Mit Video - Bürgernähe kommt in Stuttgart an. Rund 7000 Besucher strömten ins Rathaus, um sich beim Tag der offenen Tür zu informieren und zu unterhalten.

Stuttgart - Im Foyer des Rathauses spielt die Band Boys oft the Rocks. Es herrscht ein Gewusel. Vor den meisten Infoständen stehen Interessierte. Die längste Schlange ist vor dem Paternoster. Später wird der Andrang noch größer werden, wenn die Stadträte zum Speed-Dating, sprich: zum Blitztreffen, in den historischen Aufzug bitten.

Anna Deparnay-Grunenberg, Fraktionschefin von Bündis 90/Die Grünen, hat sich auf das Frage-Antwort-Spiel auf engstem Raum gefreut. „Das ist eine besondere Art, sich zu beschnuppern, und zeigt, dass Politiker auch nur ganz normale Menschen sind“, sagt sie. Die kurze Fahrt von zwei Minuten und 40 Sekunden ist für sie kein Problem. „Ich bin es gewohnt, schnell zu antworten, und wenn die Zeit nicht reicht, kann man sich ja später noch einmal austauschen.“

Eng ist es nicht nur im Paternoster, sondern auch im Referat Soziales, Jugend und Gesundheit bei Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP), wo die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Flüchtlingskreise im Raum 120 ein Flüchtlingszimmer für drei Personen in Originalgröße und Ausstattung ausstellen. Links am Eingang steht ein Tisch mit drei Stühlen, daneben drei Schränke, gegenüber an der Wand ein Doppelbett und ein Einzelbett. In der Ecke ist noch Platz für einen Kühlschrank. 4,5 Quadratmeter stehen einer Person als Wohnfläche zu. Manchem wäre der Raum schon beengt vorgekommen, wenn er sich dort allein aufgehalten hätte und nicht mit anderen Besuchern.

„Die Reaktionen sind völlig unterschiedlich. Aber mit dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit wollen wir vor allem aufklären“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Elizabeta Klitsch-Znidaric. Auch Isabel Fezer war überrascht vom großen Andrang.

Größter Magnet für die rund 7000 Neugierigen ist allerdings das Büro von OB Fritz Kuhn (Grüne), der trotz einer schweren Erkältung die Bürger empfängt. Die haben unterschiedliche Anliegen. Stuttgart-21-Gegner sind ebenso darunter wie zwei Jungs, die sich beim OB für einen neuen Spielplatz bedanken. Thema Nummer eins unter den Besuchern ist aber die eher puristische Ausstattung des großzügigen Amtszimmers. „Ja, bei mir ist es eher nüchtern, weil ich an meinem Schreibtisch die Ruhe suche, mich auf das Wesentliche konzentrieren und dabei nicht abgelenkt werden will“, sagt Kuhn.

Während seine Gäste zu weiteren Attraktionen übergehen, ist für den Rathauschef nach einem Rundgang durchs Haus krankheitsbedingt schon Schluss. Aber vom Rathaus-Rössle, einem neuen Laugengebäck, das künftig bei städtischen Veranstaltungen gereicht wird, hat er noch gekostet.