalls mehr Plaque entfernt wird. "Das Verlängern der Putzdauer vergrößert allenfalls das Risiko, Zahnfleisch und Zahnschmelz zu verletzen."

Zähneputzen dreimal täglich

Idealerweise sollte das Gebiss dreimal täglich für je zwei Minuten gereinigt werden. Der ideale Putz- und Rubbeldruck liegt bei 150 Gramm, das entspricht dem Gewicht einer Orange. Wer beim Putzen stärker presst - was sehr häufig geschieht -, riskiert Schädigungen am Zahnhals.

Für die Reinigung der Zahnzwischenräume empfehlen sich Zahnseiden oder Interdentalbürsten, da die Bürste an diesen Stellen nicht optimal zum Zuge kommt. Denn hier streifen die Borsten nur parallel zur Oberfläche über den Zahn, so dass die Rubbelkraft zum Entfernen von Verschmutzungen und Belägen nicht ausreicht. Weswegen sich schon unsere Vorfahren auf spezielle Weise den Interdentalräumen widmeten. Laut archäologischen Gebissfunden sollen sie bereits ihre Zahnzwischenräume mit Grashalmen oder ähnlichen Materialien gereinigt haben.

Doch aktuell herrscht hierzulande interdental eine ausgeprägte Nachlässigkeit. Der deutsche Zahnseideverbrauch pro Kopf liegt gerade mal bei 0,1 Packungen pro Jahr. Der Anteil regelmäßiger Zahnseideanwender liegt vermutlich unter fünf Prozent. 60 Prozent des Zahnpflegebudgets werden für Zahnpasten aufgewendet, doch nur zwei Prozent auf die Anschaffung von Zahnseide. Dass es auch anders geht, zeigen die USA. Hier gehört das Fädeln im Mundraum für 20 Prozent der Einwohner zur täglichen Körperpflege.